Wegen hoher Inflation - Privatkonsum gerät ins Stottern
Die Inflation schmälert die verfügbaren Einkommen der Menschen in Deutschland. Das hat Folgen für den Konsum als wichtige Konjunkturstütze. Zur Jahresmitte könnte sich eine Wende abzeichnen.
Die Inflation dämpft nach Einschätzung von Ökonomen in diesem Jahr den Konsum der Menschen in Deutschland. Der Privatkonsum dürfte damit als wichtige Konjunkturstütze zunächst ausfallen. "Die hohe Inflation schmälert die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte und führt zu einem Rückgang der privaten Konsumausgaben im laufenden Jahr", prognostizierte das Kieler Wirtschaftsforschungsinstitut IfW. Ähnlich äußerte sich das Ifo-Institut.
Wende durch höhere Löhne und weniger Inflation
Da die Reallöhne vor dem Hintergrund der Inflation weiter sinken dürften, dürfte vor allem der private Konsum seinen Rückgang fortsetzen, erläuterte das Ifo. Die Wende komme im Jahresverlauf: "Spätestens ab Jahresmitte werden steigende Reallöhne die Binnenkonjunktur stützen", sagte Ifo-Konjunkturforscher Timo Wollmershäuser. Dazu sollen neben spürbaren Tariflohnanstiegen auch allmählich sinkende Inflationsraten beitragen. "Der Gipfel der Inflation ist erreicht", sagte Wollmershäuser. Im Durchschnitt des Jahres 2023 erwartet er einen Wert von 6,2 Prozent.
Teuerungsrate leicht abgebremst
Dass die Inflation ihr höchstes Niveau hinter sich gelassen haben könnte, zeigten auch Daten aus dem deutschen Großhandel. Der Preisauftrieb schwächte sich dort im Februar erneut ab und war erstmals seit fast zwei Jahren mit 8,9 Prozent nicht mehr zweistellig. Im Januar hatte die Jahresrate noch bei 10,6 Prozent gelegen. Der Großhandel ist eine von mehreren Wirtschaftsstufen, die auf die Verbraucherpreise einwirken.
Ifo rechnet nicht mit Wirtschaftswachstum
Die Konjunkturaussichten für dieses Jahr beurteilt das Ifo eher trübe und rechnet einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent. Die Münchner Forscher sind damit etwas pessimistischer als die Bundesregierung und manche andere Volkswirte. Die Regierung erwartete zuletzt einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um 0,2 Prozent. Das IfW sagt ein Wachstum von 0,5 Prozent voraus. Die Aussichten für Europas größte Volkswirtschaft hätten sich leicht aufgehellt.
Kein Inflation-Teufelskreis durch höhere Löhne
Die sich abzeichnenden Lohnerhöhungen von gut fünf Prozent in diesem und knapp sechs Prozent im kommenden Jahr dürften nach Ansicht von IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths keine "Zweitrundeneffekte" auf die Inflation haben.
Wenn eine steigende Inflation zu höheren Tarifabschlüssen und damit Lohnkosten führt, kann dies wiederum die Teuerung anheizen. Löhne und Preise würden sich gegenseitig hochschaukeln und die Inflation verfestigen - der sogenannte Zweitrundeneffekt.