Tierhaltungslogo im Supermarkt - Bundestag entscheidet über Einführung
Schon lange wird um eine offizielle Kennzeichnung gerungen, die für den Fleischkauf anzeigt: Wie lebte einst das Schwein im Stall? Bisher scheiterten alle Versuche dafür. Doch jetzt soll grünes Licht kommen.
Bei Schnitzeln und Steaks im Supermarkt soll sich bald ein genauerer Blick lohnen - auf ein neues schwarz-weißes Logo auf vielen Verpackungen. Nach jahrelangem Gezerre soll der Bundestag am Freitag eine staatliche Kennzeichnung beschließen, an der man beim Fleischkauf die Bedingungen in der Tierhaltung erkennen kann. Noch in diesem Jahr will Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) die Pflichtanzeige in die Kühltheken bringen, die zunächst mit frischem Schweinefleisch starten soll.
Hühnerhaltung als Vorbild
"Verbraucherinnen und Verbraucher wollen wissen, was sie essen", sagte Grünen-Fraktionschefin Britta Hasselmann. Die dafür notwendige Transparenz werde nun geschaffen. Obwohl es seit fast 20 Jahren mit der Eierkennzeichnung ein erfolgreiches Vorbild gebe, seien die Vorgängerregierungen hierbei nicht vorangekommen. "Damals wurde im Supermarkt für alle erkennbar, wie Hühner gehalten werden." Der Anteil unverarbeiteter Eier aus Käfighaltung sei damit stark reduziert worden.
Die Kennzeichnung
Geplant ist ein System mit fünf Kategorien, wenn Ferkel nach der Aufzucht in die Mast kommen. Es beginnt bei der Haltungsform "Stall" mit den gesetzlichen Mindestanforderungen. Die Stufe "Stall+Platz" gibt unter anderem 12,5 Prozent mehr Platz vor, die Stufe "Frischluftstall" Kontakt zu Außenklima etwa mit offenen Stallseiten. Dazu kommen die Stufen "Auslauf/Weide" und "Bio"
Das Logo
Aussehen soll die Kennzeichnung sachlich-nüchtern: ein weißes, leicht abgerundetes Rechteck, in dem in schwarzer Umrahmung "Tierhaltung" steht. Die Haltungsform anzeigen soll dann ein schwarz ausgefülltes kleineres Rechteck - bei fünf kleinen Rechtecken für die fünf Kategorien. Bei gemischten Produkten wie Hackfleisch oder großen Packungen mit Fleisch aus verschiedenen Haltungsformen können auch Prozentangaben in den kleinen Rechtecken stehen: also zum Beispiel "70% Stall" und "30% Stall+Platz".
Schrittweise Einführung des Logos
Özdemir rechtfertigte die schrittweise Einführung, um das Logo nach früheren geplatzten Anläufen überhaupt wahr zu machen - es soll aber zügig weitergehen. Noch in diesem Jahr soll nach dem Willen der Koalitionäre eine Ausweitung auf verarbeitete Ware wie Wurst und die Gastronomie in Angriff genommen werden - ebenso auf Zuchteber, Sauen und Ferkel. Danach sollen in dieser Wahlperiode bis 2025 auch andere Tierarten folgen.
Weitere Änderungen der Haltung
Neben der Kennzeichnung sollen weitere Elemente für einen Wandel der Tierhaltung zu höheren Standards kommen. Beschließen soll der Bundestag am Freitag daher auch Erleichterungen im Baurecht für Ställe. Im Kern sollen sie möglich werden, wenn Anlagen für die drei oberen Haltungsformen "Frischluftstall", "Auslauf/Weide" und "Bio" umgestaltet werden. Um jedem Tier mehr Platz zu bieten, sollen Bauern größer bauen können, solange die Höchstzahl der Tiere gleich bleibt.