Handel leidet an Inflation - Die Deutschen kaufen weniger
Die hohe Inflation macht dem Einzelhandel in Deutschland außerordentlich zu schaffen. Der Handelsverband Deutschland (HDE) geht in einer am Dienstag veröffentlichen neuen Prognose davon aus, dass die Umsätze der Branche in diesem Jahr real - also preisbereinigt - um vier Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen werden.
Bisher war der Handel von einem realen Minus von drei Prozent ausgegangen. Nominal dürften die Umsätze der jüngsten Prognose zufolge um drei Prozent auf gut 650 Milliarden Euro steigen. HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth verwies auf eine Verbandsumfrage, nach der ein Viertel der Verbraucher in Deutschland Angst haben, nicht mehr mit dem Geld auszukommen. "Oft kaufen sie weniger, in vielen Fällen weichen sie auf günstigere Produkte aus", sage Genth. Insgesamt gäben 45 Prozent der Bevölkerung an, sich in irgendeiner Weise einzuschränken.
Letzte reale Umsatzeinbußen 2009
Wie hart die Inflation den Handel trifft, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Reale Umsatzeinbußen verzeichnete die Branche zuletzt in der Finanzkrise 2009. Damals fiel der Einbruch der Umsätze mit inflationsbereinigt 3,4 Prozent allerdings noch etwas geringer aus, als es für dieses Jahr erwartet wird. Einen Einbruch in vergleichbarer Höhe habe es mindestens seit der Jahrtausendwende nicht mehr gegeben.
Stationärer Handel besonders betroffen
Besonders stark trifft die Konsumflaute der HDE-Prognose zufolge den stationären Handel. Hier sollen die Umsätze inflationsbereinigt in diesem Jahr sogar um fünf Prozent schrumpfen. Das hat Folgen. Der Handelsverband geht davon aus, dass in diesem Jahr rund 9.000 Geschäfte für immer ihre Türen schließen werden. Das wären fast doppelt so viele wie in einem "normalen" Jahr vor der Corona-Krise.
Vor allem langlebige Produkte wie Möbel, Bau- und Heimwerkerbedarf oder Fahrräder würden zurzeit deutlich seltener gekauft als in den vergangenen Jahren, berichtete HDE-Präsident Alexander von Preen.
Lichtblicke für die Branche
Doch gibt es laut von Preen auch einige Lichtblicke für die Branche. Die Inflation habe offenbar ihren Höhepunkt überschritten und auch Lieferengpässe seien seltener geworden, sagte der Branchenkenner. In der zweiten Jahreshälfte rechnet der HDE deshalb mit zumindest stabilen oder sogar besseren Rahmenbedingungen für den Einzelhandel in Deutschland.