Ifo-Chef Fuest zu Teilzeit - Rückkehr lohnt sich oft nicht
In Deutschland gibt es zwar mehr Beschäftigte, aber die geleistete Arbeit steigt nicht entsprechend. Das Problem könnte abgemildert werden, wenn Teilzeitkräfte wieder voll arbeiten. Doch am Ende bleiben oft nur ein paar Euro mehr.
Der Wirtschaftsforscher Clemens Fuest hat beklagt, dass sich Mehrarbeit in Deutschland für viele Menschen kaum lohnt. Das gelte nicht nur für das Bürgergeld, sondern auch bei kleineren und mittleren Einkommen, weil Zuschüsse wie Wohngeld oder Kinderzuschlag davon betroffen seien, sagte der Chef des Wirtschaftsforschungsinstitutes Ifo der "Augsburger Allgemeinen".
"Von 2.000 Euro mehr brutto bleiben am Ende 32 Euro netto übrig"
Fuest nannte als Beispiel eine Familie mit zwei Kindern in einer Stadt mit hohen Mieten wie München. Wenn das Einkommen der Familie durch Mehrarbeit einen Sprung von 3.000 auf 5.000 Euro brutto im Monat mache, würden nicht nur Steuern und Sozialabgaben fällig. Zusätzlich fielen die Sozialtransfers weg. "Von den 2.000 Euro mehr brutto bleiben am Ende 32 Euro netto übrig. Da versteht jeder, dass sich arbeiten nicht lohnt."
Transferleistungen prüfen
Fuest forderte von der Politik, die verschiedenen Transferleistungen zu prüfen und dann dafür zu sorgen, dass man vom Einkommen aus Mehrarbeit einen größeren Anteil behalten kann. "Das ist nicht ganz trivial, aber machbar."
Stärkere Anreize nötig
Für den Einzelnen sei Teilzeitarbeit verständlich, sagte Fuest. Für die Volkswirtschaft insgesamt heiße das aber, dass weniger Güter und Dienstleistungen produziert würden. Das wirke sich auf die Wirtschaftsleistung und damit auf Steuereinnahmen und die Sozialkassen aus. "Wir brauchen stärkere Anreize, von Teilzeit in Vollzeit zu wechseln."