Problemkind Europa - WTO senkt Welthandels-Prognose
Die Inflation dämpft 2023 die globale Nachfrage nach Industriegütern. Dieses Jahr wird eine Erholung erwartet. Wie stark, hängt jedoch von Kriegen und Spannungen ab.
Der globale Warenhandel ist nach Angaben der Welthandelsorganisation (WTO) 2023 um 1,2 Prozent geschrumpft und dürfte dieses Jahr voraussichtlich um 2,6 Prozent wachsen. Damit zeichnete die Organisation in ihrer jüngsten Prognose in Genf ein pessimistischeres Bild als noch im Oktober. Damals war sie von plus 0,8 Prozent für 2023 und plus 3,3 Prozent für 2024 ausgegangen.
Problemkind Europa
"Der Rückgang des Handelsvolumens von 2022 auf 2023 war größtenteils auf Europa zurückzuführen", sagte WTO-Chefökonom Ralph Ossa. Laut WTO liegt die Entwicklung des Handelsvolumens in Europa hinter den meisten anderen Regionen zurück. Vergangenes Jahr schrumpften die europäischen Exporte um 2,6 Prozent, während Importe um 4,7 Prozent abnahmen. Dieses Jahr rechnet die WTO mit einem Exportwachstum von 1,7 Prozent und beinahe unveränderten Importen.
Reallöhne und Nachfrage steigen wohl wieder
Hohe Energiepreise und die Inflation dämpften 2023 die weltweite Nachfrage nach Industriegütern. Die WTO-Fachleute erwarten, dass der Inflationsdruck dieses Jahr abnimmt. Damit könnten Reallöhne steigen und die Nachfrage besonders in reicheren Ländern wieder anziehen, hieß es. Für 2025 prognostiziert die WTO ein globales Handelswachstum von 3,3 Prozent.
Ungewissheit durch Kriege
Die Erholungs-Prognose steht jedoch unter Vorbehalt. Angesichts bewaffneter Konflikte, geopolitischer Spannungen und der Unsicherheit über wirtschaftspolitische Maßnahmen "überwiegen die Abwärtsrisiken", wie die WTO warnte. Ihre Fachleute wiesen etwa auf die Probleme auf den zwei wichtigsten Seehandelsrouten im Roten Meer und dem Panamakanal hin sowie auf die Spannungen zwischen den USA und China, die vor Deutschland die Ranglisten der weltgrößten Export- und Importländer anführen.
Dickes Plus bei digitalen Dienstleistungen
Im Gegensatz zum Warenhandel wuchsen die Exporte von digitalen Dienstleistungen 2023 um 9 Prozent und erreichten einen Wert von 4,25 Billionen Dollar (3,95 Billionen Euro). Dazu gehören unter anderem Streaming-Dienste, digitale Bildung und Online-Dienste für Firmen. Digitale Leistungen machten vergangenes Jahr 13,8 Prozent der gesamten globalen Waren- und Dienstleistungsexporte aus.