Lufthansa-Versammlung: Aktionäre segnen Vorstandspläne ab
Erst Kritik, dann Zustimmung - Aktionäre segnen Lufthansa-Kurs ab
Ungeachtet einiger Kritik am Vorstandsumbau vor wenigen Wochen haben die Aktionäre der Deutschen Lufthansa AG auf der Hauptversammlung sämtlichen Vorschlägen der Verwaltung zugestimmt. Dazu gehörte auch die erste Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 30 Cent pro Aktie.
Für die vier vorherigen Geschäftsjahre waren die Eigentümer wegen der Corona-Belastungen leer ausgegangen. Die geringste Zustimmung von 73,21 Prozent gab es in Frankfurt für den Bericht zur Vorstandsvergütung.
Kritik am Aktienkurs und Vorstandsumbau
Unzufrieden zeigten sich Aktionärsvertreter insbesondere über den weiterhin schwachen Aktienkurs der Lufthansa im MDax. "Dass auf einen Schlag gleich vier Vorstände von Bord gehen, hat bei uns für große Verwunderung gesorgt. Das Beben im Vorstand hatte auch den Aktienkurs erschüttert", kritisierte zudem Ingo Speich von der Sparkassen-Investmentgesellschaft Deka. Er bedauerte wie andere Redner den Abgang von Finanzvorstand Remco Steenbergen zum Pharma-Riesen Sandoz. Steenbergens Nachfolger Till Streichert war am Vortag ab September diesen Jahres berufen worden.
Reaktion des Aufsichtsrats auf Kritik
Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley wehrte sich gegen den Eindruck eines hastigen Vorstandsumbaus. Es seien zwei Verträge ausgelaufen, und Steenbergen habe das Unternehmen verlassen wollen. Man habe die Personalien "ruhig und bedacht entschieden" und erwarte von den neuen Vorständen nun gute Arbeit. Neu im Aufsichtsrat ist die Fresenius-Finanzchefin Sara Hennicken.
Kritik an Gewerkschaften und Arbeitskämpfen
In einer persönlichen Erklärung kritisierte Kley die Gewerkschaften, die im Kontrollgremium vertreten sind, scharf. Den Arbeitskämpfen im Frühjahr sei Maß und Mitte verloren gegangen. Die Belastungen der Lufthansa durch die Arbeitskämpfe bezifferte er noch einmal auf 350 Millionen Euro im ersten Quartal und rund 100 Millionen Euro im zweiten Quartal. Ende April hatte die Lufthansa angekündigt, wegen der finanziellen Streik-Folgen an der Kostenschraube drehen zu wollen. Die Kernmarke Lufthansa wolle Sachkosten senken, Neuprojekte stoppen und Einstellungen in der Verwaltung prüfen.
Appell für Zusammenhalt und Lösungsfindung
Kley erinnerte an den großen Zusammenhalt, den er im Konzern während der Corona-Krise beobachtet habe. Nun sei das lange erfolgreiche Modell der Sozialpartnerschaft in Gefahr, wenn die maximale Konfrontation gesucht werde. Kley sagte in einem Statement: "Das Unternehmen sind wir alle. Daher sollte man um Lösungen ringen, aber nicht gegeneinander kämpfen."
Beilegung der Tarifkonflikte
Im Unternehmen hatten das Bodenpersonal sowie die Kabinen-Crews in Tarifkonflikten die Arbeit niedergelegt. Zudem mussten wegen Warnstreiks beim privaten Sicherheitspersonal der Flughäfen an mehreren Tagen hunderte Flüge ausfallen. Inzwischen sind die Tarifkonflikte beigelegt.