Zum sechsten Mal seit Sommer - EZB senkt Leitzinsen
Gut für Kreditnehmer, schlecht für Sparer: Die Leitzinsen sinken erneut. Wie die EZB fortfährt, ist ungewiss - auch wegen Trump und des Schuldenpakets aus Berlin.
Die Leitzinsen im Euroraum sinken zum sechsten Mal seit Sommer 2024: Die Europäische Zentralbank (EZB) verringert den für Banken und Sparer wichtigen Einlagensatz um 0,25 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte. Die Bekämpfung der Inflation komme gut voran. Niedrigere Zinsen helfen der schwächelnden Konjunktur im Euroraum, weil Kredite tendenziell günstiger werden.
Sinkende Zinsen für Sparer
Für Sparer ist die erneute Leitzinssenkung keine gute Nachricht: Bekommen Geschäftsbanken weniger Zinsen für Gelder, die sie bei der EZB parken, senken sie meist die Tages- und Festgeldzinsen für ihre Kundschaft. Auf die Bauzinsen dürfte die erneute Leitzinssenkung hingegen keinen Einfluss haben, der Zinsschritt ist Experten zufolge schon eingepreist.
Auch Zinsen für Geschäftsbanken gesunken
Die EZB verringert nicht nur den Einlagenzins, sondern auch den Zins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, weiter: Statt 2,9 Prozent werden dafür nach der jüngsten Entscheidung des EZB-Rates 2,65 Prozent Zinsen fällig.
Noch weniger Wachstum in Europa erwartet
Manche Volkswirte halten es trotz wachsender Unsicherheit für möglich, dass die EZB den Einlagenzins bis Sommer noch etwas heruntersetzen wird, um die Konjunktur anzukurbeln. Nach jüngster EZB-Prognose dürfte die Wirtschaft im Euroraum 2025 nur noch um 0,9 Prozent wachsen. Im Dezember hatte die Notenbank ihre Vorhersage bereits auf 1,1 Prozent verringert.
Für weitere Zinssenkungen spricht auch, dass die Notenbank ihr Ziel stabiler Preise in greifbarer Nähe sieht. Bei mittelfristig 2,0 Prozent Inflation sieht die EZB ihr Hauptziel stabiler Preise und somit einer stabilen Währung im Euroraum erreicht. Allerdings erwartet die Notenbank, dass die Inflation langsamer schwindet als zuletzt vorhergesagt. Statt 2,1 Prozent erwarte die EZB nun für dieses Jahr eine Rate von 2,3 Prozent.
Im Februar lagen die Verbraucherpreise im Euroraum nach Eurostat-Schätzung um 2,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Zuvor war die Rate vier Monate in Folge bis auf 2,5 Prozent im Januar gestiegen.
Inflationswelle gebrochen
Unbestritten ist aber, dass die Inflationswelle im Zuge des Ukraine-Krieges gebrochen ist. Inzwischen hat sich die Inflation im Euroraum weit von ihrem Rekordhoch bei 10,7 Prozent im Herbst 2022 entfernt: Im Jahresschnitt 2024 lag sie bei 2,4 Prozent.
Deutscher Widerstand gegen weitere Zinssenkungen
Weil Zollkonflikte mit den USA die Teuerung anheizen könnten, warnen manche Notenbanker vor zu weitgehenden Zinssenkungen. Kürzlich hatte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel eine Diskussion über ein Ende der Serie von Zinssenkungen angeregt: "Wir nähern uns dem Punkt, an dem wir möglicherweise bei den Zinssenkungen pausieren oder stoppen müssen", sagte Schnabel der "Financial Times". Auch Bundesbank-Präsident Joachim Nagel mahnte kürzlich, "mit Blick auf weitere Zinssenkungen nichts zu überstürzen".

