Expertentipps von Andrea Kutsch - Hilfe, mein Kind will ein Pferd
Für Jana aus Lautertal ist am Dienstag ein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen: Sie hat bei "Wünsch dir was, dann kriegst du das" ein eigenes Pferd gewonnen! Ein Traum, den unzählige Kinder in Hessen teilen. Doch was mach ich als Eltern, wenn mein Kind unbedingt ein Pferd will. Pferdeexpertin Andrea Kutsch gibt Tipps.
"Mammmaaaa, Paaaappaaaaa - ich will ein Pfeeeerd!!!!!!" - dieser Satz versetzt viele Eltern in Angst und Schrecken. Denn das Argument, dass die kleine 3-Zimmer-Wohnung im elften Stock vielleicht keine artgerechte Umgebung für ein Pferd ist, dürfte in den wenigsten Fällen akzeptiert werden. Was also tun?
Wenn das Kind den Kontakt zur Natur sucht: Sofort Gas geben
Erst einmal freuen, sagt Pferdeexpertin Andrea Kutsch: "wenn man schon das Glück hat, dass ein Kind von alleine den Zugang zur Natur sucht, dann sofort Gas geben!" Der Kontakt mit Pferden gibt Kinder und Eltern laut Andrea Kutsch viel zurück: "Was habe ich davon? Glückliche und zufriedene Kinder! [...] Die ziehen eine ganz starke Psyche daraus. Sie können in der Natur sein, sie können auf ein Lebewesen aufpassen, sie lernen mit einem anderen Lebewesen zu kommunizieren und auch mal einen Perspektivwechsel vorzunehmen. Sie müssen überlegen, warum macht mein Pferd jetzt nicht das was ich will... Und das hilft für die gesamte Kommunikation mit Menschen und im sozialen Umgang miteinander".
Trotzdem ist das Pferd im elften Stock natürlich keine Lösung, aber es gibt Alternativen, für die man nicht gleich selber ein Pferd anschaffen muss. Eine Lösung: Einen Reitstall in der Nähe suchen und das mit einem regelmäßigen Ausflug verbinden: "Wenn man das richtig macht, dann macht es auch richtig Spaß weil es was Schönes ist, dass man mit den Kindern gemeinsam machen kann. Bei mir war das immer so: Meine Mutter ist in Neu Anspach einfach spazieren gegangen, ich bin geritten und nach ner Stunde war die wieder da und dann sind wir zusammen nach Hause gefahren. Die hat zwar selber nie ein Pferd angefasst, aber sie hat das ermöglicht."
Aber auch solche Reitstunden können ganz schön ins Geld gehen - darum sind hier kreative Lösungen gefragt, rät Andrea Kutsch: "Man kann Beispielsweise Reitgemeinschaften bilden oder manche Pferdebesitzer sind auch echt froh weil sie sich nicht immer kümmern können und die machen dann sowas wie Patenschaften und dann kann man in den Stall gehen und sich mit kümmern. Dann hat man zwar kein eigenes Pferd, aber für die Kinder ist es superklasse."
Pflegebeteiligung und Turnier-Trottel
Manche Ställe bieten auch eine sogenannte "Pflegebeteiligung" an, bei der die Kinder sich um die Versorgung der Pferde kümmern - füttern, putzen, rumführen... Auch das ist eine gute Möglichkeit, wenn es den Kindern Spaß macht. Dafür zahlen sollte man aber nicht, sagt Andrea Kutsch: "Da gibt es genügend Ställe, bei denen man umsonst mithelfen kann."
Wenn das Kind noch mehr Pferdekontakt will, ist möglicherweise die Aufgabe des TT eine gute Lösung. Die Abkürzung steht wenig charmant für "Turnier-Trottel", ist aber eigentlich lieb gemeint. Ein TT hilft dem Reiter bei diversen Arbeiten: "Er fährt mit aufs Turnier, macht die Pferde für die Reiter fertig und im Gegenzug bekommt man ein bisschen Reitunterricht. Also so habe ich das früher gemacht.", erzählt Kutsch.
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