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Autorin des Bestseller-Ratgebers, das gewünschteste Wunschkind sind Sie. Können wir denn unseren Kindern zu viel Spielzeug geben? Ja, es gibt definitiv ein zu viel, aber kein zu wenig. Kein zu wenig. Okay, Moment. Es gibt zu viel, aber kein zu wenig. Was ist denn zu viel und warum ist es schlecht? Zu viel wird dann ein Problem, wenn Kinder dadurch gar nicht mehr ins Spiel kommen. Also wir neigen ja dazu, unsere Kinder mit Spielzeug zu überschütten, weil wir sie bestmöglich fördern wollen. Auch Oma und Opa sind ganz schnell dabei, wenn es darum geht, tolles Spielzeug zu besorgen. Aber wenn Kinder zu viel Spielzeug haben, dann rennen sie rastlos von einem zum anderen. Die kommen nie in so ein richtiges Spiel hinein. Und dieses Spiel brauchen sie einfach, um zu lernen und sich zu entwickeln. Die geraten dann in so ein Flow, wenn sie sich wirklich auf etwas konzentrieren. Und da lernen sie und da bilden sich neuronale Verknüpfungen. Aber wenn das Angebot zu groß ist, dann schaffen sie einfach nicht mehr richtig, in diesen Flow zu kommen. Wo ist denn die Grenze erreicht? Wann ist es denn zu viel? Das kann man gar nicht so sagen. Also spätestens dann, wenn das Kind sich nicht mehr auf etwas bestimmtes konzentrieren kann. Dann sollte man anfangen auszusortieren. Dass man nur noch ausgewählte Sachen da lässt. Dass man einfach Dinge vorübergehend auf den Dachboden legt, womit es sowieso nicht spielt. Das kann später nochmal interessant werden. Aber eine geringe Auswahl ist ein Garant dafür, dass das Kind wirklich spielt. Okay, aber das klingt mir jetzt fast so, als wären nur 5, 6 Spielsachen im Kinderzimmer. Ja, richtig. Also es klingt nach sehr wenig. Ja, das wäre das Optimum. Ganz ehrlich. Einfach mal ausprobieren schlage ich vor. Tatsächlich brauchen Kinder eigentlich überhaupt gar kein Spielzeug. Also Kinder können auch ganz unproblematisch groß werden, ohne dass sie je etwas Gekauftes in die Hand bekommen. Weil die lernen eigentlich am liebsten überhaupt an Alltagsgegenständen. Das stellen wir Eltern fest. Unser Smartphone ist am interessantesten. Der Kochlöffel ist interessanter als das bunteste, teuerste Holzspielzeug. Also Alltagsgegenstände sind für Kinder viel, viel wichtiger zum Lernen und zum Spielen. Wie ist das in dem Fall, wenn jetzt Freunde von meinem Kind immer die neuesten Spielsachen haben? Immer das, was gerade so angesagt ist, was man vielleicht auch in der Werbung sieht, was überall zu sehen ist. Und ich selber kann mir das aber einfach nicht leisten. Das ist auch gar nicht schlimm. Man muss unterscheiden zwischen Wünschen und Bedürfnisse. Kinder haben Wünsche und Bedürfnisse. Bedürfnisse sind die ganz essentiellen Sachen wie Schlafen, Zuneigung, Essen und so weiter. Und wenn man ein Spielzeug haben will, ist es ein Wunsch. Und es ist völlig okay, Wünschen auch mal Nein zu sagen. Das müssen wir sogar. Weil Kinder müssen lernen, diesen Schmerz auszuhalten, dass es eben nicht alles gibt. Die werden dann unter Umständen wütend, aber da können wir sie dann gut begleiten. Die können ganz super den Umgang mit dem Gefühl Wut lernen. Okay, ich muss mich da so, ich gleich mich, es tut mir leid, ich hänge immer so ein bisschen. Weil ich gleich mich da ab. Ich habe drei Kinder zu Hause. Und wenn sie jetzt gerade gesagt haben, Kinder brauchen eigentlich gar kein Spielzeug. Das ist natürlich auch sehr theoretisch. Also ich glaube, ich würde jetzt einfach mal sagen, es gibt kein Kind in Hessen, das kein Spielzeug hat. Doch, behaupte ich. Es gibt Eltern, die praktizieren zum Beispiel spielzeugfreie Kinderzimmer. Das ist eine Minderheit, ohne Frage, aber die sammeln sehr gute Erfahrungen damit. Ich will auch nicht damit sagen, dass Spielzeug schädlich ist, um Gottes Willen. Die Kernaussage ist, man braucht es nicht. Und wenn man aber welches schenken sollte, sollte man sich darauf konzentrieren, dass man das Kind in der altersgerechten Entwicklung abholt. Also es gibt ja verschiedene Entwicklungsphasen. In einem bestimmten Alter konzentrieren sie sich mehr auf die Motorik. Da sind halt Hammerspiele ganz super. In anderen Altersstufen, zum Beispiel Ab 4, spielen sie super gerne. Als ob. Also sie versetzen sich in jemand anderen hinein. Da sind dann Puppentheater super oder Puppenhäuser oder Schleichtiere. Aber es reicht halt immer nur eine geringe Auswahl. Es sollte nicht zu viel sein. Aber woran erkenne ich denn gute Spielsachen? Dass sie die Kinder fesseln. Was zum Beispiel überhaupt nicht gut ist, sind so diese blinkenden Plastikspielzeuge, die mit dem minimalen Aufwand irgendwo einen Knopf zu drücken plötzlich ein Feuerwerk an Tönen und Musik von sich geben. Also je einfacher ein Spielzeug ist, umso mehr wird die Fantasie der Kinder angeregt. Zum Beispiel Holzbausteine ist super. Man kann alles mit denen machen. Man kann einen Zoo bauen, man kann einen Turm bauen, man kann mit ihnen kochen, indem man sie in den Topf wirft. Universelle Spielzeuge sind einfach am besten. Ja, Sie haben vollkommen recht. Aber ich sag mal, wenn du was Blinkendes hinstellst und ein paar Holzklötze. Also ich weiß, wo die zuerst hingehen. Ja, und wissen Sie auch warum das so ist? Das kann man ganz einfach mit der Gehirnfunktionalität erklären. Dieses bunte Spielzeug macht sehr viel, obwohl ich sehr wenig Aufwand investiere. Das heißt, in meinem Gehirn wird Dopamin ausgeschüttet und ich habe ein Belohnungsgefühl. Also ich habe einen Erfolg. Den habe ich bei dem Holzbaustein erst auf lange Sicht. Das ist deswegen ein Problem, weil die Verknüpfungen, die da geknüpft werden mit den bunten Spielzeugen, nur sehr kurz im Gehirn sind. Also wenn ich vernetzte Strukturen haben will, dann sollte ich lieber auf Spielzeuge setzen, die mehr Ausdauer verlangen, die mehr Kreativität verlangen. Und das ist einfach bei den blinkenden Dingen nicht. Aber die Kinder lieben es, weil es eben schnelle Erfolge verspricht. Aber dann müssen wir uns auch nicht mehr wundern, wenn die Jugend heutzutage kein Durchhaltevermögen mehr hat. Wenn sie ihr Leben lang gewohnt sind auf ein Knöpfchen zu drücken und es passiert was, dann scheuen sie natürlich auch die Anstrengung. Das ist ja das, was heutzutage oft bemängelt wird. Also weniger Spielsachen, ja. Auf der einen Seite verstehe ich das. Jetzt habe ich keine Kinder, aber ich bin Patentante. Und ich bringe leider immer was mit natürlich. Also wenn jetzt der eine Geburtstag hat und hat in dem Fall einen großen Bruder und noch eine kleine Schwester, bringe ich immer allen was mit. Und die Eltern sind natürlich um Gottes Willen bringen Oma und Opa was mit, bringt die eine Tante was mit, die andere auch noch und so. Aber darauf verzichten möchte ich auch nicht. Das ist halt auch so ein Problem. Da bieten sich dann verbrauchbare Sachen an, zum Beispiel Playmates. Da kann man super mitspielen. Also alle Sachen, die man basteln kann, fördern die Kreativität und können auch irgendwann entfernt werden. Also so einmalige Sachen einfach. Und ansonsten Bücher sind immer toll. Bücher kann man niemals zu viel haben, weil die wirklich ganz stark die Entwicklung der Kinder fördern, die Fantasie. Man kann mit denen interagieren durchs Vorlesen und so weiter. Also Bücher, definitiv gibt es kein zu viel. Was mache ich mit Omas und Opas, die immer was mitbringen? Die meinen es ja nur gut. Die meinen es nur gut. Da gilt genau das Gleiche. Also einfach versuchen zu gucken, was braucht man tatsächlich selber noch. Hat man ein schönes Holzspielzeug, was ein bisschen teurer ist, was man sich gerne leisten würde? Einfach abstimmen. Jetzt gibt es in Frankfurt Niederrad bei uns in Hessen die Katholische Kita Kinderreich. Die fasten gerade 40 Tage Spielzeug. Also da wird alles verstaut. Die Kinder sollen sich dann mehr mit sich selbst beschäftigen, auch mit der Natur natürlich. Das halten Sie vermutlich für sinnvoll, oder? Absolut. Und die werden ganz tolle Erfahrungen damit machen, weil Kinder sich dann wirklich aufs Wesentliche konzentrieren. Und es ist als Erwachsene absolut faszinierend zu beobachten, wie ein Kind nur mit Holz, Wasser oder ein bisschen Matsch spielen kann. Also ich bin ganz sicher, die Kinder werden überhaupt gar nichts vermissen und treten auch vielmehr wieder in den Kontakt miteinander. Weil sie sich auf eine ganz natürliche Weise besinnen. Also wir müssen immer überlegen, früher, als wir noch Urmenschen waren oder Mittelalter, da gab es auch nur ganz wenig Spielzeug. Das heißt, die Kinder sind schon dafür ausgelegt, dass sie sich einfach nur mit der Natur beschäftigen. Und dabei lernen sie super. Aber verstehe ich das als kleines Kind, wenn mir auf einmal die Kuscheltiere weggenommen werden, wenn ich in der Kita auf einmal kein Lego oder keine Bauklötze mehr habe? Das kommt drauf an, wie man es erklärt. Das soll ja nicht als Bestrafung empfunden werden, sondern einfach als Experiment. Die Kinder darum bitten, sich darauf einzulassen und dann schauen, was passiert. Und es gibt wirklich durchweg nur positive Erfahrungen von allen Experimenten in diese Richtung, von denen ich jemals gelesen habe. Ja, also ich finde Ihren Ansatz durchaus interessant. Ich finde es schon extrem. Es ist so wie jeden Tag Vollkornbrot. Okay, ich weiß auch, das ist gesünder als auch mal eine Scheibe Weißbrot dazwischen. Nein, einfach nur ein Appell. Einfach mal ausprobieren. Weniger ist mehr und gucken, was passiert. Zum Alten zurück kann man immer noch, wenn man sagt, das passt für uns nicht. Aber ganz viele sagen wirklich, es entlastet unser Leben und führt zu ganz tollen Effekten. Jetzt haben Sie blinkende Spielsachen angesprochen. Gehen wir mal einen Schritt weiter. Jetzt haben wir auch Handy oder iPad. Die haben eine magische Wirkung auf kleine Kinder. Egal, ob auf kleine oder große. Wie ist es damit mal ans iPad zu gehen? Oder würden Sie sagen, den Elektro-Kram komplett verbannen? Das ist eine ganz schwierige Frage. Grundsätzlich verbannen ist nicht sinnvoll, weil alles, was verboten ist, noch viel mehr interessanter wird. Es kommt auf die Dosis an. Nur ist die Dosis relativ dehnbar. Das eine Kind kommt relativ gut damit zurecht, das zu regulieren und macht nach einer halben Stunde auf und sagt, mir reicht das jetzt. Es gibt aber auch Kinder, die sitzen dann zwei Stunden davor, fünf Stunden davor, wenn man sie liest. An der Stelle halte ich es für sinnvoll, regulierend einzugreifen. Auch hier gilt wieder, das Kind wird erstmal wütend sein. Das liegt aber daran, dass elektronische Medien dazu führen, dass das Gehirn in einem Zustand ist, wo es ganz schlecht mit Frustrationen umgehen kann. Der Moment, wo man sagt, jetzt ist Schluss, wird relativ oft zu einem Schreianfall führen, den man aber auch einfach aushalten muss. Das sollte uns nicht davon abhalten, wirklich Nein zu sagen. Bei den Medien gilt genau das gleiche wie beim Blinke-Spielzeug. Kurzfristige Erfolge durch schnelle Spiele und Belohnungen im Gehirn, sodass es ziemlich attraktiv ist, damit zu spielen, weil wir immer so ein Glücksgefühl verspüren. Deswegen besteht da auch einfach die Gefahr, dass die Kinder mehr davon nutzen als gesund ist. Das klingt alles so ideal. Sind Sie da immer hart mit Ihren Kindern? Wir haben schon feste Regeln. Grundsätzlich spielen machen wir nur am Wochenende. Unter der Woche wird nur ferngesehen und auch nur eine bestimmte Zeit. Aber man ist da auch immer ein bisschen flexibel. Wenn das Kind mal krank ist, dann darf es auch mal ein bisschen länger spielen. Wir unterscheiden auch, ob jetzt wirklich sinnlos gespielt wird oder tatsächlich etwas entwickelt wird. Es gibt ja Spiele und Simulationen wie Minecraft. Auf dem Handy oder auf dem iPad? Genau, sowohl als auch. Da baut das Kind, da hat es Fantasie, da setzt es etwas um. Das ist nicht nur gedaddelt, sinnlos, sondern wirklich eine kreative Leistung. Da sage ich dann auch mal, mach es ruhig länger, weil es ist halt blöd, wenn das Haus nicht fertig ist nach 20 Minuten.