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> Corona-Experte Martin Stürmer zur Winterwelle und vierter Impfung
09.11.2022, 13:40 Uhr
Virologe Dr. Martin Stürmer -
Corona-Winterwelle wird erst noch kommen
In den letzten Wochen sind die Coronazahlen wieder rückläufig. Doch die Winterwelle steht uns erst noch bevor, sagt der Frankfurter Virologe Dr. Martin Stürmer in FFH Guten Morgen, Hessen! Und auch das werde noch nicht die letzte Welle sein.
Was erwartet uns in Hinblick auf das Coronavirus in den nächsten Monaten? Auch wenn sich die Situation derzeit etwas zu entspannen zu scheint, stehen die nächsten Wellen schon in den Startlöchern, sagt Virologe Dr. Martin Stürmer: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir mit der jetzt abgelaufenen Herbstwelle nicht am Ende sind. Wir werden noch eine Winterwelle bekommen - mindestens eine!"
Der Grund dafür sind die neuen Omikron-Ableger, die sich in den letzten Monaten herausgebildet haben - vor allem die Varianten BQ.1 und BQ.1.1. Aber auch die Variante BF.7 ist für Stürmer ein Kandidat für eine mögliche Winterwelle. In der Herbstwelle hatte noch die bekannte Omikron-Variante BA.5 die Hauptrolle gespielt, mit der viele Deutsche schon im Sommer in Kontakt gekommen sind. Die neueren Varianten haben bisher nur eine untergeordnete Rolle gespielt, die Tendenz ist aber steigend.
Gibt es schon eine Herden-Immunität?
Die meisten Deutschen sind dreimal gegen Corona geimpft, viele haben zusätzlich auch noch eine Infektion überstanden. Für eine komplette Entwarnung reicht das aber leider noch nicht, sagt Martin Stürmer: "Die Tatsache, dass sich viele Menschen sowohl mit dem Virus infiziert haben, als auch geimpft worden sind, sorgt dafür, dass wir insgesamt eine ziemlich gute Immunitätslage in der Bevölkerung aufbauen, die uns auch davor schützt, dass wir Infektionen bekommen - außer es handelt sich um neue Varianten, die eben dieser Immunität entkommen können."
Für Martin Stürmer bleibt abzuwarten, in wie weit die neuen Omikron-Ableger BQ.1 und BQ.1.1 dazu in der Lage sind oder ob es in nächster Zeit neue Varianten gibt, die das noch effektiver können: "Insofern haben wir immer einen Wettlauf zwischen Mensch und Virus [...] und es wird in der nächsten Zeit definitiv weiter so gehen. Ich glaube nicht, dass wir aktuell am Ende der Fahnenstange angekommen sind, was die Entwicklungsfähigkeit des Virus angeht." Daher müsse das Ziel weiterhin sein, dass wir es schaffen ein geeignetes Impfschema mit akzeptablen Abständen zu implementieren.
Audios: Dr. Martin Stürmer bei FFH
Die Zahlen sinken: Ist die Herbstwelle vorbei?
Virologe Dr. Martin Stürmer bei FFH
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Ja, man muss in der letzten Zeit schon feststellen, dass die Inzidenz nicht mehr wirklich das Infektionsgeschehen real abbildet. Nichtsdestotrotz sieht man schon, dass die erste Herbstwelle durch ist. Wir haben ja in der Sommerwelle doch relativ viele Menschen gehabt, die sich mit BA5-Omicron-Varianten angesteckt haben. Und diese Herbstwelle war ja auch mehr dominiert mit den alten BA5-Varianten. Insofern ist es nicht so verwunderlich, dass die sich nicht so richtig durchsetzen kann. Es bleibt abzuwarten, inwieweit BQ1, ein weiterer Omikron-Ableger, der ein größeres Potenzial hat, sich da noch durchzusetzen, es schafft, die nächste Welle in Gang zu setzen. BQ1 und BQ1.1, die beiden Ableger, steigen in ihrer Relation an, auf einem niedrigen Niveau. Aber es ist zu erwarten, dass das die nächste Winterwelle sein könnte.
Was erwartet uns mit dem Corona-Virus in diesem Winter?
Virologe Dr. Martin Stürmer bei FFH
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Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir mit der jetzt abgelaufenen Herbstwelle nicht am Ende sind. Wir werden noch eine Winterwelle bekommen, mindestens eine. Ich gehe davon aus, dass es wahrscheinlich eine Welle sein wird mit Omikron Ableger BQ1 bzw. BQ1.1. Die haben sich auch schon in der Herbstwelle aufgebaut, diese Varianten, auf einem sehr niedrigen Niveau und es ist zu erwarten, dass das wahrscheinlich der Kandidat für die nächste Winterwelle sein wird.
Empfehlen Sie eine vierte Corona-Impfung?
Virologe Dr. Martin Stürmer bei FFH
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Ja, was die vierte Impfung angeht, haben wir natürlich das Problem, dass die Ständige Impfkommission diese nur eingeschränkten Personenkreisen empfiehlt, die das auf jeden Fall wahrnehmen sollten. Da bin ich absolut mit der Stikuiner Meinung. Ich würde aber noch darüber hinausgehen. Die Ständige Impfkommission sagt natürlich zu Recht, ihre primäre Aufgabe ist es, in der Empfehlung, schwere Verläufe zu reduzieren oder die Wahrscheinlichkeit dafür zu reduzieren. Ich gehe jetzt einen Schritt darüber hinaus, weil ich der Meinung bin, dass wir mit einer vierten Impfung mit dem angepassten auf BH4 bzw. BH5 angepassten Impfstoff auch noch eine große Chance haben, wieder mehr Infektionen zu vermeiden und damit die Welle abflachen zu können. Insofern würde ich jetzt, die tatsächlich im Herbst und Winter eigentlich jedem, für den der Impfstoff zugelassen ist, die vierte Impfung empfehlen, um eben die Welle so flach wie möglich zu halten.
Haben wir schon eine Herdenimmunität?
Virologe Dr. Martin Stürmer bei FFH
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Die Tatsache, dass sich viele Menschen sowohl mit dem Virus infiziert haben, als auch geimpft worden sind, sorgt natürlich dafür, dass wir insgesamt eine ziemlich gute Immunitätslage in der Bevölkerung aufbauen, die uns natürlich insgesamt auch davor schützt, dass wir Infektionen bekommen, außer es handelt sich um neue Varianten, die eben dieser Immunität, die wir da aufgebaut haben, wieder entkommen können. Es bleibt abzuwarten, inwieweit schon BQ1 bzw. BQ1.1 die neuen Omikron-Ableger dazu in der Lage sind oder ob es eben in der nächsten Zeit neue Varianten geben wird, die das noch effektiver können. Insofern haben wir natürlich immer einen Wettlauf zwischen Mensch und Virus, zwischen unserem Immunsystem und den Fähigkeiten des Virus, neue Varianten zu bilden und es wird in der nächsten Zeit definitiv weiter so gehen. Ich glaube nicht, dass wir aktuell schon am Ende der Fahnenstange sind, was die Entwicklung des Virus angeht. Insofern müssen wir zusehen, dass wir weiter mit angepassten Impfstoffen arbeiten und in der Zukunft es schaffen, ein geeignetes Impfschema mit akzeptablen Abständen zu etablieren.
Ist eine vierte Corona-Impfung sinnvoll?
Die ständige Impfkomission empfiehlt eine vierte Corona-Impfung bisher nur einem sehr eingeschränkten Personenkreis: Menschen ab 60 Jahren und besonders gefährdete Personen. Diese Einschätzung sei auch nachvollziehbar, sagt Martin Stürmer, da es die primäre Aufgabe der Impfkomission sei, schwere Verläufe zu vermeiden.
Trotzdem geht er mit seiner Empfehlung darüber hinaus: "Ich bin der Meinung, dass wir mit einer vierten Impfung mit dem auf BA.4 bzw. BA.5 angepassten Impfstoff auch noch eine große Chance haben wieder mehr Infektionen zu vermeiden und damit die Welle abzuflachen. In sofern würde ich jedem, für den der Impfstoff zugelassen ist, die vierte Impfung empfehlen, um die Welle so flach wie möglich zu halten."