Kreuz & Quer am 21. August - Ehrenamt: engagiert mit Herzblut

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Egal ob Sommergrippe oder Zahnschmerzen, Blinddarmentzündung oder ein Hautausschlag. Wer krank ist, geht zum Arzt oder einer Ärztin. Ist klar, logisch. Und die Krankenkasse zahlt das dann. Nur es gibt viele Menschen, die haben keine Krankenversicherung. Ja und dann? Dafür gibt es Matthias Zimmer. Er ist Internist am Kettler Krankenhaus in Offenbach. Mittwochs nach Feierabend behandelt er Menschen, die keine Krankenversicherung haben. Es ist ein bisschen wie eine kleine Hausarztpraxis, getragen und finanziert von den Maltesern. Die Leute haben alles querbeet von vielleicht ein bisschen Jucken und Kratzen am Arm und fragen sich, warum habe ich das seit Monaten, bis hin dazu, dass sie schwer Luft kriegen, dicke Beine haben und im Prinzip Hilfe benötigen, um überhaupt zu uns zu kommen, weil sie aus eigener Kraft das gar nicht mehr schaffen. Wir haben eine Riesenbandbreite von ganz einfachen Magen-Darm-Entzündungen bis hin zu Tumorerkrankungen. Das ist ein Riesenspektrum von bis. Die Gründe, warum jemand keine Versicherung hat, sind ganz vielfältig. Und es kann oft schneller gehen, als man denkt. Da haben wir zum Beispiel dann den Privatversicherten, der in guten Zeiten ordentlich Geld verdient hat, deswegen auch aus der gesetzlichen in die Private gehen durfte, hat das gemacht und dann ist irgendwann die Geschäftsidee nicht mehr erfolgreich gewesen. Er ist pleitegegangen, insolvent, muss jetzt aber in der privaten Kasse verbleiben, kann sich aber dann die Beiträge nicht mehr leisten und dann wird ihm gekündigt. Und schon hat er keine Krankenversicherung mehr und kommt jetzt in die Zwickmühle zwischen den verschiedenen Kassen. Die einen sagen, aber Sie müssen gar nicht zu uns kommen, weil Sie waren doch woanders, bitte gehen Sie wieder dahin, wo Sie herkamen. Die wollen ihn aber nicht nehmen, weil sie wissen, das ist ein Pleitegeier, mit dem wollen wir kein Geschäft machen. Und schon sitzt er zwischen den Mühlen, müsste jetzt aufwendige Prozesse führen und dann fehlt natürlich den Leuten da die Kraft. Und welche Gründe gibt es noch? Dann haben wir wieder Leute, die gehen arbeiten, meistens auch eher in so einem Niedriglohnbereich und dann werden die nicht richtig sozial versichert, sprich die denken, sie wären versichert. Das heißt, sie werden gemeldet, die werden dann aber auch nach einer gewissen Zeit wieder abgemeldet von der Krankenkasse und dieses Abmeldeschreiben erhalten sie gar nicht, weil nämlich der Arbeitgeber so nett war und hat als Wohnadresse seine Geschäftsadresse angegeben und fängt dann die Post ab. Dann haben wir natürlich auch Menschen, die einfach mit dem Leben, so wie wir das im Allgemeinen vielleicht als normal halten, nicht zurechtkommen, aufgrund von Erkrankungen, aufgrund auch von Schicksalen im Leben und die einfach nicht genug Kraft haben, diese ganzen bürokratischen Dinge zu bewältigen, die man braucht, bis man endlich eine Krankenversicherung hat, vor allen Dingen, wenn das Leben vorher schon aus der Bahn war. Für die Sprechstunde und auch für die Behandlung nutzen Matthias Zimmer und sein Team Räume im Kettler Krankenhaus. Das, was sie hier machen, unterscheidet sich oft kaum von einer normalen Praxis, sagt Dr. Zimmer. Was genau das Gleiche ist, das ist die Intention, wie man mit dem Patienten umgeht, nämlich ihm versuchen zu helfen, zu ergründen, warum er Beschwerden hat und ihm einen Weg aufzuzeigen, wie man diese Beschwerden entweder komplett aufhebt oder zumindest das Leiden lindern kann, sodass es erträglicher wird. Der große Unterschied ist allerdings, das ist aber das Schöne, das, was alle bemängeln, diese Bürokratie, unter der ja viele Ärztinnen und Ärzte immer wieder ächzen, das haben wir nicht. Wir machen eine Medizin von Mensch zu Mensch mit ganz wenig Bürokratie dahinter. In die offene Sprechstunde kommen sehr unterschiedliche Menschen. Gerade was die Verständigung angeht, ist da oft Kreativität gefordert. Das geht los mit Händen und Füßen und dann vielleicht ein bisschen Englisch-Sprocken, die die Patienten unter Umständen mitbringen. Für die schwierigeren Fälle, da muss man sagen, ein Hoch aus Internet. Da gibt es ja inzwischen Übersetzungsmaschinen und wenn die Patienten lesen können, dann schreiben wir denen das einfach, übersetzen das über die Übersetzungsmaschine, die lesen sich das durch und dann kriegen wir von denen eine Antwort zurückgeschrieben. Was wir natürlich dann auch haben, wenn alle Stricke reißen, wir haben so kleine, nette Bilderbücher, da kann man dann seine Beschwerden anhand von Piktogrammen dann erklären und dann drauf zeigen. Das dauert dann alles ein bisschen länger. Aber so können wir versuchen, unseren Patientinnen und Patienten möglichst gerecht zu werden. Matthias Zimmer und sein Team von den Maltesern nehmen sich viel Zeit für alle, die in die Praxis kommen und Hilfe brauchen. Das geht, weil sie eben nicht an bürokratische Vorgaben gebunden sind und alle ehrenamtlich arbeiten. Es ist die Motivation, den Menschen zu helfen. Für viele von uns, insbesondere für uns Malteser, ist es ja auch eine Sache des Glaubens. Wir sehen in dem Leiden unserer Patienten Jesus Christus und sein Leiden. Und so wollen wir dann halt auch jeden Patienten Hand haben, dass wir sagen, er steht im Mittelpunkt unseres Handelns. Und das ist dann so der Spagat zwischen den einen, die sagen, der Glauben motiviert mich und den anderen, die sagen, das ist so schön zu helfen. Und das führt uns zusammen und macht uns stark in der Praxis. Aber Kosten entstehen natürlich trotzdem, zum Beispiel für Medikamente oder Verbandsmaterial. Das Geld kommt aus Spenden, sagt Dr. Zimmer. Wir brauchen mindestens 20.000 Euro im Jahr, um diese Praxis auf Grund betreiben zu können. Das sind die Aufwendungen, die wir so haben für die Medikamente, für die Verbandstoffe, aber auch für die Untersuchungen, die wir manchmal einkaufen müssen. Und da sind wir auf die Spenden angewiesen. Das sind manchmal Institutionen, das sind manchmal Mittelständler. Das sind aber auch einzelne Menschen, die einfach sagen, ich möchte hier mir 50 Euro vom Munde absparen, um das Menschen zu geben, denen es noch schlechter geht als mir. Und das ist natürlich dann immer sehr schön, wie dann die Leute zusammenrücken. Seit etwas mehr als drei Jahren gibt es die Praxis der Malteser Medizin jetzt schon. Auch den Krieg in der Ukraine haben sie gespürt. Denn plötzlich kamen deutlich mehr Geflüchtete in die Sprechstunde, viele auch mit chronischen Erkrankungen. Was sollen wir denn machen mit älteren Herrschaften, die herzkrank sind, brauchen ihre Tabletten, haben über die Flucht hinweg ihre Tabletten jetzt aufgebraucht und sitzen nun hier zwar sicher, satt und warm in Deutschland, aber der Blutdruck steigt jeden Tag weiter an und die Beine werden immer dicker, weil sie sich die Medikamente nicht kaufen können. So, und an der Stelle sind wir dann reingegangen und haben tatsächlich in den Monaten März bis Juni sehr, sehr viele Patientinnen und Patienten behandelt. Pro Sprechstunde waren es manchmal bis zu 20, die dann kamen. Und wir sind sogar dann in manche Unterkünfte reingegangen, weil wir gesagt haben, gut, wir kommen lieber zu euch, wenn ihr gesammelt an einem Ort wohnt. Das ist einfacher, als wenn ihr dann im Gänsemarsch zu uns kommt. Und so haben wir zum Beispiel auch hier in Offenbach eine Unterkunft gehabt mit sehr vielen Frauen und kleinen Kindern. Wir konnten alle über mehrere Wochen hin gut betreuen. Echt toll, dass es dieses Angebot der Malteser gibt. Sie behandeln Menschen, die keine Krankenversicherung haben und sonst ohne ärztliche Versorgung dastehen würden. Die Mitarbeitenden machen das alles ehrenamtlich in ihrer Freizeit und nach Feierabend.