Kreuz & Quer 11.08.2024 Glaube, Freizeit, Fürsorge

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Es ist Sommer, ja und klar, das heißt auch Urlaubszeit. Sich mal ausruhen und erholen am Strand zum Beispiel oder Sightseeing in fremden Städten oder auch vielleicht Wandern in den Bergen. Pfarrer Clemens Matthias Wunderle aus Gernsheim, auch Leiter des Pastoralraums Nördliches Ried, der fährt gerne an die Nordsee nach Borkum. Auch um sich zu erholen, aber nicht nur, denn er ist dort als Urlaubsseelsorger im Einsatz. Wie kommt man da hin? Warst du dort am Strand und dann kam der Kollege und sagte, Oh, Herr Kollege, super, dass Sie da sind. Können Sie mich ein bisschen unterstützen in der Seelsorge oder wie wird man Urlaubsseelsorger? Also das lief tatsächlich über einen Kollegen, aber nicht von dort, sondern in meiner vorigen Gemeinde. Ich war ja vorher Pfarrer in Laubach und Grünberg, das ist in Oberhessen. Und dort unser damaliger Diakon, der ist gerne auch auf die Insel Borkum gefahren, war da schon etliche Male. Und dann hat er mich mal gefragt, du, sollen wir mal zusammen da hinfahren? Und dann habe ich gesagt, ja, warum nicht? Und dann war das total spannend und auch schon die Hinfahrt. Wir sind damals mit dem Zug gefahren und wir sind dann extra mit der langsamen Fähre, man kann aber mit dem Schnellkatamaran fahren, von Emden aus nach Borkum, wir sind dann extra mit der langsamen Fähre. Und wir waren dort eine Woche, glaube ich, ja, und sind dann natürlich, wie sich das gehört, auch in die Kirche gegangen. Und da war also die Möglichkeit, dass die da Urlaubsseelsorger gesucht haben. Und da habe ich gedacht, das könnte ich mal machen. Das heißt, muss man sich da bewerben oder sagt man? Hallo, hier bin ich, ich würde gerne oder wie ist das? Ja, also man sagt einfach, ich könnte mir das vorstellen. Brauchen Sie jemanden? Ich bin dann und dann da. Das habe ich so gemacht. Ich habe einfach mal gefragt und dann hat tatsächlich in der Zeit, in der ich gesagt habe, das könnte gehen, niemand zugesagt gehabt als Seelsorger. Und dann bin ich da reingekommen. Das war vor zehn Jahren, glaube ich, war das erste Mal dort. Also ich mache das immer alle zwei Jahre. So mal ein Jahr sozusagen Berge und das andere Jahr dann mehr. Und wenn es dann alle zwei Jahre ist, mache ich das komplett zwei Wochen Urlaubsseelsorger. Also ich sage jetzt mal, wenn ich an Urlaub denke, dann denke ich ja gerade das, was ich sonst in meinem Job mache, nicht auch zu machen, sondern mich erholen, was anderes sehen. Ist das komisch, wenn man eigentlich auch Pfarrer in Gernsheim ist und da Seelsorge betreibt und dann ist man eigentlich im Urlaub und macht das schon wieder? Ist das nicht seltsam? Tatsächlich werde ich das sowohl von Kollegen gefragt als auch von Leuten aus der Gemeinde. Wieso fährst du nicht in Urlaub? Genau. Warum machst du das auch noch? Kannst du nicht loslassen? Doch, aber es ist anders. Es ist schön. Ich habe dann immer so gesagt, also in die Kirche gehe ich sowieso. Und ich feiere auch gerne Messe und bin gerne mit Leuten zusammen. Das ist so mein Leben. Ich mache das einfach gerne. Das ist so meine Berufung und das klingt jetzt so, aber es ist ehrlich. Es ist tatsächlich so. Und ich biete das gerne an, auch dort zu tun. Außerdem im Urlaub ist alles anders. Also der Rotwein schmeckt auf der Insel auch besser als abends in der Küche. Sozusagen, wenn man in Sonnenuntergang, so ähnlich ist es da auch. Das ist auch bei Fischbrötchen so. Bei Fischbrötchen ist es auch so. Und es ist keineswegs irgendeine Überforderung. Also man hat natürlich jeden Abend eine Messe. In der Urlaubszeit ist das. Wir haben jeden Abend eine Messe. Und früher war es dort auf der Insel Borkum so, die hatten Sonntag sogar drei Messen. Jetzt ist es auch, glaube ich, nur noch zwei. Aber das mache ich auch gerne. Also es bricht mir jetzt nichts ab. Ja, du hast ja gerade so gesagt, es ist irgendwie anders. Also merkst du schon einen Unterschied, ob du, ich sage jetzt mal, deiner Tätigkeit in Gernsheim und im Ried nachgehst. Und dann auf der Insel. Ist da was anders? Sind die Leute anders? Sind die entspannter? Oder sind es andere Themen? Oder gibt es Sachen, wo du sagst, das habe ich gar nicht auf der Insel. Aber bei mir zu Hause natürlich schon. Ich weiß nicht, Beerdigungen, Hochzeiten, wahrscheinlich Erstkommunion und solche Sachen. Also tatsächlich ist es so abgesprochen, die Beerdigungen macht der Urlaubsseelsorger auch nicht. Und auch die gesamte Leitungsorganisation, auch Administration ist sozusagen nicht auf mir. Also das wäre ja auch gar nicht möglich. Also ich habe keinerlei Verantwortung. Für irgendwelche Dinge, wenn irgendwas kaputt ist oder so. Ich bin einfach nur für die Seelsorge da. Und also taufen hatte ich auch noch nicht. Ich hatte aber schon mehrere Trauungen dort. Und die kamen dann einfach so? Oder kamen die aus Gernsheim mit und sagten, ach super, wir heiraten auf Borkum? Also aus Gernsheim ist noch niemand dort gewesen. Aber aus meiner vorigen Gemeinde aus Grünberg waren mal Leute dort. Also jetzt nicht zum Heiraten, sondern die haben dort auch Urlaub gemacht. Und wussten, dass ich dort bin, haben das geheim gehalten. Und erschienen dann plötzlich in der Kirche. Und ich habe gedacht, nee, das sind die nicht. Doch, waren sie es. Ja, war schön. Nein, also das sind Leute, die dort entweder im Urlaub auch sind und dort gerne heiraten möchten. Und dann wurde da gefragt im Fahrbüro. Und in der Zeit war ich turnusmäßig als Urlaubsseelsorger dran. Und dann haben die mich bekommen. Und das war einfach schön. Ist das anders besonders, als wenn das so in der Kirche halt einfach ist, die du täglich kennst? Also mittlerweile ist mir die Kirche dort sehr vertraut. Ich würde schon fast sagen, das ist eine meiner Kirchen. Auch, weil ich da schon so lange bin. Ja, bin da auch ein bisschen zu Hause. Ja, es ist zwar nur eine kurze Zeit, aber ich fühle mich da sehr wohl. Also anders ist insgesamt tatsächlich. Es ist eine Urlaubssituation. Ich würde mal sagen, 90 Prozent der Menschen, die dort in die Kirche gehen, sind in Urlaub. Deswegen ist die Kirche auch total voll. Also sonntags die zwei Gottesdienste sind wirklich sehr, sehr gut besucht. Und zwar auch durch die Bank. Alle Altersgruppen, einfach Familien mit Kindern. Es ist ganz gemischt und ganz, ganz bunt und voll. Das ist ja auch ein bisschen so. Das ist aber total spannend, weil das wäre ja das, was man sich auch für hier in seinen Gottdienstensonntags wünschen würde. Hast du eine Erklärung, wie das kommt? Warum offenbar da irgendwie der Bedarf anders ist? Warum gehen Menschen dann im Urlaub eher mal in die Kirche so? Also ohne den schönen Gedanken da jetzt schmälern zu wollen, ist es eine rein mathematische Frage. Es sind einfach sehr viele Menschen auf Vorkum. Und der Prozentsatz derer, die dann auch in die einzige katholische Kirche dort gehen, ist natürlich dann so, dass die Kirche voll ist. Okay. Das ist mal rein. Ja. Das ist natürlich, klingt jetzt nicht so schön, aber das muss man auch tatsächlich rein rechnerisch mit einbeziehen. Aber ein emotionaler Grund ist, das haben ja auch manche Leute gesagt, sie gehen einfach im Urlaub anders in die Kirche. Bis dahin, dass Leute sagen, ich gehe überhaupt nur im Urlaub in die Kirche. Mir haben Leute gesagt, also wir gehen daheim gar nicht, weil da gefällt uns dieses oder jenes nicht. Oder auch wir gehen halt einfach nicht. Aber im Urlaub, das ist einfach was anderes. Das gehört so zum Urlaubsfeeling dazu. Und da gehen wir auch gerne mal in die Kirche. Ah, okay. Spannend. Oder auch Gespräche, dass Leute sagen, ach, mir ist da bei der Wattwanderung, wissen Sie, ich merke irgendwie, das ist nicht nur im Schlick so schwer zu laufen, sondern da kommt so einiges hoch, wenn ich so alleine. Und das wird dann noch schwerer. Und ich bin jetzt mal da, weil ich kann das hier, hier kann ich mal loslassen. Ja. Und dann gehen die auch zum Gespräch oder zur Beichte auch. Es ist so dieses Stück Freiheit. Ich bin auf einer Insel, da kann mich keiner erreichen. Ich kann aber auch nicht weg. Ich beschäftige mich jetzt mal mit meinem Leben ein bisschen. Ja. Und dann geht das. Das hat eine andere Dimension. Sind es dann andere Gespräche als Seelsorgegespräche, die man zu Hause in der Heimat führt? Weil die Leute eben, weil sie nicht im Alltagsstress eben nicht sind, sondern eben in diesem Urlaubsmodus, wo dann doch eben mehr hochkommen kann. So wie du es gerade beschrieben hast. Ja. Man wandert durchs Watt und hat dann irgendwie so Gedanken, die dann da hochkommen und so. Also ist das anders? Ach, das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ich glaube, im Endeffekt ist es so wie sonst auch. Aber die Motivation, die man da hat, ist, dass man sich da auch noch mal ein bisschen mehr auf die Wattwanderung bewegen kann. Ja. Und dann kommt das dann auch wieder. Und dann kommt das dann auch wieder. Und dann kommt das dann irgendwie so ein bisschen mehr auf die Wattwanderung bewegen kann. Also ich habe den Eindruck, dass es für die Menschen, die da kommen, intensiver ist, weil viele auf der Insel sozusagen so einen Impuls bekommen, jetzt muss ich mal was machen. Und dann sind die Gespräche entsprechend tiefgründiger. Ja. Und da, wo ich auch so ein bisschen mehr auf die Wattwanderung bewegen kann, ist, dass natürlich die Menschen, die da kommen, dafür, dass sie da auf die Wattwanderung bewegen, auch ein bisschen mehr auf die Wattwanderung bewegen können. Und das ist auch eine der größten Probleme, die man sich da vorstellt.