Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Ich wollte schon immer entweder eine berühmte Eisläuferin oder eine Schauspielerin werden. Beides ist Tanja Čevčenko gelungen. Groß geworden ist sie in einer kleinen Mietwohnung in Düsseldorf und mit ihrem Kampfgeist hat sie Großes erreicht. Das war immer so ein Drang von mir, ganz früh irgendwie, dass ich dann auch dachte, ich will da mal ganz berühmt werden, ich will die beste Eisläuferin der Welt werden. Und dann habe ich mit sechs Jahren den ersten Wettkampf gelaufen. Dann stand ich in der Krefelder Zeitung und ich wollte es schaffen. Und man hat mich ja manchmal so belächelt, ja lass die Kleine mal machen, ist ja schön, wenn sie Träume hat, auch in der Familie. Man war froh, ich mache diesen Sport. In den 80ern war das total in Eislaufen. Ist toll, man ist mit tollen Leuten zusammen. Leider ist der Sport ein bisschen teuer, weil wir hatten ja auch nicht so viel. Und alle haben so ein bisschen mit angepackt und geholfen. Für mich war der Weg einfach immer ganz klar, da will ich hin. Und dann habe ich das auch tatsächlich geschafft. Woher hat sie diese innere Stärke und Ruhe? Wann kann sie zu einem richtigen Dickkopf werden? Und warum war es ihr so wichtig, offen über ihre Fehlgeburten zu sprechen? Das erzählt sie uns in diesem Podcast. Herzlich willkommen Tanja Czercienko. Hallo. Tanja, wie geht es dir im Moment? Ja, wunderbar. Also jetzt wieder. Ich hatte, glaube ich, wie viele andere auch, so zum Jahreswechsel erst mal eine fette Erkältung. Ich hatte ja so ein bisschen Instagram-Pause gemacht. Und wie das oft so ist, wenn man so ein bisschen Pause macht, dann wird man ja auch meistens direkt krank. Und ich hatte dann wirklich so alles, was man so haben konnte. So eine dicke Erkältung, einen steifen Nacken. Dann bin ich noch aus dem Bett gefallen, als ich mich um meine Kleinen kümmern wollte und habe mir das Knie weh getan. Und fünf Stunden später bin ich noch die Kellertreppe bei uns zu Hause ausgerutscht und auch noch hatte mir zwei blaue Zehen eingefangen. Sag mal. Und dann habe ich meinen Fuß falsch... Pass auf, es geht noch weiter. Dann habe ich meinen Fuß falsch belastet, wegen den zwei blauen Zehen. Und danach hat sich eine Entzündung in der Ferse breitgemacht. Das ist jetzt alles wieder weg. Und jetzt ist aber auch meine Instagram-Pause vorbei. Also das ist ja wirklich eine ganze Menge. War das alles noch im alten Jahr? Hoffe ich doch. Nein, das war jetzt vom... Nein, nein, nein. Das waren jetzt die ersten zwei Wochen des Januars. So war mein neues Jahr. Es kann nur besser werden. Und die Kinder, weil du hast ja drei und die beiden Jungs sind ja noch klein. Ja, das hat sich schon durch den ganzen Winter so gezogen, wie das so immer ist. Wenn das Erkältungswetter anfängt, das kennen wir ja schon vor 30, 40 Jahren, als wir klein waren, also ich jedenfalls. Und da habe ich das ganz schnell gemerkt, dass der Herbst kommt und dann war man irgendwie immer mal wieder dauererkältet und fängt sich irgendwie was ein. Ist ja auch irgendwo wichtig fürs Immunsystem, müssen wir alle durch. Umso glücklicher sind wir, dass wir jetzt am Anfang des Jahres stehen, dass wir uns auf den Frühling und den Sommer freuen können. Und dann nimmt das Ganze ja auch wieder ein bisschen ab und die Erkältung, die die lassen wir dann erst mal hinter uns. Also du hast auf alle Fälle, was Krankheiten und Verletzungen betrifft, du hast deinen Soll erfüllt. Jetzt kann eigentlich nichts mehr kommen. 2023. Also definitiv kann nur noch besser werden. Ist ein bisschen holprig gestartet, aber so ist das ja manchmal. Und dann hat man es weg sozusagen. Und deswegen bin ich da auch ganz zuversichtlich für das für das restliche Jahr. Ich habe mich ja jetzt mit dir beschäftigt länger. Ich habe noch mal die Biografie, die im letzten Jahr erschienen ist, von dir gelesen. Und ich bin wirklich, also erst mal muss ich dir sagen, was eine Kämpferin du bist. Was sollst du dazu sagen? Aber es stimmt. Auf jeden Fall. Ja, der Sport, der hat schon einiges gefordert. Aber es waren ja immer freie Entscheidungen. Ich wollte das ja. Ich wollte eine Karriere im Eiskunstlaufen machen. Das war meine Passion und meine Leidenschaft. Aber für alles zahlt man natürlich auch einen gewissen Preis. Von nichts kommt nichts. Das ist ja manchmal so ein bisschen, was ich heute bei der bei der jungen Generation vermisse. Die denken ja irgendwie alle, es geht immer alles so einfach. Das tut es nicht. Wenn man in etwas gut sein möchte und wenn man Erfolg haben möchte, da muss man etwas dafür tun. Da muss man auch Opfer bringen können. Und da muss man sich mal auf gut Deutsch gesagt auch mal den Arsch aufreißen können oder auch mal auf dem selbig genannten Landen. So war es halt bei mir beim Sport halt ganz oft. Ja, also bevor wir jetzt zu dem Buch kommen und deinem Kinderwunsch, der sich ja erfüllt hat. Es gab auch wirklich während deiner Eiskunstlaufzeit dieser eine Lauf, wo du ich glaube fünf Mal gestürzt bist. Ja, und du bist immer wieder aufgestanden. Also ich habe mich gefragt, war also du hast ja früh angefangen mit zwei Jahren schon die ersten Schlittschuhe geschenkt bekommen. Aber war das war das in der kleinen Tanja schon drin oder hattest du das durch den Sport gelernt? Was glaubst du? Ich glaube, dass es so ein bisschen beides war. Also natürlich lernt man durch den Sport mit Niederlagen umzugehen, was ich auch sehr, sehr wichtig finde, dass man eben lernt aufstehen, Krönchen richten, weitermachen. Umso schöner fühlt es sich ja dann an, wenn man es denn dann irgendwann schafft, wenn man etwas schafft. Man muss es ja nicht gleich gut wie der andere schaffen, weil jeder hat ja so seine eigenen Grenzen oder seine eigenen Ziele. Aber wenn man dann ja durch etwas durchgegangen ist und am Schluss einen Erfolg verbuchen kann, dann ist das ein wahnsinnig gutes Gefühl. Und das stärkt auch, das stärkt auch das Selbstbewusstsein und das stärkt auch das Vertrauen darin, dass man etwas schaffen kann. Und das ist ja im Leben ganz wichtig. Und deswegen finde ich auch für Kinder sehr wichtig, Sport zu machen. Das müssen nicht alles Weltmeister werden, aber einfach einfach Sport machen und da durchgehen. Und das hat mich natürlich geprägt. Irgendwo war das teilweise, glaube ich, in mir. Und die Ausbildung dazu oder zu diesen Fähigkeiten, die passierte natürlich durch den Sport. Und ja, es gab diese fürchterliche Kür, da war ich jetzt nicht mehr ganz so klein, da war ich glaube ich so Anfang 20 von vielen Verletzungen davor gebeutelt. Und dann bin ich wirklich, und viele haben mir auch davon abgeraten, davor eben bei diesen deutschen Meisterschaften anzutreten, weil sie wussten, ich bin viel zu unsicher. Und ich musste es aber tun, damit ich mir niemals diese Frage stellen muss, was wäre wenn gewesen. Die würde ich mir heute noch stellen. Hätte ich mich qualifizieren können? Und für mich war es besser zu wissen. Und dann bin ich halt fünfmal gestürzt. Ja, das war bitter, aber eine Erfahrung. Und man darf nicht vergessen, ich habe auch wunderschöne, es gab auch ganz tolle Küren von dir, die ohne Fehler waren. Also nicht umsonst bist du ja auch zweifache deutsche Meisterin. Aber dieses, was du gerade eben gesagt hast, ich musste wissen, ob es klappt oder was wäre wenn. Das zieht sich ja durch dein Leben. Also du gibst dich ja nicht so schnell zufrieden. Wenn dann richtig, musst du es bis zum Ende probieren. Richtig, richtig. Erstmal, wenn man alles getan hat und es klappt nicht, dann weiß man, es sollte wohl nicht klappen. Also ich bin halt so ein Mensch, ich sage ja auch manchmal, es kann ja auch, das war ja auch bei dem Kinderwunsch. Viele haben ja zu mir gesagt, mein Gott, hast du eine Stärke, dass du es durchgehalten hast, dass du nie aufgegeben hast und und und. Während dieses Prozesses war das aber für mich der leichtere Weg fast weiterzumachen als einen Schlussstrich zu ziehen. Das wäre für mich emotional nicht gegangen. Und es kann auch mal eine Stärke sein, wenn man sagt, bis hier und nicht weiter. Das tue ich mir und meinem Körper, meiner Familie einfach nicht weiter an. Auch das kann eine starke Entscheidung sein. Das ist etwas ganz Individuelles und das wollte ich Frauen auch immer mit auf den Weg geben, die sich eben anders entschieden haben. Da gibt es kein Falsch und Richtig. Das ist vielleicht auch ein Bauchgefühl. Und bei mir war es immer dieses Bauchgefühl, ich muss da weitermachen, weil ich muss es wissen, ob es nicht noch irgendwie klappt, bis das letzte Ei gehüpft ist. Aber das finde ich super, weil das ist nämlich wirklich diese, ihr nennt das ja Kinderwunschreise, du und dein Mann, was auch ein sehr schöner Begriff ist. Dass das individuell ist und jede Frau, jeder Mann, jedes Paar hat einen anderen Weg. Und das finde ich total wichtig. Also erstens mal sollte man sich da von außen sowieso nicht einmischen. Und es gibt auch kein Patentrezept. Für dich war es anscheinend dieser Weg der richtige. Absolut. Es war der richtige für uns, durch diesen Prozess zu gehen. Ich hatte tief in meinem Inneren, da war immer so ein Bauchgefühl, das könnte sein. Es ist nicht unmöglich, noch ein weiteres Kind zu bekommen, aber irgendwas läuft hier falsch. Und das hat sich ja auch später so bewahrheitet, das stimmte auch. Es lief ja auch was falsch, wodurch wir nicht zum Kind kommen konnten. Und das habe ich immer, immer wieder gespürt. Und es gab auch Situationen in meinem Leben, da war es genau anders. Da habe ich gemerkt, das oder das wünsche ich mir noch, aber ich spüre irgendwie, das wird bei mir nicht kommen. Das wird anders irgendwie laufen. Mein Weg ist ein anderer. Und dann war das auch okay. Da gibt es natürlich auch Momente, die sind schmerzhaft und da muss man sich von einem Wunsch auch verabschieden. Aber wenn das dann irgendwann überwunden ist, dann findet man vielleicht andere Wünsche, andere Prioritäten. Und dann funktioniert das auch. Aber was diesen Kinderwunsch angeht, das war so etwas ganz tiefes. Das hat mich aber auch zwischendurch wirklich manchmal, weil wir, das blöde ist ja, wir vertrauen ja oft unserem Bauchgefühl nicht. Auch wenn es sich über Jahre immer wieder bestätigt, weil der Verstand immer wieder so ein bisschen dagegen arbeitet. Ich glaube, das kennt jeder. Dass man irgendwie denkt, Mensch, er hatte so das erste Bauchgefühl, so und so. Ach nee, ist ja nicht mein Bauchgefühl, der Verstand will es schon besser wissen. Tut er aber eigentlich oft nicht, dieses rationale Denken. Und das ist natürlich auch was manchmal dann, oder für mich auch sehr zermürbend war in diesen fünf Jahren. Dass ich mich oft hinterfragt habe oder in Frage gestellt habe, ob das nun wirklich richtig ist, was ich da alles mache. Ich habe da schon auch gehadert. Ich bin da nicht einfach nur so durchgestiefelt. Aber irgendwie hat mich da so eine Energie immer wieder, dieses Bauchgefühl war doch immer einen Tacken stärker und hat mich dann da weiter nach vorne geschoben, um weiterzumachen. Also beim Lesen, erstmal ist es toll, weil es ein Tabuthema ist über Fehlgeburten, die so viele Frauen haben. Spricht man irgendwie nicht und es ist glaube ich vielen Frauen sehr geholfen damit, dass du das offen ansprichst. Es waren insgesamt vier Fehlgeburten, die du mitgemacht hast. Vier kleine Sternenkinder. Und es kostet einen auch wirklich Kraft beim Lesen. Und ich habe mich wirklich gefragt, wie hältst du das durch? Warum tust du dir das an? Auch Jonah, deine Tochter, die hat ja mitgelitten. Also vielleicht ganz naiv gefragt, weil du hattest ja ein Kind. Warum war dieser Wunsch so stark, dass du das alles auf dich genommen hast? Ja, genau, weil wir ja schon ein Kind hatten, was damals auch ganz einfach auf natürlichem Wege gezeugt worden ist und relativ schnell auch ging. 2010, als ich dann das erste Mal schwanger war. Das ging wirklich relativ einfach. Genau deswegen hatte ich oder auch wir als Familie auch Norm so einen starken Wunsch auf ein weiteres Kind, weil wir es kennenlernen durften, wie es sich anfühlt Eltern zu sein. Weil wir es kennenlernen durften, was für eine Art Liebe das ist. Also das ist wirklich nochmal eine andere Art Liebe. Die ist so tief, die ist so, die hat so etwas Ursprüngliches. Das ist so, das war für uns so das Gefühl von Leben. Und wir hatten halt in unseren Herzen noch weiteren Platz, um noch mehr Liebe zu verschenken. Man hat dieses eine Leben. Wir haben gesagt, wir haben so, wir haben alle Möglichkeiten, wir haben alle Voraussetzungen. Vor allem, wir lieben auch uns als Paar. Wir sind jetzt dieses Jahr 15 Jahre zusammen und Jubiläum. Und wir haben immer gesagt, das hat uns ja auch so geschmerzt, weil wir haben gesagt, die Voraussetzungen und gerade auch unsere Dreisamkeit, das Leben mit unserer Tochter, das haben wir so immer schon geschätzt und geliebt. Für uns waren viele andere Dinge wie Hobbys oder sowas von Eltern, das war uns unwichtig. Wir hatten keine Hobbys. Wir haben immer unsere Tochter gehabt neben dem Beruf. Und da waren wir einfach bereit, dass wir gesagt haben, wir möchten das noch vergrößern in unserer Familie. Und diese Liebe, die wir noch im Herz haben, die möchten wir teilen. Und wir möchten auch Jonah die Möglichkeit auf Geschwister oder Eingeschwisterchen zumindest geben. An Geschwister haben wir gar nicht gedacht, sondern erstmal Eingeschwisterchen. Und aus diesen Gründen, das hat uns alles vorangetrieben, eigentlich die Liebe. Hattet ihr zusammen jemals über ein Adoptivkind nachgedacht? Ja, natürlich, als der Weg beschwerlich wurde oder immer beschwerlicher wurde, fing man natürlich an über anfänglich nicht. Wir hatten irgendwie Jonah und dann haben wir gedacht, wir kriegen ein zweites Kind und so. Ich finde Adoption mega. Ich finde auch toll, diese ganzen Möglichkeiten, Alternativen, die es gibt, um zum Kind zu kommen. Wir haben uns natürlich auch angefangen Gedanken zu machen über, was ist, wenn meine Eizellen gar nicht mehr funktionieren? Machen wir eine Eizellenspende? Klar, Adoption und, und, und. Aber leider ist ja auch in Deutschland alles furchtbar kompliziert. Da muss man entweder so und so lang verheiratet sein oder man darf nicht dieses und jenes Alter haben. Also ab 40 kann man ja schon gar nicht mehr richtig adoptieren. Und man muss, das sind ja wahnsinnige Prozesse, die man da durchlaufen muss. Während die Kinder, die eigentlich eine Familie suchen, in irgendwelchen Heimen sitzen und warten. Es ist ja teilweise ganz gruselig. Und da muss man natürlich Kraft und Energie haben und einen Fokus drauf richten, um sich darauf zu konzentrieren. An dem Punkt waren wir nicht. Plus, dass wir natürlich das Problem hatten, dass wir dann alterstechnisch auch langsam aus dem Raster rausfielen. Ich glaube, das ist wirklich verrückt. Und da finde ich auch, sollte man in Deutschland doch nochmal einiges überdenken und die Zügel lockern. Weil ich finde, solange man irgendwo auf natürlichem Wege noch schwanger werden kann als Paar, sollte es auch möglich sein, irgendwo ein Baby zu adoptieren und und und. Und hier und da sollten die Wege vielleicht etwas leichter sein. Man soll das natürlich alles unter Kontrolle haben und alles prüfen, aber vielleicht etwas einfacher gestalten, damit man vielleicht Menschen zusammenführen kann und glücklich machen kann. Also auf der Seite der Erwachsenen, der Eltern dann sozusagen und der Kinder. Also es ist ja alles super geworden und ihr habt nochmal Zwillinge bekommen. Aber ich finde, gerade wie du das beschreibst, ihr seid zwar über diese 40 dann gewesen, wäret gewesen. Aber was hätte ein Adoptivkind bei euch es gut gehabt? Wie bei anderen, glaube ich auch, die uns hier zuhören, die ja die, die sich sehnlichsten Kind wünschen. Und dann aber irgendwie ab 40 heißt es. Ich kenne auch Freunde, die das versucht haben. Und dann hast du wahnsinnige Schwierigkeiten, weil du als zu alt giltst für eine für eine Adoption. Schon traurig. Das ist wirklich traurig, ja. Und dann hast du das, so beschreibst du es jedenfalls, das Thema eigentlich erst mal beiseite gelegt mit diesem Kinderwunsch. Ihr seid nach Südfrankreich gefahren, ihr habt euch mit Jonah einfach mal schön gemacht. Und ja, das hört man ja öfters. Und dann, dann wirst du mit 43 nochmal schwanger. Du warst ja so, und zwar auf natürlichen Wege. Ja, richtig. Also das ist ja, die Wahrscheinlichkeit ist doch so gering, oder? Also wird ja immer geringer. Ja, natürlich. Die Wahrscheinlichkeit wird geringer. Ich weiß jetzt auch, worauf du hinaus möchtest. Dieses ich lasse los oder ich verabschiede mich von den Gedanken und auf einmal wird man schwanger. Ja, das passiert ja auch in der Tat wirklich bei unheimlich vielen Paaren völlig idiotischer Weise fast so gefühlt. Das gibt's doch gar nicht. Bei uns war es ja nicht ganz so. Wir konnten ja so ein bisschen unseren, ja ich sag immer unsichtbaren Feind, den wir jahrelang mitgetragen haben, den konnten wir ja Gott sei Dank eliminieren. Weil es bei uns ja eben an dem Mann, also in dem Fall, was ja auch vielleicht interessant ist für viele, es lag ja in dem Fall bei uns in der Partnerschaft nicht an mir. Was doch häufiger der Fall ist, dass die prozentual, dass die Frau, das ist so ein unschönes Wort, die Verursacherin ist. Aber so wird das in medizinischen Kreisen oder auch bei der Krankenkasse genannt. Bei uns war der Verursacher in Anführungszeichen mein Mann, weil er Antispermien Antikörper entwickelt hat. Das ist wie eine Autoimmunerkrankung und die Antikörper haben sich auf die Spermien gehaftet und haben damit eine Befruchtung des Eis auf natürlichen Wege erstmal unmöglich gemacht. Und dadurch sind wir auch zu den künstlichen Befruchtungen gekommen, die wir versucht haben, wo ich nochmal in diese Welt eintauchen durfte. Was ich auch, auch wenn es für mich dort nicht erfolgreich war, aber trotzdem ich sehr dankbar bin, dass ich das alles kennenlernen durfte. Und es auch ein wunderbarer Weg ist, zum Kind zu kommen. Ich habe viele um mich herum gesehen, die da zum Erfolg gekommen sind. Wir selber nicht, aber ich glaube auch heute, es sollte nicht so sein, weil wir haben dann eine Lösung gefunden über eine Therapie in München, diese Antikörper doch tatsächlich zu eliminieren. Und dann waren sie auf einmal wieder weg, aber das war für mich nicht greifbar, weil es war ja immer ein unsichtbarer Feind. Es hat, wir haben den ja nicht gespürt, nicht gesehen. Er wurde irgendwann festgestellt bei Untersuchungen, dass das der Grund ist, warum wir ja sozusagen unfruchtbar. Ich war ja, es ist ja gar nichts passiert da in der ganzen Zeit, außer eben über den künstlichen Weg, was wir nicht verstehen konnten. Und über diese Therapie hatten wir das eliminiert und ich dachte, okay, jetzt ist alles wieder beim Alten, aber hey, ich bin nicht die Alte. Ich bin jetzt nur alt, ich bin 43, was soll jetzt noch kommen? Das war so irgendwie... Also da war dann doch im Hinterkopf wahrscheinlich schon, ich kann ja doch jetzt auch wieder schwanger werden. Also es war noch da, dieses Gefühl. Ja, irgendwie wusste man, es kann gehen, aber man hat nicht mehr dran geglaubt. Also wir haben nicht mehr dran geglaubt. Wenn man fünf Jahre lang neben den künstlichen Befruchtungen, auch auf natürlichen Weg, Monat für Monat, ich kann die ganzen Monate ja gar nicht zusammenzählen. Also das können wir alle rechnen, fünf mal zwölf Monate. Es sind viele Zyklen, es sind wahnsinnig viele Zyklen, die man immer wieder gehofft hat. Auch wir haben ja immer gedacht, vielleicht haben wir doch irgendwie den Sechser im Lotto. Vielleicht funktioniert es ja doch noch irgendwie, wenn es künstlich nicht funktioniert. Man hofft das ja immer, aber nach fünf Jahren glaubt man nicht, dass dieser Strich von alleine in Anführungszeichen endlich wieder auf diesem Schwangerschaftstest ist. Ja, wie oft, ich weiß nicht, wie viele Tests ich gegen das Licht gehalten habe und irgendeinen verdammten Schatten da drauf gesucht habe. Ich habe so lange da drauf geguckt auf diese Tests, Monat für Monat, dass ich dachte, vielleicht passiert ein Wunder, ein Zauber, irgendwas. Vielleicht werde ich von diesem Test schwanger. Ich weiß es nicht. Man hat immer wieder gehofft und irgendwann denkt man, okay, die Antikörper, die wir nie gesehen haben, die sind jetzt irgendwie wieder weg. Und jetzt soll das aber irgendwie, hat es ja nie funktioniert. Warum soll das jetzt auf einmal irgendwie funktionieren? Und dann in dem Alter, seien wir doch mal realistisch. Wir kennen alle die Statistik. Natürlich. Ich habe eine Menge durch. Ich lag in den anderthalb Jahren davor viermal auf dem OP-Tisch. Das macht natürlich auch was mit meinem Körper. Dann wird es ja nicht unbedingt einfacher, vielleicht schwanger zu werden. Plus Hormontherapien, die man durch hatte. Alles war so ein bisschen durcheinander auch. Also da habe ich dann eigentlich nicht so viel mit gerechnet. Ich wollte da mal einen kleinen Break machen. Ich wollte Dinge mal überdenken. Ich hatte überlegt, ob man im Herbst dann weitermacht. Vielleicht auch nochmal eben den künstlichen Weg versucht. Es vergingen drei Zyklen und meine Tage kamen nicht. Und ich dachte, also nicht so richtig. Und ich dachte, was ist, hä? Oh nein, kommen jetzt die Wechseljahre, fangen die so an? Was ist los? So wirklich, ich hatte schon so, jetzt ist es vorbei. Jetzt ist es wirklich vorbei. Ich habe es ja gewusst. Genau. Und das war kurz so ein Gedanke. Und alles, ich habe alles gedacht. Oder habe ich irgendwas, eine Zyste oder irgendwas. Die Tage kommen nicht richtig durch. Komm, mach einen Schwangerschaftstest. Ich habe diesen Schwangerschaftstest auch nur gemacht, um dieses kleine Aufkeimende, dieser kleine Gedanke, der sich so von hinten eingeschlossen hat. Du könntest schwanger werden. Die Antikörper sind weg. Und ich dachte, nein, verstanden. Du wirst mich jetzt hier nicht austricksen, dass ich jetzt hier Hoffnung kriege. Und dann ist es morgen gleich wieder vorbei mit der Hoffnung. Nee, das will ich jetzt nicht kommen. Ab in die Notapotheke. Es war sonntags. Ich habe mir einen Schwangerschaftstest besorgt und dachte irgendwie, komm einmal schnell und dann weißt du und rufst morgen meinen Frauenarzt an und dann lässt du mal checken, was da los ist. Ja, und ich habe kaum diesen Test in den Becher da reingehalten. Da sah ich schon beim Durchlaufen den zweiten Strich. Es sei den Zwillingen, den Zwillingen gezollt, was ich nicht wusste, weil der sofort positiv war. Da musste man nicht mehr suchen. Und da bin ich wirklich auf die Knie gefallen. Also ja, das war ein Moment, da hat es einem die Füße weggezogen. Das glaube ich dir. Ich konnte das nicht fassen. Ich habe da gesessen auf dem Boden und mir kamen die Tränen und ich habe immer wieder diesen Test angestarrt. Es war ununglaublich und es war so unglaublich. Du, ich konnte drei Tage nicht drüber sprechen. Ich konnte es meinem Mann nicht sagen. Ich habe das erst mal. Ja, ich habe das drei Tage. Das alleine. Ja, weil ich immer dachte, ich wache gleich auf. Ich wache auch diesen Traum auf. Ich hätte nie gedacht, dass ein Verstand so zweifeln kann. Ich habe solche Sachen, hört man schon mal. Aber wenn man das dann am eigenen Leib erfährt, dann spürt man wirklich, dass man wirklich, ich konnte mir und diesem Test und alles nicht glauben. Ich habe gedacht, das ist nicht wahr. Du wachst gleich auf. Irgendwas stimmt hier nicht. Der Verstand hat wirklich richtig geknabbert, das zu glauben. Und dann bin ich aber doch irgendwie zu meinem Mann und bin nicht aufgewacht. Ich träume immer noch. Und habe es ihm dann gesagt. Kannst du dich, hast du heute noch ein bisschen so vor? Ich glaube, das vergisst man nicht, wie er reagiert hat in dem Moment, als du es ihm erzählt hast. Genau, das war ganz unspektakulär. Ich habe ihm gefragt, ob er die Sonnenbrille noch braucht, die in so einem Etui liegt und habe ihm das Etui gegeben. Guck mal, brauchst du die Brille noch? Und dann hat er die aufgemacht. Da war dann nicht die Brille drin, sondern der positive Schwangerschaftstest. Und dann ist er ganz rot geworden, hat gesagt, ne. Und dann hat er als nächstes gefragt, bei wem warst du? So als kleiner Scherz am Rande konnte er sich nicht verkneifen. Aber er war auch, also ja. Du hast einen Mann, der hat das, ich meine, das waren fünf Jahre. Das macht ja auch nicht jeder Mann mit. Also Norman hat dich ja immer wieder aufgebaut. Und du hast, ich glaube, du hast so viele Tränen vergossen. Ja, kein Wunder. Und er hat nie nachgelassen, in seiner Gabe dich immer wieder aufzufangen. Nee, also er war immer an meiner Seite. Und das ist auch bei so einem Weg ganz, ganz wichtig, dass ein Wir entsteht und nicht ein Ich. Das ist immer ein Problem des Paares. Es ist auch völlig egal, wer der Verursacher ist. Beide haben den gleichen Wunsch. Und da sollte man sich an die Hand nehmen und miteinander durchgehen. Und er war immer mein Fels in der Brandung, immer die Stütze. Und er hat auch ganz oft gesagt, weil die Fehlgeburten waren sehr facettenreich und die waren ja auch gar nicht ungefährlich, was mir da so passiert ist. Also ich habe wirklich so alles mitgenommen, was man mitnehmen kann. Da möchte ich auch überhaupt keine Angst machen. Aber Fehlgeburten können sehr unterschiedlich und sehr facettenreich sein. Und ich habe leider so ja alles Unschöne mitgenommen, was man da so abbekommen kann. Und er konnte mir das alles nicht abnehmen. Er konnte mir zwar die Hand reichen und an meiner Seite sein, aber er hätte mir ganz oft diesen physischen und auch psychischen Schmerz gerne abgenommen. Das konnte er nicht. Und da hat er auch darunter gelitten. Ich habe ihm das nie zum Vorwurf gemacht, aber ich habe gespürt, dass es ihm wehtut. Und er hat halt alles getan, um mich da irgendwie durchzutragen und irgendwie eine Stütze zu sein. Weil ich glaube, er hat sich dahingehend auch oft machtlos natürlich gefühlt. Und es war für ihn ja auch ein blödes Gefühl, weil wenn man dann weiß, man ist der Verursacher, ob Frau oder Mann, dann hat man ja trotzdem, obwohl für eine Erkrankung, weil das sind ja medizinische Dinge, das sind ja Erkrankungen, warum es nicht funktioniert. Und trotzdem macht man sich Vorwürfe. Man macht sich, ob Frau oder Mann, man macht sich Vorwürfe. Und das muss auch der Partner erkennen. Oder sollte im Bestfall erkennen, dass man darüber spricht und dass man viel spricht miteinander über all die Gedanken und alles, was einem wehtut und was einen umtreibt, um dann eben den Weg eben gemeinsam gehen zu können. Und ich glaube, das haben wir ganz gut getan. Wir haben viel, viel immer geredet. Wir waren immer ganz offen mit all unseren Gefühlen, haben alles zugelassen und sind dann zusammen da durchgegangen. Und ich habe von meiner Seite ihm zum Beispiel auch nie, nie, am Anfang dachten wir, ich bin es, und er hatte mir nie einen Vorwurf gemacht. Und als wir wussten, er ist der Verursacher, in Anführungszeichen, habe ich ihm nie einen Vorwurf daraus gemacht, weil er hat das ja nicht absichtlich gemacht. Es ist halt eine olle Erkrankung. Genau. Und das ist aber ganz wichtig für Paare zu wissen. Das muss man sich vor Augen halten. Weil ich glaube, auch das endet oft mal in Unstimmigkeiten, in Streit, in Vorwürfen. Und dann wird einem so viel Kraft und Energie genommen und die braucht man für diesen Weg. Und dann liegen die Nerven noch schneller blank. Ja, weil viele Paare schaffen das nicht, diesen Weg dann gemeinsam weiterzugehen. Also viele Paare zerbrechen auch an diesem Kinderwunsch, der vielleicht nicht klappt oder doch dann klappt. Und dann hat man sich aber irgendwie auseinandergelebt. Also das ist wirklich toll, dass ihr, eure Beziehung ist, glaube ich, enger geworden. Ja, wir sind durch diese ganzen Sachen zusammengewachsen. Ich kann mir natürlich vorstellen, es ist genau das, glaube ich, dass man sich eben entzweit, weil man vielleicht zu wenig redet, weil man zu wenig kommuniziert, seine Gefühle offenlegt. Es ist ja so in unserer Gesellschaft auch so geprägt, wir reden ja alle immer weniger miteinander. Wir gucken ja alle lieber ins Handy oder irgendwie was anderes. Wir sprechen ja nicht mehr miteinander. Und das ist, glaube ich, erst mal so ein großes Grundsatzproblem und das auch in einer Partnerschaft. Und das ist erst mal ganz, ganz wichtig, dass man kommuniziert, dass man seinen gefühlenfreien Lauf lässt, dass man auch mal sauer über irgendwas sein kann, aber der andere das vielleicht dann nicht persönlich nehmen sollte. Das kann er aber nur nicht persönlich nehmen, wenn man vielleicht auch im gleichen Atemzug darüber spricht und sagt, ey, ich flippe hier gerade so aus, weil ich bin überfordert. Ich bin überfordert mit dieser Situation, mit meinen Gefühlen, mit meinen Gedanken. Und dann weiß der andere das einzuordnen und schon nimmt das nicht mehr persönlich und kann vielleicht Trost spenden oder eine Schulter zum Anlehnen spenden. Das ist erst mal diese Grundvoraussetzung, miteinander zu kommunizieren und offen zu legen, was man fühlt, was man möchte, was man denkt. Und dann, glaube ich, kann man das schaffen, dass eine Beziehung wunderbar erhalten bleibt, egal wie es ausgeht, ob mit Happy End oder ohne. Wenn es ohne ist, hat man vielleicht einen Plan B und gestaltet sein Leben mit anderen wunderbaren Dingen, die es da so zu erleben gibt, wenn man das möchte. Und das haben wir Gott sei Dank geschafft. Und da bin ich auch sehr stolz drauf. Und das versuche ich auch immer weiterzugeben, dass das ganz, ganz wichtig ist. Und ja, und das auch gerade da, auch ein ganz wichtiger Part ist der Part des Mannes in dem Fall, weil dem fällt es ja manchmal noch schwerer zu reden. Und da ist, glaube ich, der Norm ein gutes Vorbild. So schön, weil du wolltest ja nie einen Eisläufer als Mann, aber da gab es diese Situation. Und da hast du, glaube ich, auch auf dein Bauchgefühl gehört. Da hast du gespürt, ich habe es gelesen, da hat er die, also ihr seid zusammen gelaufen und da hat er wohl beim Laufen die Hand auf deinen Bauch gelegt und dann hat es irgendwie bei dir Klick gemacht und du hast dir gedacht, das wird der Vater mal des Kindes. Genau, es kam wie ein Blitz, wie eine Eingebung. Wir haben ja noch am Schluss unserer Karriere zusammen ein paar gelaufen, auch für diverse Shows europaweit und, und, und. Und wir hatten so eine Vorübung gemacht für so einen Wurfsprung. Und da hat er auch schon tausendmal vorher seine Hand auf meinen Bauch gelegt. Das war jetzt eigentlich nichts Neues. Das war nicht so erste Berührung, meine Zukunft, ja, irgendwie, sondern das war irgendwie schon das 395. Mal, dass er diese Hand eigentlich genau da hingelegt hat für den Wurfsprung. Und auf einmal war das so da, dass dieser Satz in meinen Kopf kam und ich bin wirklich im wahrsten Sinne des Wortes gestolpert, also tatsächlich auf dem Eis gestolpert, weil ich dachte, was ist das denn jetzt? Was für ein Gedanke ist da in meinem Kopf? Und das war auch wieder ein Bauchgefühl, eine Vorahnung, ein Gefühl einfach. Und es hat sich ja bewahrheiten dürfen. Das ist auch ein Vorteil von Sportlern, oder? Weil ihr habt eine sehr, also ihr habt eine sehr gute Verbindung zu eurem Körper. Ja, das glaube ich auch. Also das ist natürlich auch wieder etwas, was vielleicht so ein bisschen von, also typenabhängig ist. Also ich glaube schon, dass ich ein großes Feingefühl meinem Körper gegenüber habe. Aber durch den Sport lernt man natürlich den Körper auch nochmal anders kennen, weil man ja einfach von klein auf mit, ja, die Muskeln, der ganze Körperapparat, man lernt so jeden Strang, jede Faser seines Körpers kennen, weiß, wie die funktioniert, kann mit Schmerzen umgehen, weiß, wo man wohlbefinden, unwohlbefinden irgendwie einordnen muss, muss lernen, damit umzugehen, auch weil ja der tagtägliche Trainingsprozess nicht stoppt, auch wenn es einem mal nicht so gut geht. Und da lernt man schon unheimlich viel über sich. Ja, das ist richtig. Der 15. Januar war es, als du dein Karriereende bekannt gegeben hast. Kannst du dich noch an diesen Tag erinnern? 15? Wirklich? Da reist du mehr als ich. Ich hätte das Datum jetzt nicht schön gewusst. Ja, dann ist das anscheinend kein Thema. Ja, das war der 15. Januar 2001. 2001, ja, das kann stimmen. Da war ich dann gerade schon auf Tanztournee. Ich war mit so einer Tanztruppe unterwegs, so einer irischen Stepptanzgruppe. Das hatte ich in dem Zeitraum schon gemacht und da stimmt, da gab es irgendwie so eine kleinere, größere Pressekonferenz und da habe ich offiziell gesagt, das ist jetzt nichts mehr mit dem Laufen. Ich weiß, ich hatte einen riesen Kloß im Hals, weil es stand eigentlich für mich schon länger fest. Deswegen war ich auch mit der Truppe auf Tour. Ich wusste irgendwie innerlich, ich werde nicht aufs Eis zurückkehren. Ich muss neue Wege einschlagen. Aber das auszusprechen in der Öffentlichkeit, das war unwahrscheinlich schwer. Also das hat sich ganz komisch angefühlt, weil man dann so offiziell ein Kapitel schließt. Ja, ich habe meine Karriere abgeschlossen und ich meine, selbst wenn ich mir hätte ein halbes Jahr später überlegt, ich gehe zurück, dann gehe ich zurück. Hallo, Comeback oder so. Aber in dem Moment war das wirklich so, weil ich auch tief in mir spürte, das ist jetzt so und das wird auch so bleiben, war das natürlich ein komisches Gefühl. Aber manchmal muss man ja was ganz Großes loslassen, um etwas noch Größeres gewinnen zu können. Und zu diesem Zeitpunkt war das für mich ganz, ganz wichtig, weil der Sport hat für mich so nicht mehr gestimmt. Das musste ich erst mal lernen. Das war ganz, ganz komisch, weil das war ja immer mein Lebensinhalt, seitdem ich zwei Jahre, drei Jahre alt war. Also ich konnte ja gerade laufen, ich wollte nichts anderes als auf die Eisbahn. Die anderen sind auf dem Spielplatz. Ja, ich wollte immer auf die Eisbahn, das war mein Spielplatz. Kindergeburtstag, ich habe Einladungen vom Kindergeburtstag in meinem Turnister verschwinden lassen, in meinem Schulranzen, hab sie nicht meiner Mutter gegeben. Die hat die dann irgendwann gefunden und hat gesagt, aber du hast eine Einladung, wolltest du da nicht hin? Nee, das ist immer um 15 Uhr und das ist die einzige Stunde, wo wir die ganze Bahn auf dem Eis haben, da kann ich nicht. Oh, ja, aber das habe ich entschieden. Die Oma hat dir die Schlittschuhe geschenkt, aber es gab jetzt keinen berühmten Eisläufer, der Vorbild war für dich oder doch in der Familie? Nein, es gab niemanden in der Familie. Das war immer so ein Drang von mir, ganz früh irgendwie, dass ich dann auch dachte, ich will da mal ganz berühmt werden. Ich will die beste Eisläuferin der Welt werden. Es gibt Videos, da hat mein Opa mich gefilmt als kleines Mädchen, wo ich das verkünde. Und dann habe ich mit sechs Jahren den ersten Wettkampf gelaufen. Dann stand ich in der Krefelder Zeitung, das war ja schon für mich total international, weil ich komme ja aus Düsseldorf und stehe in Krefeld in der Zeitung. Und das war natürlich was Tolles. Ja, und da war für mich, und als ich das gesehen habe, das war meine Zukunft, da will ich hin. Ich möchte berühmt werden, ich möchte die beste Eisläuferin werden. Ich habe mit meinem Opa damals als Kind alle Tanzfilme von Marie Karöck angeschaut, die Tänzerin war und dann Schauspielerin wurde. Und habe immer gedacht, das will ich danach auch noch machen. Und dann nehme ich alle Videokassetten und dann gehe ich zum Fernsehen und dann sage ich denen, das da will ich machen. Hab's fast so gemacht hinterher mit meiner Serie. Ja, mit Eislaufen und Schauspielerei verbunden, also diese zwei Talente dann verbunden. Und das war für mich von klein auf, da hatte ich den Fokus. Und ich glaube, deswegen konnte das auch so klappen, wenn man wirklich eine, wenn man für etwas brennt, wenn man eine Leidenschaft hat. Natürlich ist nicht jeder Tag gleich. Ich bin nicht jeden Tag dahin gehüpft, so, haha, schön. Es gab auch frustrierende Tage. Es gab Tage, da war mir einfach nur kalt und die Füße haben wehgetan. Wir haben draußen gedreht, es hat geschneidet, hat gewindet. Es hat angefangen, gedreht habe ich gesagt? Nee, wir sind draußen Eis gelaufen. Es hat geregnet. Ich habe auch im Regen gedreht, aber ich bin vor allem Eis gelaufen, auch im Schnee und im Regen und, und, und. Und da gab es viele Tage, wo man hätte auch mal die Schuhe gegen die Wand schmeißen können, die Schlittschuhe, weil es einfach nicht so funktioniert hat, wie man wollte. Aber unterm Strich, unterm Strich war es immer, hat es mich immer wieder auf die Eisbahn gezogen. Es hat mich immer wieder vorangetrieben und ich wollte es schaffen. Und man hat mich ja eher manchmal so belächelt. Ja, lass die Kleine mal machen. Ist ja schön, wenn sie Träume hat, auch in der Familie. Man war froh, ich mache diesen Sport. In den 80ern war das total in, auch Eis laufen. Ist toll, man ist mit tollen Leuten zusammen. Leider ist er ein bisschen teuer, der Sport. Okay, weil wir hatten ja auch nicht so viel und alle haben so ein bisschen mit angepackt und geholfen. Und für mich war der Weg einfach immer ganz klar, da will ich hin und dann habe ich das auch tatsächlich geschafft. Du hast einmal dieses Sprungvermögen gehabt, aber die Kühe, die, wie heißt denn eigentlich die Plural von Kühe? Da bin ich vorhin schon drüber gestolpert. Ich würde sagen die Küren, aber ich weiß es nicht. Ich bin sie gelaufen und hab sie nicht aufgeschrieben. Die Küren, aber das ist ja lustig, dass du es auch nicht weißt. Die, aber also bei deinen Küren. Ich gucke noch mal nach. Da war auch diese Ausdrucksstärke und diese tänzerische Begabung, diese Eleganz. Also du hast wirklich auch, das hat auch wirklich gepasst zu dir. Und ich denke jedes Mal bei, ich glaube, selbst wenn man jetzt keine Nähe hat zur Eissport oder zu Schlittschuhlaufen, aber es ist doch, und es hat ja auch immer hohe Einschaltquoten gehabt und hat dieses sich Anschauern, diese Verbindung von Musik und Tanz und dann diese Sprünge, das hat was ganz Bezauberndes. Und das hast du hervorragend gemacht. Ja, und es, danke schön. Ja, es ist ja auch was Besonderes. Dieses Eislaufen hat immer was Besonderes, weil es, das hebt sich noch mal vom Tanzen ab. Zum einen, weil man eben diese sportlichen Aspekte da drin hat. Dieses fast Akrobatische durch die Sprünge, was große Highlights sind in einer Kür. Diese Punkte setzt man. Und das tänzerische ist halt, dass man ja über das Eis, man fliegt ja dadurch, dass man gleitet. Es ist kein, ich schreite vorwärts, sondern ich gleite vorwärts. Und ich glaube, das macht den ganzen Zauber aus, auch für den Zuschauer. Man wird so mitgenommen bei diesem, ein bisschen bei dem Gefühl des Schwebens. Und das ist es auch genau, wenn man auf dem Eis ist, wenn man sich da halbwegs sicher bewegen kann. Man spürt diesen, weil man das kann, man spürt halt, dieser Wind rauscht einen um die Ohren und man gleitet so vorwärts, wenn man sich abstößt. Gut, man braucht auch gute Muskelkraft dafür, aber es hat immer so ein bisschen was vom Fliegen und vom Gleiten und ist ein anderes Gefühl. Und ich glaube, das transportiert sich. Und das zum Zuschauer und das eben in einer Mischung von, ich brenne dafür und dann hole ich auch den Zuschauer dabei ab. Weil nur dafür, wo ich brenne, kann der Zuschauer dann mitbrennen. Und da gab es natürlich ganz, ganz viele tolle Momente in meiner Karriere, die ich sehr zu schätzen weiß, dass ich solche Momente auch erleben durfte. Was ist denn das für ein Gefühl? Weil man sieht ja immer in der Kamera, die tun mir dann also immer leid, wenn ihr setzt euch dann auf die Bank. Erst wird der Trainer, nimmt einen dann den Arm kurz und dann kommt die Punktebewertung. Und alle Kameras sind auf dich gerichtet. Weiß man das in dem Moment, ich muss lächeln, egal was kommt, oder gibt man sein Gefühl einen freien Lauf? Das ist ganz unterschiedlich, wirklich von Sportler zu Sportler. Natürlich versucht man so ein bisschen Cointenance und sein Gesicht zu wahren, wenn es nicht so läuft, das ist klar. Aber es ist auch schon, dass schon mal ein Tränchen vielleicht rollt oder man reißt sich halt so ein bisschen zusammen, kommt dann auch noch darauf an, was die Punktrichtung... Also eigentlich reißt man sich mehr zusammen, wenn die Punktrichter ihre Noten verteilt haben. Das war ja dann manchmal das größere Übel, weil da musste man ja auch lernen, mit umzugehen, weil es ja nicht immer so benotet worden ist, wie es hätte vielleicht benotet werden können. Das ist leider auch so, da spielte viel... Da war viel Politik im Hintergrund und wer hat die Lobby? Und da gibt es ja auch richtige Fernsehbeiträge zu, nachdem vieles erst mal auch bei uns im Sport dann aufgeflogen ist leider. Das nicht immer fair gewertet worden ist und auch zu meiner Person nicht immer fair gewertet worden ist. Ich habe da durchaus auch mal einen Europameistertitel in der Tat verloren. Das sieht man bei der Notenvergabe, wusste ich alles klar, wusste, was da gelaufen ist und wusste, ich habe das Spiel verloren bei den Preisrichtern und musste mich mit dem dritten Platz begnügen, obwohl es hätte der erste sein müssen. Und sich in dem Moment zusammenzureißen, weil man kann es ja der Welt da draußen gerade erst mal nicht erklären, man kann alles nicht offenlegen. Das sind wahnsinnig schwere Momente. Man weiß eigentlich, man ist gut, man hat jahrelang genau auf solche Momente hingearbeitet, man hat den und dann funktioniert alles und dann bestimmen andere darüber, dass das aber heute nichts wird. Und das ist richtig, richtig bitter, das ist richtig furchtbar. Und da muss man, das muss man dann erst mal eben aufstehen, Krönchen richten, raus aus der Halle und dann muss man halt im Hotelzimmer rumtoben. Das habe ich damals auch getan. Dann im stillen Kämmerlein eben seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Fand ich alles total blöd. Und das ist natürlich so die bittere Pille, die man dann bei solchen Sportarten, weil da eben nicht die Uhr entscheidet, sondern der Mensch. Und solche Dinge sind oft subjektiv und das ist schwierig manchmal damit umzugehen. Auch diese Seiten habe ich dann in dem Sport kennengelernt. Also das Unfaire, sage ich mal. Aber das hat mich auch wieder fürs Leben geprägt, weil so ist es im Leben auch. Ich bin auch danach Menschen begegnet, die nicht fair zu mir waren und die mich ungerecht behandelt haben. Und dann musste ich auch damit umgehen. Und dann kannte ich das ja schon aus dem Sport. Es läuft im Leben nicht immer fair. Es ist so. Und man muss halt dann lernen, damit umzugehen und zu gucken, wo man den Dampf ablassen kann und wo man das sich wieder richten kann und wie man dann halt weitermacht oder wo man sich auch dann hinwendet. Ja, und das hast du ja alles erlebt. Da warst du noch sehr jung. Das muss man dazu sagen. Und ich glaube, einer deiner Trainer hat mal über dich gesagt, Tanja hat eine wahnsinnige innere Ruhe. Das fand ich auch bemerkenswert, weil das muss man wahrscheinlich auch haben. Es hat ja auch was mit Konzentration zu tun. Er hat aber dann auch noch gesagt, aber sie hat, ich weiß nicht, warum hat er eigentlich aber gesagt, aber sie hat auch ihren eigenen Kopf. Na gut, damit kannst du natürlich die Trainer zur Weißglut bringen. Genau, also das ist sehr treffend gesagt. Ich könnte mir vorstellen, dass das Peter Jonas war, der es gesagt hat. Ich glaube ja. Auf der einen Seite, genau, ich bin oft die Ruhe selbst und ruhe sehr in mir. Ich gehe auch oft in eine beobachtende Haltung, auch anderen Menschen gegenüber, der Welt gegenüber oft. Und so, ich analysiere vieles, sauge vieles auf, nimm vieles auf wie so ein Schwamm. Gehe mit vielen Sachen auch wirklich gelassen um, weil ich denke, naja, gibt es Schlimmeres. Und auf der anderen Seite habe ich aber auch so einen kleinen Dickkopf oder auch Dickschädel. Also wenn ich dann mal explodiere, weil ich unzufrieden über was bin, das war auch im Sport so, dann habe ich aber auch geschimpft wie ein Rohrspatz. Ja, also wenn ich dann mal irgendwann, ich war lange ruhig, aber wenn ich dann mit mir selber nicht zufrieden war auf dem Eis, ja, und das war dann auch meistens so eine eigene Unzufriedenheit, dann ging es los und dann war das Geschnatter groß und dann konnte ich auch mal wirklich zur Zicke werden. Also richtig, und das auch manchmal auch gerade vor dem Wettkampf. Dann kochen so die Emotionen hoch und dann läuft es nicht so rund, wie man möchte. Und dann hatte ich Angst, dass das vielleicht beim Wettkampf auch nicht so rund läuft, wie ich möchte. Und da musste mein Trainer sich da auch das Zickengeschnatter schon mal anhören oder irgendwie, ja, auch mal wütend das Eis verlassen und irgendwie in der Garderobe den Kopf senken und dann fließen die Tränen und dann ist man wütend und, und, und. Und das sind alles so menschliche Dinge. Und manchmal hätte ich mir gewünscht, dass es vielleicht damals schon Instagram gegeben hätte, wo ich hätte Menschen mitnehmen können, um denen das vielleicht auch mal aufzuzeigen. Man sieht ja immer nur irgendwie so da vorne die Front, ja, man sieht diesen Wettkampf und der funktioniert oder der funktioniert nicht. Und wenn er nicht funktioniert, wissen ja alle besser, warum er nicht funktioniert hat. Und wenn er funktioniert hat, waren alle glücklich. Aber was alles dahinter steckt und all diese Facetten und was man zwischendurch mal gedacht hat oder wo es einfach mal einem schlecht mitging, wirklich muss ich sagen, im Nachhinein hätte ich gerne viele Momente gehabt, wo ich das hätte einfach mal gerne mitteilen. Also hätte ich mir gewünscht, das mitteilen zu können. Einmal für mich, um mir das so von der Seele zu reden und mich ein bisschen freizumachen und zum anderen auch aufzuzeigen. Hey, das ist hier nicht die perfekte Welt. Und das ist auch für eine Person in der Öffentlichkeit nicht die perfekte Welt. Und das gehört zum Leben dazu. Und da muss ich jetzt auch mit umgehen. Und wenn ich morgen den Dreifach Lutz widerstehe und der Wettkampf klappt, dann seht ihr mich alle wieder lachen und grinsen. Ja, ja. Und das konnte ich damals nie, nie zeigen. Das wurde ja auch alles dann nur beurteilt oder verurteilt von außen, was man eben so am Rande kratzend mitbekommen hat. Und dafür finde ich eigentlich solche Plattformen, die man heute hat, sie werden ja meist manchmal oder oft nicht sinnvoll genutzt, finde ich auch leider. Aber man kann sie so sinnvoll nutzen. Ich versuche das ja auch. Auch jetzt mit dem Kinderwunsch-Thema auf meinem Account. Ist ja auch immer wieder Thema und viele Frauen wenden sich an mich. Und da merke ich, dass solche Plattformen auch ganz, ganz viel Positives mit sich bringen können, wenn man sie denn richtig nutzt, um da eben in eine Kommunikation, in einen Austausch zu gehen und Seiten zu zeigen, die wir alle haben, wo wir uns aber oft mit alleine fühlen oder denken, ach ja, nur ich bin so schräg oder nur ich bin hier das heulende Elend und die anderen kommen schon besser damit klar oder so. Das ist ja oft nicht so. Und ich finde das eigentlich ganz schön, da eben so offen zu zeigen, ey, ich bin ein Mensch und mir geht es nicht anders wie euch auch, wenn ich negative Erfahrungen machen muss. Und auch politisch im Iran, was passiert. Also viele Dinge würden wir so gar nicht mitbekommen, gäbe es nicht diese Netzwerke. Also sie haben es, wie sagt man? Ja, es gibt Gutes und man kann es zum Guten verwenden. Man kann es auch zum Schlechten verwenden. So ist es. Wie viel ist im Leben? Richtig. Richtig, wie eigentlich bei fast allem, was irgendwo erfunden wird. Man kann es positiv einsetzen und negativ einsetzen. Und es liegt dann an jedem Einzelnen, wie er halt damit umgeht oder welchem, zum Beispiel auch in den sozialen Medien, welchen Account man eben Gehör schenkt, wem man folgt, für was man sich entscheidet. Man kann ja selbstbestimmt entscheiden, was ich auch immer nicht verstehe. Die Leute, denen gewisse Accounts nicht gefallen, dass da immer nur geschimpft wird, wo ich mir denke, so viel Energieverschwendung. Es ist doch gar nicht, schenkt dem Ganzen doch keine Aufmerksamkeit. Geh zu dem Account, was dir einen Mehrwert gibt. Geh zu dem Account, was dich stärkt, wo du raus etwas ziehen kannst und beschäftige dich nicht mit all diesen dummen, blöden, unschönen Gefühlen, weil damit beschäftigt man sich ja, wenn man jemandem folgt, den man ja eigentlich überhaupt nicht mag. Und da wünsche ich mir natürlich auch, dass da noch so ein bisschen mehr Bewusstsein entsteht bei den Leuten. Was will ich eigentlich? Was unterstützt mich? Was hilft mir? Was hilft mir vielleicht auch beim Frustabbau? Ist es der Account, den ich nicht leiden mag? Oder ist es der Account vielleicht, der mich irgendwo stärkt und der mir einen Mehrwert bringt? Und ich glaube, wenn wir alle da so ein bisschen mehr auch wieder darüber kommunizieren und sprechen und uns austauschen, dass man da vielleicht irgendwann hoffentlich auch ein bisschen gesünderen Weg einschlagen kann, gerade für die junge Generation. Also da rede ich auch schon ganz viel mit meiner Tochter drüber, weil damit wächst sie auf und ihre Freunde und alle. Man kann das auch gar nicht richtig verbieten. Sie hat auch ihren kleinen eigenen Account, der ist privat. Den darf sie natürlich nicht öffentlich schalten, aber sie hat auch ihre Kommunikationswege unter ihren Freunden, wo ich gesagt habe, das erlaube ich, das kannst du machen in deinem kleinen Freundeskreis, aber nicht darüber hinaus, damit sie auch lernt, damit umzugehen. Ich möchte gar nicht, dass es das große Verbotene ist, dass sie das irgendwie mit 16 machen darf, sich mal selber filmen und mal einen Schminktipp irgendwie erzählen. Das kann sie mit ihren Freunden untereinander machen und kann da schon lernen, wer findet was gut, wer nicht. Gibt es vielleicht Freunde, wo man ein anderes Gesicht kennenlernt? Und, und, und. Und jetzt habe ich die Möglichkeit eben in ihrem Alter, sie wird jetzt zwölf, habe ich ja noch diesen Einfluss da drauf und die Möglichkeiten, das eben so ein bisschen mitzuführen. Ich will gar nicht lenken sagen, zu führen und zu unterstützen, damit sie all diese Dinge kennenlernt und auch da sich später sicher bewegen kann und die Spreu vom Weizen trennen kann und damit umzugehen weiß. Das ist mir ganz, ganz wichtig. Ja, das glaube ich machst du genau richtig, weil es wird auch immer empfohlen von Medien, Menschen, die das begleiten, die sagen, Eltern müssen sich schon ein bisschen damit beschäftigen und verbieten, verbieten ist das komplett falsche. Weil die haben ja heute alle Möglichkeiten. Wenn du es rigoros verbietest, machen sie es an einer anderen Stelle oder bei der Freundin zu Hause. Man muss dem Ganzen mit Offenheit begegnen und man muss sich damit, glaube ich, auch als Eltern beschäftigen. Ja, und dann wächst auch das Vertrauen, also auch das Vertrauen zwischen Kind und Elternteil. Also dadurch, dass man sehr offen ist und wir auch Jonah immer auch Augenhöhe begegnet sind, weil ich habe immer gesagt, das was sie fragt, dann ist sie bereit, das auch zu wissen, in welcher Form ich ihr dann Dinge erkläre, auf eine kindliche Art und Weise. Ja, so sind wir, so sind wir immer an die Sache rangegangen. Wir haben immer sehr offen kommuniziert, aber kindgerecht und haben sie auch immer, sind ja immer auf Augenhöhe begegnet und damit, glaube ich, haben wir sehr gut ihr Selbstbewusstsein gestärkt, auf der einen Seite. Und es ist ein großes Vertrauen entstanden und sie, ich denke, das sagen zu können bis heute, es geht sehr offen, erzählt mir alles. Ich darf Ratgeber sein in manchen Sachen, wo sie mich dann fragt. Und das finde ich wirklich ganz, ganz toll. Und da gibt es, denke ich, keine Geheimnisse. Ich habe auch zu ihr immer gesagt, du kannst Geheimnisse für dich bewahren. Jederzeit, unter Freundinnen hat man auch Geheimnisse. Brauchst du mir gar nicht erzählen, will ich gar nicht wissen, bin ich auch nicht neugierig. Aber wenn dir ein Geheimnis komisch vorkommt, wenn irgendwer zu dir sagt, das und das, das erzähl mal lieber nicht weiter, aber dir kommt das irgendwie komisch vor oder das darfst du nicht deinen Eltern sagen, dann überleg dir mal, ob du es mir vielleicht nicht doch erzählst, weil vielleicht steckt da irgendwie was nicht so Gutes hinter. Aber das entscheidest du. Und solche Situationen gab es dann tatsächlich schon. Da hat sie gesagt, du, hör mal, da war so ein Geheimnis von dem und dem, das kommt mir komisch vor. Das wollte ich dir mal erzählen. Ist das komisch oder ist das okay? Und das fand ich so toll, weil ich dachte, wow. Ja, das ist so. Und dann kann ich dir helfen und dich beschützen. Ja, viele sind auch überfordert in dem Alter, muss man sagen. Also du kannst froh sein, dass du so ein offenes Verhältnis, da habt ihr natürlich auch was dafür getan. Aber bei vielen fangen da auch die Probleme an. Also das ist ja nicht so ohne. Und heute bei den ganzen Möglichkeiten, man darf halt, ich glaube, das Allerwichtigste, Liebe ist, glaube ich, sowieso das Allerwichtigste, aber man darf den Kontakt nicht zu seinen Kindern verlieren. Das nie. Richtig. Wir müssen immer im Alltag, sollten wir immer diese Momente finden, wo wir reflektieren, wie viel Zeit hatte ich jetzt eigentlich mit dem Kind? Wann habe ich mit dem Kind ausgiebig gesprochen oder mich unterhalten? Worüber haben wir uns ausgetauscht? Welche Fragen kamen vielleicht auf und, und, und? Also das war mir auch zwischen all dem beruflichen Stress immer unheimlich wichtig, dass ich diese Punkte finde, mich eben auszutauschen. Und dass wir auch unserer Tochter nie irgendwie was vorgespielt haben, auch während der Kinderwunschreise. Wir haben nichts verschleiert. Wir haben Dinge natürlich kindgerecht teilweise erklärt. Aber wir haben ab einem gewissen Punkt sie auch mitgenommen, dass sie wusste, wir möchten gern ein Kind. Ich habe ihr versucht, die Fehlgeburten, die passiert sind, irgendwo ein bisschen zu erklären. Aber ohne, dass sie dauerhaft Angst hat, dass sie denkt, oh Gott, ich kriege lieber kein Kind, weil das geht ja immer, immer schief. Genau. Aber ich wollte auch nicht, ja, das ist auch ganz wichtig. Also da haben wir eine große Verantwortung immer als Eltern. Aber ich wollte auch nicht wiederum, dass ein Kopfkino bei ihr anfängt. Ich meine, ich lag blutend auf der Straße, bin mit dem Krankenwagen abgeholt worden. Ich bin notoperiert worden. Das Kind, wenn ich gar nicht ehrlich irgendwo sage, hey, pass auf, da ist ein Baby bei Mama gewachsen und das ist schief gegangen, weil der Bauplan nicht gestimmt hat. Ich habe ihr all diese Sachen versucht zu erklären, das passiert. Und dafür sind die Ärzte und der Krankenwagen da, dass die irgendwie einem helfen und das wieder reparieren und, und, und. Dann konnte sie diese Dinge nachvollziehen. Wir haben nicht versucht, irgendwie was zu verschweigen. Und sie konnte auch nachvollziehen, warum Mama phasenweise anders ist. Warum Mama vielleicht mal in der Küche auf dem Boden gesessen hat und geheult hat und sie kam um die Ecke. Was bringt das denn, wenn ich sage, nee, Schatzi, alles gut. Sie sieht, sie spürt, dass nichts alles gut ist. Kinder sind doch so feinfühlig, ne? Und die spüren sowieso alles. Die spüren alles, die merken, wenn es uns Eltern nicht gut geht. Und ich glaube, es ist auch wichtig zu zeigen, dass wir auch als Eltern Schwachpunkte haben, dass wir nicht immer stark sind. Ich habe mich auch schon bei meiner Tochter entschuldigt. Es gab auch Momente, da habe ich sie mal angeplafft, ungerechtfertigterweise, weil ich an dem Tag einfach überfordert war mit allem und weil mir alles irgendwie gerade mal bis Oberkante stand. Und dann kommt sie noch von links mit irgendwas und dann habe ich sie ungerechterweise angeplafft. Und dann habe ich mich irgendwann eine Minute später besonnen und habe gesagt, oh Scheiße, was hast du jetzt gemacht? Und genauso bin ich auch zu ihr und habe gesagt, Jonah, ich muss mich entschuldigen bei dir. Das war gerade total ungerecht. Da kannst du da gar nichts für. Mich hat das und das heute so aufgeregt. Das hat mich so wütend gemacht und du hast es abbekommen. Es tut mir wahnsinnig leid. Ich möchte mich entschuldigen. Und das ist wichtig. Und dass ich sage, hier, das ist meine Schwäche. Ich habe Mist gebaut, weil daran sieht man, ey, das passiert Eltern auch und das darf Jonah passieren. Und das darf mir aber auch passieren. Und man sollte dann danach nur drüber reden. Genau. Und Jonah ist ja auch jetzt schon, also die ist ja auch total begabt. Du warst bei den Großen, sie war bei den Kleinen. Und habt ihr lange überlegt, ob ihr sowas ihr erlaubt oder war das klar, dass das okay ist? Also da gab es gar nichts zu erlauben. Hätten wir auch gar nicht bremsen können, weil als diese Möglichkeit sich aufgetan hat, weil sie war ja vorher hier schon so ein bisschen beim Kinderballett, beim Spazballett, hat nicht wirklich jetzt, hatte vorher Tennis gespielt, aber Tennis, hat sie gemerkt, war dann nichts mehr für sie. Und dann kam diese Option. Ja, also die wäre uns ja ins Gesicht gesprungen, wenn wir gesagt hätten, das darfst du nicht. Und da hätte ich ihr auch nicht im Weg gestanden. Das war eine wunderbare Möglichkeit für sie. Sie wollte das unbedingt. Und dann war für uns auch klar, wenn jemand das unbedingt will, es war nicht so, dass Mama da hingehen musste und sagte, hey, hör mal, du weißt ja, Mama hat mal Let's Dance gemacht. Das wäre doch ganz gut. Und dann, nein, ich habe nur gesagt, es gibt Let's Dance Kids und du könntest das mitmachen. Was, wirklich, wann, wo, wie? Wann geht's los? Und war es erst dann und dann musst du auch so lange warten. Und das war für sie ein ganz großes Highlight. Und das hat sie geliebt. Also sie ist da auch extrovertiert. Das ist auch was ganz Individuelles. Ich kann mir auch vorstellen, dass es Kinder gibt, die sagen, was, nee, Hilfe, Angst, traue ich mich nicht. Und dann braucht man die auch gar nicht überreden. Wenn sie das gesagt hätte, hätte ich gesagt, okay, alles klar, verstehe ich. Oder ich hätte es vielleicht auch dann schon vorher gewusst. Dann hätte ich ihr auch gesagt, da war eine Anfrage, da ist eine Anfrage, du könntest das machen, denkst. Und wenn sie dann gesagt hätte, nee, dann wäre das auch, da hätte ich nicht einen weiteren Satz drüber verloren, dann wäre das ein Nee. Aber sie hat dafür auch gebrannt. Und das hat man dann auch gesehen während dieser Zeit. Also da ist sie heute noch, sie denkt heute noch gerne, wir waren jetzt noch in den Winterferien, waren wir noch Leute besuchen in Bremen, ihren Trainer von Let's Dance Kids und ihren Tanzpartner, sie hat da beim Tanzcamp mitgemacht. Also das ist jetzt nach fast zwei Jahren auch immer noch präsent. Und sie tanzt ja auch immer noch, sie ist ja im Verein und sie tanzt. Sie hat natürlich auch Begabung, das liegt natürlich auch ein bisschen in der Familie, oder? Das muss man, der Papa Eisläufer, die Mama. Also sie hat wirklich, also sie hat im Grunde, steht ihr alles offen, ne? Also sie geht ja noch zur Schule. Ja, also sie ist, ja, sagt immer schon, sie ist froh, wenn sie damit fertig ist. Schule ist leider, ja, Schule ist so das notwendige Übel, muss man ganz ehrlich sagen. Sie ist ein Freigeist, sie ist eine Künstlerin. Ich glaube, sie wird auch später vielleicht irgendwas mit Beauty machen. Seitdem sie vier Jahre alt ist, hat sie sich für Fingernägel, für Nagellack interessiert. Sie beschäftigt sich mit Beauty, mit mittlerweile mit der Haut, mit Kosmetik. Sie sucht bei mir nach Pickeln, die sie ausdrücken kann, weil sie das unbedingt machen möchte. Die wird vielleicht mal wirklich Kosmetikerin oder sowas. Die hat kreative Ansätze, ja, so die, sie hat schon so letztes Jahr zum Geburtstag einen eigenen Schminktisch bekommen, wo ja auch natürlich wieder von außen einige gesagt haben, wie kann man denn einer Elfjährigen einen Schminktisch geben und so weiter. Also ja, aber die geht ja jetzt nicht wie ein Paradiesvogel geschminkt, wie eine 18-Jährige irgendwie in den Drogeriemarkt zum Shoppen. Das darf sie natürlich nicht. Aber das möchte ich einfach nicht. Da habe ich eine Grenze gesetzt von meiner Seite aus. Aber ich lasse ihr diese Möglichkeiten hier, dass sie sich schminken darf, dass sie ausprobieren darf, dass sie sich anmalen darf und dass sie auch geschminkt aus dem Haus in meinem Beisein gehen darf. Also da habe ich nichts gegen, aber ich möchte das nicht unbedingt alleine oder wenn sie da war, da finde ich sie dann halt wirklich einfach noch ein bisschen zu jung für. Ich habe das auch erklärt, weil die Welt da draußen sieht so ein bisschen anders aus. Und wenn man älter wirkt, kann man da vielleicht manchmal ein bisschen quer angesprochen werden. Und da hat sie auch verstanden, hat gesagt, nee, dann macht sie das auch lieber nicht. Aber sie freut sich, wenn sie dann mit mir geschminkt aus dem Haus gehen darf. Weil ich möchte einfach diese Impulse nicht bremsen. Das ist auch so immer. Ich glaube, wir oft aus gesellschaftlichen Gründen so, oh Gott, was sagen andere Eltern? Ich bremse jetzt mein Kind aus. Und es gab auch so Phasen, da hat sie sich komplett schräg angezogen. Ich musste sie auch zwei Jahre in den Kindergarten, im Winter in den Kindergarten bringen. Sie hat Hosen verweigert. Sie wollte immer nur Kleider tragen. Da musste ich gucken, wie ich sie irgendwie mit drei Strumpfhosen ausstatte. Dass sie halt, und alle haben gedacht, ich mache aus ihr ein Pöppchen. Aber das war nicht ich. Es war meine Tochter. Sie wollte das und ich wollte sie nicht ausbremsen. Und das ist auch ganz wichtig, weil sie muss sich selber entfalten können. Geführt entfalten können, sag ich mal so. Ja, genau. Weil was man schon bei dir raushört, es gibt klare Regeln bei euch. Natürlich. Das denken ja auch viele, wenn wir unseren Kindern Freiheiten schenken, jetzt auch schon bei den Kleinen, dass man so ungefähr, du, du, alle aus 10 ja alles. Ist ja kein Wunder. Meine Tochter durfte damals jeden Abend vom Küchentisch meinem Mann in die Arme springen, um ins Bett gebracht zu werden. Wir mussten aber keine Angst haben, dass sie das im Restaurant tut. Das hat sie nicht getan. Weil da wusste sie ganz klar, da sitzen wir, da sind andere Leute, die verstehen das vielleicht nicht. Muss auch nicht unbedingt sein. Die möchten in Ruhe essen. Man tanzt nicht auf fremden Tischen. Das machen wir nicht. Aber wenn wir Lust dazu zu Hause haben, warum denn nicht? Ja. Warum nicht? Ich stand auch schon auf dem Tisch und habe die Putzwedel an der Lampe und habe getanzt und habe eine gute Musikaufgabe. Frei sein, leben dürfen. Und dann ist es auch manchmal viel einfacher, sich in den anderen Punkten in die Gesellschaft einzufügen. Also es ist auch so ein bisschen damit lernen umzugehen, wann bin ich wie wo, wann bin ich mal verrückt, wann lasse ich mal irgendwie was raus. Und so denke ich das auch mit den Kindern, dass sie Dinge dürfen und dann ist auch die Energie so raus und dann ist es viel, viel einfacher an anderen Orten zu sagen, ja vielleicht sogar im Restaurant, alles klar, ich sitze dann heute hier still und zu Hause tobe ich nochmal irgendwie andersrum. Weil man eben... Ja. Ja, das war einfach so. Meine Tochter hat zum Beispiel auch nie die Wände bemalt. Die hat nie Wände bemalt. Ich konnte Stifte stehen lassen, sie hat es nicht getan. Weil wir haben ihr genügend Möglichkeiten gegeben. Um ihre Kreativität auszudrücken, ne? Ja. Genau, genau. Ja. Ach, Kinder sind was, was Wunderbares. Wie kommt sie denn mit ihren beiden Brüdern klar, mit Leo und Luis? Super. Also die, wirklich, sie hat sie sich ja Geschwister gewünscht. Sie wusste ja auch, was hinter uns liegt. Und man merkt, die liebt sie über alles, außer am Wochenende, wenn sie morgens nicht ausschlafen kann, weil sie durch das Gebrüll von denen geweckt wird. Aber dann sind die Brüder doof. Natürlich. Und dann hätten die... Und warum... Dann sind die so doof und dann, ach, warum seid ihr überhaupt hier? Ihr seid ja furchtbar und so. Weil sie dann, dann ist sie natürlich nicht so gut und nicht so amüst, weil sie konnte da nicht ausschlafen. Immer werde ich durch euch wach und so weiter. Ja, und in dem Alter ist ja das allerbeste am Wochenende, weil die müssen ja so früh raus unter der Woche und die brauchen ja in dem Alter mehr Schlaf. Und das ist natürlich furchtbar, wenn die dann sie wach machen. Genau. Also da gibt es solche Momente natürlich, die sind ganz normal. Oder wenn dann abends hier unten, wir wohnen sehr offen halt und dann möchte sie eigentlich gern ein bisschen was gucken im Wohnzimmer, also im Wohnzimmerbereich. Und dann ist irgendwie noch ein bisschen Party von den Jungs und hört die und sie kann nicht in Ruhe irgendeine Serie gucken, die sie gerne gucken möchte. Und da, ich muss doch auch bald schlafen gehen, jetzt seid doch mal ruhig. Und das sind so ganz... Ja. Ich kann doch meine Folge nicht gucken. Das sind so normale geschwisterliche Dinge. Ja, natürlich. Die sind da und die gehören auch dazu. Man liebt sich und man hasst sich gefühlt so mal in gewissen Momenten. Natürlich, ja, ja. Und da muss ich, ich stehe dann da immer und ich liebe aber, wenn so ein Leben in de