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Was macht man vor einem Finale in Wimbledon? Das erzählt uns in diesem Podcast Angie Kerber, die erste, die Wimbledon nach Steffi Graf gewann und die erste Nummer eins der Weltrangliste nach Steffi. Es war ein langer, auch schwieriger Weg mit vielen Siegen, aber auch Rückschlägen. Normalerweise sagt man ja, die wahren Freunde erkennst du in schlechten Zeiten. Sie glaubt aber, die wahren Freunde erkennst du in guten Zeiten. Es ist natürlich einfach, jemandem Mut zuzusprechen, wenn es nicht so gut läuft. Ja, das kann jeder, aber wenn es gut läuft, da merkt man, ob die wahren Freunde es einem auch wirklich gönnen und da sind. Und das habe ich in dieser Phase auch lernen müssen, dass es natürlich viele Leute gibt, die es einem dann am Ende des Tages doch nicht so gönnen. Und dann ist es in dem Moment schon auch enttäuschend zu sehen, dass es nicht so zurückkommt, wie man gedacht hätte. Woher hat sie ihre gute Menschenkenntnis? Was hat sich durch ihre Schwangerschaft verändert? Wie war das Treffen mit Obama? Wir haben so viele Themen gefunden zusammen. Eine wirklich schöne Begegnung und ein Gespräch, das hoffentlich auch bei Ihnen nachhalt. Herzlich willkommen, Angeli Kerber. Hallo, ich freue mich. Aber ich glaube, Angeli, es ist nicht so, dass so viele Leute zu dir sagen. Viele nicht, tatsächlich nennen mich mehr Angie oder Angie. Aber einige, oder wenn ich mich auch vorstelle, dann stelle ich mich schon als erstes mit Angelique vor. Aber ich darf glaube ich Angie oder Angie gehen? Hast du eine Favorit? Also mehrere nennen mich Angie. Bedeutet dir der Song von den Rolling Stones was, Angie? Also ich habe nicht so wirklich den Bezug zu dem Lied, weil er schon ein bisschen älter ist. Aber natürlich kennt man das Lied. Dann ist es schon komisch, so den eigenen Namen zu hören. Ich bin wirklich total froh. Wir haben ja auch schon kurz miteinander gesprochen, weil das Buch von dir, Mein Weg nach oben, ist ja noch, kann man sagen, auch noch fast neu. Es ist ein tolles Buch und man lernt dich wirklich kennen. Aber man lernt auch was fürs Leben, habe ich so das Gefühl. Das freut mich, weil das war auch so ein bisschen mein Ziel, dass man aus diesem Buch eine Botschaft für sich mitnimmt und nicht nur als Sportler, sondern dass es wirklich so für jeden ist. Und dass, wenn man das Buch dann am Ende gelesen hat, es weglegt, dass man sich tatsächlich einige Gedanken macht und auch so sein eigenes Leben vielleicht reflektiert. Und daraus was mitnimmt fürs Leben, für die Zukunft und dass man da ein bisschen was draus lernt. Ja, das ist dir auf alle Fälle gelungen. Das freut mich wirklich sehr. Weil auch dieser, du hast ja wirklich und das finde ich auch so ehrlich von dir, also das ist so ein ehrliches Buch. Gerade wenn du ganz oben warst, dann kam so eine Phase, wo es dann irgendwie nicht so lief. Also das ist das irgendwie mal zu verkraften und dann es doch zu schaffen, wieder aufzustehen. Das definitiv und das war bei mir ja genauso. Ich habe 2016 mein bestes Jahr meiner Karriere gespielt, habe das Jahr als Nummer eins der Welt beendet, habe zwei Grand Slams gewonnen in dem Jahr, Silbermedaille bei den Olympischen Spielen. Und da lief irgendwie alles. Natürlich hatte man in dem Jahr auch mal ein bisschen eine kurze Phase, die nicht so gut lief, weil es kann ja nicht alles hundertprozentig gut laufen. Aber es war schon ein Sensationsjahr. Ja, es war das Jahr der Jahre und 2017 war dann das Gegenteil der Fall, kann man so sagen. Und da lief dann einfach nichts mehr so wirklich. Und das lag an vielen Faktoren, sei es die neue Einstellung, man hat so viel Druck auch verspürt von außen, man wird ganz anders wahrgenommen. Jeder möchte dich natürlich auch schlagen und deine eigene Motivation geht dann auch so ein bisschen runter, weil man alles geschafft hat, was man sein Leben lang sich erträumt hat, worauf man hingearbeitet hat und auf einmal steht man da oben. Und muss seinen Tagesplan, seine Routine ein bisschen ändern, man hat so viel andere Verantwortung, die man hat und das war natürlich nicht so einfach. Und deshalb war 2017 tatsächlich so ein Jahr, was nicht das schönste und beste Jahr war, aber sich aus genau so einem Jahr zurückzukämpfen und wo dann auch niemand mehr richtig mit dir rechnet, zu sagen, nee, jetzt kämpfe ich weiter, ich glaube weiter an mich, hab ein gutes Team um mich herum auch gehabt, was sehr wichtig ist. Und dann kam 2018 nochmal so das Highlight mit Wimbledon. Wie gut, dass dich da nochmal, ich meine, du warst es ja nicht alleine, du erwähnst auch immer ganz oft deine Eltern. Andrea Petkovic war auch, glaube ich, jemand, der, also es ist schon toll, wenn man Menschen um sich rum hat, die einen dann auffangen. War ja für die wahrscheinlich auch nicht mehr so einfach, wenn du nicht gut drauf bist. War für die auch oft nicht einfach, deshalb bin ich da sehr dankbar, dass die mich in dieser Phase auch ausgehalten haben, weil das war natürlich nicht so die schönste Zeit. Aber egal ob im Sport oder im Beruf oder auch privat, man hat nicht immer die schönsten Zeiten, sondern man hat auch die Zeiten, wo man einfach nicht weiter weiß, wo nix mehr läuft, wo man einfach Steine im Weg hat und die muss man wegbekommen. Und genau in diesen Zeiten, die waren, Freunde zu haben, an sich auch zu glauben und dieses Selbstvertrauen in sich selber zu haben, nicht aufzugeben, an seine Träume auch weiter zu glauben, auch wenn ja viele wahrscheinlich einem dann auch abraten, sagen, mach vielleicht was anderes, geh einen neuen Weg, aber du glaubst an dich. Und wenn du dann da rauskommst, fühlst du dich einfach viel stärker, viel selbstbewusster und hast einfach so viel Erfahrung auch für dich selber und für das Leben mitgenommen. Und deshalb hoffe ich, dass aus diesem Buch natürlich auch jeder so etwas für sich mitnehmen kann und wenn es nur eine Kleinigkeit ist. Ja, nein, es ist so viel. Also vielleicht können wir ja so ein bisschen heute, wir haben ja schon angefangen. Ich find's halt auch so wahnsinnig interessant, wie wichtig der Kopf ist. Also wenn du, also gerade dieses 2018, ich krieg schon Gänsehaut, Wimbledon, da wusstest du und ich glaube es ist jetzt nicht im Nachhinein so dahingeschrieben, sondern du wusstest, ich sieg heute gegen sie. Das wusste ich tatsächlich, weil auch der Titel des Buches eine Frage des Willens, das ist ja alles im Kopf und für mich war es immer so, wenn ich mir was in den Kopf gesetzt hab, da bin ich auch tatsächlich stur. Deine Amelden! Das stimmt. Mach ich so lange, bis ich mein Ziel erreicht habe und wenn es etwas länger dauert, weil Wimbledon hab ich auch nicht nur in zwei Wochen gewonnen, sondern tatsächlich 15 Jahre gebraucht. Ich hab 15 oder sogar noch länger Anläufe gebraucht, um dann die Wimbledon-Schale hochzuhalten. Wahnsinn. Und auch 2016 mit der Final-Niederlage, die ich ja schon hatte, wo ich viel draus gelernt hab, dann 2018 nochmal die zweite Chance zu bekommen, muss ich sagen, dass das einfach so dieses Highlight ist und wo man dann nochmal sagt, okay, ich hab's tatsächlich geschafft und ich hab's mir in den Kopf gesetzt und mach so lange, bis ich das schaffe. Aber wenn man's trotzdem nicht schafft, weiß man, man hat das Beste gegeben und ich glaube dieses Gefühl zu haben, selbst wenn man sein höchstes Ziel jetzt nicht erreicht, dass man alles gegeben hat, weil das spielen so viele Faktoren natürlich auch drumherum, wo man keinen Einfluss drauf hat und da ist es halt dann wichtig, einfach für sich selber im Reinen zu sein und zu sagen, egal was war, egal was passiert ist, genau das war mein Weg und ich hab so viel draus gelernt, hab alles gegeben und kann am Ende sagen, es war, ja, es ist mein Weg, sagen wir's mal so. Es ist so spannend, also ich war noch nie in Wimbledon, aber das Tolle an dem Buch ist, durch deine Beschreibung, also man ist wirklich dort, ja, und auch diese Umkleide, wo du dann vorher warst, dieser Ruhe, wie heißt der nochmal, Ruheraum? Ruheraum, Umkleideraum, aber so fängt das Buch ja auch an, es fängt ja direkt mit Wimbledon an. Ja, es kommt immer wieder, wie soll nie so ein Rechner in dem Musikstück. Ganz toll gemacht. Das war für mich halt auch wichtig, so dass ich das als Höhepunkt auch habe, weil das mein persönliches Höhepunkt in meiner Karriere auch war und alles drumherum ist halt in der Zeit passiert und wie ich auch dahin gekommen bin und was für mich halt extrem wichtig war, ist halt meine Emotionen auch zu zeigen, also meine Gedanken, alles zu erklären, so dass der Leser sich wirklich tatsächlich 100% reinfühlen kann, weil ja, man sieht es sonst nicht, man sieht nur das Tennismatch, was vielleicht zwei Stunden im Fernsehen läuft und alles drumherum, was danach passiert, was davor alles passiert an den freien Tagen, die Reisen, die Jetlags, auch wie man angefangen hat, wo man herkommt. Aber wenn man liest, wie, also da hab ich auch wirklich an all die Sportlerinnen und Sportler gedacht, also diese Turniere, diese endlosen Turniere am Anfang und immer wieder schlechte Hotels, schlechtes Essen, ist ja einfach so, ja? Also das war ein Mühsack und kein Geld, da war ja kein Geld am Anfang. Ne und das ist nämlich genau diese Kunst halt, woher man kommt, dann dahin zu kommen, wo man hingekommen ist und am Anfang war alles andere leicht, sagen wir's mal, es war tatsächlich kein leichter Weg am Anfang, ich muss sagen, ich bin aber trotzdem sehr froh, dass ich diesen Weg gegangen bin, weil es mich sehr viel gelehrt hat, auch glaub ich so vom Charakter bodenständig zu sein, auch viele Sachen anders zu schätzen und meinen Grand Slam auch erst mit 28 gewonnen zu haben, wo ich auch schon viele Auf und Abs erlebt hab und es ganz anders geschätzt hab und mich ganz anders gefreut hab und auch in dem Moment wahrscheinlich auch bereit war, den Titel anzunehmen und es bis nach ganz oben geschafft zu haben, weil ich ja mit einem ganz anderen Blickwinkel draufgeschaut habe, als wenn ich wahrscheinlich einen Grand Slam mit 18, 19 gewonnen hätte. Das ist schon auch, du hast ja auch viele junge Kolleginnen getroffen und ich denk mir das auch manchmal in anderen Sportarten, aber es gibt's ja auch im Tennis, wenn man so ganz jung schon so weit oben ist, das ist nicht einfach. Es ist nicht einfach, es ist auch nicht einfach, was danach kommt, also in dem Moment ist es natürlich ein unglaublicher Erfolg mit jungen Jahren was großes erreicht zu haben, das ist Talent, das ist harte Arbeit und es kommt alles zusammen, aber es wird nicht einfacher und das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, dass alles was danach kommt, man muss auch ein bisschen drauf vorbereitet sein und braucht gute Leute drumherum, ehrliche Menschen, die einem auch wirklich dann manchmal die Meinung sagen, wenn es einem auch selber nicht gefällt, dass man die Kritik auch annimmt und versucht auch daraus was zu machen und klar, je älter man ist, desto einfacher fällt es dann auch, aber es gibt viele Sportler, Sportlerinnen, die mit jungen Jahren klar den höchsten und größten Erfolg haben und es geht dann halt auch darum, das kontinuierlich weiter zu ziehen und das ist halt die Kunst, weil ich finde es ist einfacher an die Spitze zu kommen, als sich dann oben zu halten, weil das ist nicht so einfach mit allen Verpflichtungen, die noch dann drumherum dazu kommen. Ich fand das ganz interessant, du erwähnst an einer Stelle, es gibt auch einen Namen, einen englischen dafür, also so ein Astronaut, der hat das beschrieben, weißt du den englischen Namen noch? Irgendwas mit Melancholie, aber es ist auch egal, aber diese Melancholie, das habe ich wirklich auch schon von Astronauten gelesen, weil sie haben im Grunde, als Astronaut, du willst ins All, ja und dann hast du das erlebt und dann ist es vorbei. Und das muss man erstmal verkraften. Genau und das war bei mir ja auch so 2016, wo ich so das Jahr hatte, das Revue passieren zu lassen und es wirklich anzunehmen und erstmal dir bewusst zu machen, was du alles erreicht hast, was du geschafft hast in so kurzer Zeit, auf einmal alles zusammengekommen ist. Das war nicht einfach und wenn ich zurückschaue, würde ich dann tatsächlich mir ein paar Wochen länger Zeit nehmen, um das alles zu reflektieren, weil alles kam hintereinander und so war dann für mich auch 2017, wo ich schon am Anfang des Jahres tatsächlich komplett ausgepowert war, obwohl das neue Jahr begonnen hat. Und da habe ich schon gefühlt, okay, vielleicht hätte ich das ein oder andere nicht machen sollen, ich habe auch dadurch gelernt auch mal nein zu sagen, weil ich war am Anfang auch schon jemand, der es allen gerne recht machen wollte und das zieht natürlich auch sehr viel Energie. Natürlich, ja klar. Und ich meine, du hast ja dann auch deine, du hast das Training, also du hast deine Einstellung, das ist ja auch schwer, man macht so lange was, aber das zu schaffen, also du hast wirklich was verändert auch dann. Ich habe tatsächlich was verändert und das ist nie einfach, was zu verändern und ich bin jemand, wenn ich was verändere, dann muss ich mir auch hundertprozentig sicher sein, das dauert dann wahrscheinlich ein, zwei Monate länger als bei anderen, aber ja, dann weiß ich, okay, das ist jetzt der Weg und ich selber muss es für mich selber entscheiden und das habe ich dann auch 2017 geändert, habe ja mein Team auch ein bisschen ausgetauscht, was mir auch nicht einfach gefallen ist. Kam dann nicht auch der neue Trainer? Genau, dann kam auch ein neuer Trainer, eine neue Stimme auch dazu und klar, und dann sieht man, okay, man muss jetzt einen ein bisschen härteren Weg wieder gehen, man muss neue Menschen wieder ein bisschen reinlassen und sich drauf einlassen und das ist natürlich am Anfang nie einfach. Ich glaube, das war der Wim, der dann auch gesagt hat, wir machen was an deiner Beinarbeit und ich meine, du hast ja schon so lange Tennis gespielt und ich meine, das ist doch wahrscheinlich in einem drin, ja, also dann sowas Elementares bereit sein zu ändern, also da gehört Mut dazu, muss ich wirklich sagen. Da gehört Mut dazu und da gehört auch wirklich dieser Wille dazu, dass man das macht und dass man sagt, okay, man lässt sich drauf ein und auch wenn man schon so lange Tennis spielt, da kann man jetzt nichts Neues mehr lernen, aber man kann es dann noch verbessern und das geht am Ende nur noch um zwei, drei Prozente und was bei uns sehr wichtig war, dass wir sehr intensiv gearbeitet haben, also wir haben das Training auch ein bisschen geändert, wir sind eher auf die Qualität gegangen, statt auf die Quantität, sagen wir es so. Und das war wahrscheinlich auch für mich so die größte Änderung, wo ich gesagt habe, okay, wenn ich jetzt auf dem Platz stehe, muss ich von Anfang bis zum Ende 100 Prozent geben, damit ich einfach viel intensiver auch an meiner Beinarbeit arbeite. Naja, es ist halt auch so traurig, aber manchmal ist es ja so, das kennt auch jeder von uns privat, dass wenn alles sich so schön, also man ist ewig lange mit dem Team zusammen und so, ja, da muss man knallharte Entscheidungen treffen, so traurig die dann auch sind. Das stimmt und das ist ja nicht nur im Sport so, sondern auch im Privaten. Ja, hab ich auch dran gedacht. Genau, dass man manchmal vor einer Entscheidung steht, die einem nicht leicht fällt, die einem sehr schwer fällt und die auch mit vielen Emotionen zu tun hat und klar, ich war mit meinem Team oder mit meinem Trainer, ich weiß nicht wie lange wir uns schon kannten. Der kennt dich ja heute noch, in und auswendig. Der kennt mich heute noch und wir sind ja weiterhin gute Freunde, was wichtig ist, aber in dem Moment, wo man dann weiß, okay, die Wege trennen sich, das fällt natürlich nicht einfach und da braucht man auch wirklich viel Mut, ein bisschen Zeit auch und man weiß ja nie, ist es die richtige oder falsche Entscheidung, aber am Ende, glaube ich, jeder Mensch spürt es und fühlt es und man muss sich dann einfach trauen, weil es einem einfach gut tut, einfach mal eine Tür zu schließen, damit sich die neue Tür öffnet. Also da braucht man glaube ich auch, aber ich meine, das lernst du ja alle Sportler, glaube ich. Also erst mal hat man einen guten, also sollte man einen guten Bezug zu seinem eigenen Körper haben und dann spürt man, glaube ich, auch sehr gut, ich muss jetzt was ändern, man nennt das ja, glaube ich, auch Bauchgefühl und also wenn alles im Einklang ist, dann sollte man, glaube ich, auch als Sportlerin darauf hören. Das sollte man, also auf sein Bauchgefühl, auf die Intuition sollte man immer als erstes hören, weil das zeigt einem auch den Weg. Manchmal wollen wir nicht drauf hören und das kenne ich auch sehr gut, weil bei mir hat es auch ein bisschen länger gedauert, bis ich dann tatsächlich meinem Bauchgefühl gefolgt bin, weil man es einfach wegschiebt und es nicht möchte. Man möchte das alte Umfeld haben, das was man kennt. Das Vertraute. Das Vertraute. Ist doch schön aus, klar. Man möchte nichts ändern, man möchte, dass es wieder so wird wie früher, aber irgendwann weiß man oder dann reflektiert man tatsächlich, okay, es war eine schöne Zeit, jetzt muss man weiter nach vorne schauen, jetzt muss man sich auch weiterentwickeln, man möchte auch was Neues erleben. Und das war dann auch sozusagen der Grund, wo ich dann auch gesagt habe, ich möchte auch viel mehr Verantwortung für mich selber übernehmen, ich möchte auch Erwachsener werden und die Jahre haben mich auch dann zu dieser Person gemacht, die ich jetzt bin und auch dieses Selbstvertrauen in mir habe, was ich noch am Anfang meiner Karriere nicht so hatte wie heutzutage. Ist doch normal. Aber das ist doch toll. Das kommt ja auch am Ende des Buches. Das ist so schön. Ich bin irgendwie jetzt der, der ich bin und ich bin weit gekommen und ja, auch so ein Blick auf die Zukunft, so ein hoffnungsvoller, das ist so schön. Ja, das stimmt. Und ich muss auch sagen, über die Jahre habe ich mich tatsächlich zu dieser Person entwickelt, die ich bin. Ein langer, steiniger Weg, aber auch ein schöner Weg. Wenn ich jetzt zurückschaue, würde ich wahrscheinlich auch nicht vieles anders machen, weil mich alle Situationen geprägt haben und mich einfach zu dieser erwachsenen Frau dann am Ende des Tages auch gemacht haben, die ich jetzt bin. Und da kann ich einfach nur unglaublich dankbar sein, dass ich auch so viele verschiedene Menschen kennengelernt habe, die mir Mut zugesprochen haben und tatsächlich auch in meine Richtung positiv waren und die richtigen Menschen da waren zur richtigen Zeit. Toll. Aber da bist du auch ein bisschen beteiligt, weil die sucht man sich ja auch aus. Ja, die sucht man sich auch aus. Und ich werde jetzt Tennis spiele und überhaupt so, das werde ich alles viel anders sehen, weil mit welcher, wie ihr euch gegenseitig als Spielerinnen, also wie du beschreibst, wie du und auch sie, Serena Williams, weil das ist einfach das Spiel, was vielen auch wahrscheinlich in Erinnerung ist, aber man taxiert sich wirklich so, also du spürst auch, wie sie drauf ist und sie spürt, wie du drauf bist. Das fand ich unglaublich. Das spürt man, weil man sich auch schon so lange kennt. Man reist ja immer zusammen. Ach so, na klar. Man sieht sich jede Woche, man hat immer wieder die neue Chance, ein neues Turnier besser zu spielen, auch die Niederlage dann relativ schnell zu vergessen und dann ist besser zu machen nächste Woche. Und man kennt sich ja mittlerweile und hat schon so oft gegeneinander gespielt, dass man diese kleinen Emotionen und die kleinen Wackler tatsächlich relativ schnell spürt, beidseits. Das war so lustig, weil ihr habt euch ja glaube ich auch in diesem Umkleideraum gesehen und dann fragt sie so, wie geht's, how are you? Und dann antwortet man nur… Und das war's. Man antwortet kurz und ja. Ich werde dich heute besiegen. Es gibt auch wahrscheinlich ganz andere, aber so seid ihr dann nicht, aber es gibt ja so Psychospielchen, unter Sportler manchmal auch, dass man so, aber ich glaube, das ist nicht euer Ding, weder von ihr noch von dir. Nein, das ist nicht unser Ding, aber das gibt es tatsächlich. Das gibt's schon. Das setzen einige dann auch an. Ja, ja. Aber für mich war immer von Anfang an wichtig, dass man wirklich fair bleibt und da auf sich selber schaut und so ist, wie man ist. Dass man das, was man kann, auf den Tag legt und das Beste rausholt und da haben wir dann schon sehr großen Respekt gegenüber. Aber du musst doch eine unglaubliche Menschenkenntnis, würde ich sagen, haben. Also auch so im Privaten, du kannst gut Menschen so lesen. Ja, das kann man schon sagen. Das habe ich schon ein paar mal gehört. Dass ich schon relativ schnell erkenne, in welche Richtung das bei den Menschen geht. Spannend. Und da bin ich auch, also da bin ich wirklich auch, glaube ich, sehr extrem und sehr gefühlvoll und gefühlsam und sehr emotional und weiß, okay, der Mensch tut dir gut und der will dir nichts Böses, aber der tut dir nicht gut. Und das zu erkennen, je früher man sowas erkennt, ist natürlich umso besser. Aber über die Jahre so viele Menschen, wie ich kennengelernt habe oder so viele Spielerinnen, gegen die ich gespielt habe, verschiedene Charaktere. Körperbewegung und so wahrscheinlich. Genau, man beobachtet sehr viel und das hilft einem dann natürlich am Ende, so diese Menschenkenntnis dann ein bisschen schneller, sagen wir, wahrzunehmen. Das ist doch nicht nur für den Sport, sondern auch für das Privatleben ganz gut eigentlich. Du hast auch das große Glück, also hast du so viele interessante Menschen kennengelernt, aber du hast natürlich auch Obama, du hast mit ihm zum Mittag gegessen. Und man sagt ja von ihm, also ich habe immer nur gelesen, wie die Menschen über Begegnungen erzählen und er soll ein wahnsinniges Charisma haben, stimmt das? Das stimmt, also die Begegnung mit Barack Obama war für mich sehr prägend. Also dieser Mann, der zeigt und strahlt so viel Ruhe aus, obwohl in dieser Phase, in der ich ihn getroffen habe, das war jetzt nicht die ruhigste Zeit. In der Botschaft war das, ne? Genau, in der Botschaft. Und trotzdem hat er sich Zeit gelassen, er hat ruhig gesprochen, er hat so viel Charisma auch ausgestrahlt und so viel Erfahrung und auch so einfach auch zugehört. Also nicht einfach nur ein kurzes Smalltalk, sondern es war schon ein langes Mittagessen mit allen verschiedenen Themen und das hat mich wirklich sehr beeindruckt und diesen Tag, den werde ich glaube ich auch nie vergessen. Wie schön, da kannst du deinen Kindern davon erzählen, sagt man ja so. Das ist natürlich auch so eine historisch wichtige Person und ich fand das total spannend, wie du das eben gerade beschrieben hast. Ich habe irgendwann mal gelesen, Bill Clinton, der ja eine ganz andere Art hat, aber ihm sagt man auch nach, dass er Charisma hat und er hat auch dieses Zuhören. Also irgendwie kann ich mich erinnern, dass er, dass sie beschrieben hat, also es war, oder es war ein Mann, dass du in dem Moment das Gefühl hast, du bist der Einzige und er ist wirklich ganz bei dir. Vielleicht ist das auch ein Geheimnis dieser Menschen. Vielleicht ist es ein Geheimnis, eine Gabe, aber es ist, muss ich sagen, wirklich was Beeindruckungsvolles, also was mich wirklich beeindruckt hat, weil du wirklich denkst, oder er hat wirklich zugehört, er kennt sich aus, er hat mein Finale bei den News Open auch gesehen. Das sind natürlich auch so Sachen, wo man irgendwo auch ein Thema hat, natürlich die Politik ist dann immer auch ein kleines Thema neben dran, aber ja, das war für mich wirklich unglaublich spannend, so eine Persönlichkeit dann auch zu treffen, zu sehen, wie solche Menschen auch mit verschiedenen Sachen umgehen und das hat mich sehr inspiriert. Toll, das ist so schön, dass man von so Begegnungen, die bleiben ja, das ist das Schöne, man sagt oft, das geht weg, aber nee, das bleibt. Das bleibt, das bleibt und daraus kann man auch wirklich viel lernen aus solchen Treffen, kleinen Begegnungen. Toll. Er ist wirklich so ein Inspirationsmenschen, auf jeden Fall. Toll. Aber ganz anders, also ohne das zu werten, aber du hast doch Angela Merkel, hast du glaube ich auch getroffen. Genau. Und die war sehr interessiert am Sportlichen. Die hat mich, genau, die habe ich auch kennengelernt und ja, die kennt sich auch im Sport ein bisschen aus und das war auch für mich schon eine beeindruckungsvolle Frau, beziehungsweise das Treffen, wie auch sie mit allen umgeht. Und auch zu einer sehr schwierigen Zeit, wo ich sie auch damals kurz getroffen habe, aber ja, so eine Begegnung, die bleiben immer irgendwie im Kopf hängen und die vergisst man nicht so schnell. Und sie hat sich auch, also ich habe sie einmal getroffen und da ist es mir auch, also sie kann sich auch jemand mitbringen. Ja, genau. Das war wahrscheinlich auch der Fall. Genau, das war auch der Fall, deshalb ist es wahrscheinlich auch so ein kleines Geheimnis. Es ist wahrscheinlich, jetzt haben wir es rausgekriegt. Jetzt haben wir es raus. Ach, ist das schön. Ja, du bist ja jetzt, ich finde ja immer, schwangere Frauen und du hast so ein inneres Strahlen. Das ist wirklich ganz toll. Also du bist eine Schwangere, der es richtig gut geht, kann man sagen, oder? Ja, mir geht es wirklich gut. Ich genieße die Zeit. Ich freue mich auch auf das, was kommt. Und ja, es ist Neuland auch, was auf mich zukommt. Aber ja, also ich versuche wirklich die Zeit jetzt so gut es geht zu genießen und bin da auch wirklich, glaube ich, echt entspannter geworden, als zu meiner aktiven Zeit noch vor ein paar Wochen oder Monaten. Also das habe ich wirklich gemerkt, diese Veränderung, dass ich jetzt viel mehr Zeit habe, auch jetzt nicht nur unter Zeitdruck stecke, sondern einfach auch alles ein bisschen entspannter angehen kann. Ich meine, vielleicht verklärt man im Nachhinein auch einiges. Ich war zweimal schwanger. Aber für mich ist es immer noch so, wenn ich so denke, es war, also ich hatte auch das Glück, mir ging es gut, auch körperlich und so. Aber es war so eine schöne, also ich habe da auch noch richtig schöne Erinnerungen dran. Aber findest du es nicht auch interessant, dass, also wie du es auch jetzt beschrieben hast, der Körper, auch da der Körper, der zeigt dir, was er braucht? Auf jeden Fall. Also ich hätte nicht gedacht, dass das so extrem ist. Aber auch das sind neue Erfahrungen, die ich gerade sammle und der Körper zeigt einem tatsächlich, was er braucht, was einem gut tut, was nicht. Und da auf seinen Körper zu hören, das ist wirklich das A und O. Und ich kenne meinen Körper ja schon relativ gut. Ziemlich gut, ja. Aber so das ein oder andere habe ich auch neu kennengelernt. Ach wie toll. Ja, siehst du, es war noch nicht aus. Es gibt noch einige Überraschungen. Aber ich finde es auch toll, dass du das so locker, also ich habe ja so auch einige Interviews jetzt gelesen von dir, dass du das so, du gehst es ganz entspannt an. Was kommt, was kommt. Und ich finde es auch gut, dass du sagst, nö, das ist noch, also das muss noch nicht zu Ende sein da. Ja, warum auch nicht? Es gibt ja auch jetzt viele Beispiele an Frauen, die ja auch Tennisspielerinnen, die trotzdem erfolgreich sind, Mütter und weiterspielen. Warum auch nicht? Auf jeden Fall. Und ich glaube, man sollte auch entspannt dran gehen, weil natürlich weiß man nicht, was kommt oder wie alles ablaufen wird. Aber ich bin da schon relativ zuversichtlich. Ich lasse mir da auch extra Zeit, weil wenn ich zurückkomme, möchte ich auch wieder richtig fit zurückkommen und da angreifen, wo ich auch aufgehört habe. Anders kann man sich das doch gar nicht mit dir vorstellen. Ne, das geht auch nicht. Wenn dann richtig. Genau, wenn dann richtig. Und ich meine, es gibt schon so viele Beispiele, die zurückgekommen sind als Mutter oder auch im anderen Beruf. Ich denke schon, dass es viele gibt, die auch Angst davor haben, dass man beides nicht verbinden kann. Aber ich glaube, das geht schon. Man braucht halt Mut. Man muss halt wahrscheinlich alles ein bisschen anders organisieren. Aber trotzdem, man ist ja die gleiche Person. Man hat die gleichen Erfahrungen wie vorher sogar noch mehr. Natürlich. Und das macht einen ja auch stärker. Und ich glaube, dass man da tatsächlich diesen Mut nicht verlieren soll, weiter an sich und auch an seinen Träumen festzuhalten. Und ich meine, das ist ja eine schöne und positive Nachricht. Und man bekommt ja bestimmt so vieles auch zurück, was einen dann tatsächlich noch ein bisschen stärker macht als davor. Auf alle Fälle. Ich bin davon überzeugt. Es gibt auch Beispiele dafür. Aber das hat jede Frau. Also leider, diese Ängste. Und man denkt jetzt, es ist heute ein bisschen besser. Aber ich kenne von meinen Kolleginnen, die Ängste bleiben immer. Wie will ich das machen? Weil Frauen, die gerne arbeiten. Wie kann ich das beides kombinieren? Und immer haben mehr die Frauen das. Das ist leider so. Es ist wirklich so. Da denkst du, es hat sich so viel entwickelt. Aber nein, vieles hängt immer noch bei den Frauen. Und mit einer guten Organisation. Ich sag dann immer, bleib entspannt. Lass dir nicht so viel erzählen. Das kann ich mich noch an mich erinnern. Jeder sagt dir, da musst du aber doch darauf aufpassen. Und diese ganzen Ängste. Man ist ja sowieso sehr sensibel in so einer Zeit. Und ich glaube, das ergibt sich alles. Und du machst das, was du hast. Du hast so viel Erfahrung. Du wirst einfach das Richtige machen. Das ist auch mein Motto. Ich hab auch gesagt, ich nehme gerne vieles an. Aber am Ende macht man das nach dem Bauchgefühl. Und man muss entspannt bleiben. Nicht zu viel googeln, hab ich gelernt. Auch wenn das Baby da ist, nicht zu viel googeln. Sei doch wie wenn es zum Kinderarzt geht. Und einfach entspannt selber schauen, wie es geht. Ich denke, das haben schon so viele hinbekommen. Ganz genau. Das soll kein Problem sein. Du hast so etwas Schönes vor dir. Du kannst dich nur freuen. Es wird einfach noch zu deinem Leben eine Riesenbereicherung sein. Und du hast auch, glaube ich, das Gute ist ja auch dein Umfeld. Auch deine Eltern. Wie geht es eigentlich? Geht es den Großeltern gut? Meinen Großeltern geht es gut. Allen geht es gut. Weil der Opa spielt auch eine große Rolle, dein Großvater. Man hat sie so richtig lieb, wenn man davon liest. Die helfen dir doch bestimmt auch. Auf jeden Fall. Und ich weiß, dass ich da auch groß Unterstützung habe. Und nicht alleine bin, was, glaube ich, auch sehr wichtig ist. Deshalb bin ich da tatsächlich sehr entspannt. Lebst du jetzt eigentlich noch in Polen? Ich lebe in Polen. In der Nähe von deinen Großeltern. Genau, in der Nähe von meinen Großeltern. Und da lebe ich auch weiterhin. Und habe da auch meine Academy. Genau, Angie. Die Angie Kerber Academy. Und da verbringe ich jetzt auch sehr viel Zeit. Auch mit den Jungspielerinnen. Das heißt, ich spiele immer noch ein bisschen Tennis. Ja, das ist doch aber, es geht dir ja gut. Halte mich auch weiterhin fit. Das war mir auch wichtig. Und jetzt habe ich auch natürlich ein bisschen mehr Zeit, auch so die Aufmerksamkeit auf die anderen zu legen. Ein bisschen Erfahrung auch zurückzugeben. Und das ist mir auf jeden Fall wichtig, was ich auch in Zukunft machen möchte. Und da bin ich auch jetzt relativ häufig zu sehen. Schön. Und das ist jetzt nicht so ein schönes Thema, aber da warst du denn auch dort, als die Rakete in Polen eingeschlagen ist? Ne, da war ich gerade nicht in Polen. Aber da hast du wahrscheinlich einen Riesenschreck gekriegt, oder? Ja, natürlich. Ich meine, das ist natürlich keine einfache Zeit. Also für niemanden besonders. Natürlich nicht für die Länder drumherum. Und ja, ich meine, jeder wünscht sich, dass sich das so schnell es geht, dass wir einfach Frieden haben. Und ich denke jetzt auch gerade zur Weihnachtszeit ist es natürlich, was jeder sich wünscht und hoffentlich diese Ruhe bald zurückkehrt. Ja, mir ist auch wieder klar geworden, also es ist sowieso, auch Ukraine, ja, das ist ja ganz, es ist nah bei uns. Aber durch dieses, mit Polen, durch diesen Raketeneinschlag, also das, ja, in Polen, unser Nachbarland, ja, also es kommt, es ist so nah, ja, also durch so ein, na, also das ist wirklich, da wird einem halt klar, dass, ja, es ist, also für mich war es so, es kommt immer näher. Ja, wir leben auf jeden Fall nicht in einer leichten Zeit, besonders auch jetzt mit Corona, was immer noch irgendwie nicht vorbei ist. Dann mit dem Krieg natürlich und ja, was wünscht man sich? Man hofft einfach tatsächlich, dass es bald das Ende zu sehen ist. Ja, natürlich. Aber ja, ich, ich, das hofft glaube ich jeder. Natürlich. Und man kann sich wirklich, man kann den Moment genießen, jeden Tag genießen, auf das Schöne im Leben schauen. Das ist total wichtig. Und das ist das Wichtigste, in dem Moment zu leben und gar nicht zu weit nach vorne zu schauen und gar nicht zu weit nach vorne zu planen, weil das wäre verschenkte Zeit. Ja, das weißt du auch als Sportlerin, glaube ich, oder? Wenn man dann immer zu sehr, weil man, wie sagt man im Leben, es kommt dann doch immer anders, als man denkt. Es kommt immer anders, wie man denkt. Man sollte auch nie, nie, nie sagen. Das habe ich auch gelernt. Oh, das stimmt. Das sollte man auch nicht sagen. Genau, also man sollte nie irgendwie sagen, nie mache ich das so. Das Leben zeigt das dann doch irgendwie anders. Es gab auch mal eine Zeit, wo du gesagt hast, nie mehr werde ich gewinnen. Genau. Und dann, ne? Wimbledon Nummer eins, der weltranglichste. Also das ist alles Quatsch. Also das Leben zeigt einem am Ende den Weg allein und man sollte aufs Leben vertrauen. Es geht weiter. Es geht immer weiter. Irgendwie geht es immer weiter und irgendwie geht immer irgendwas vorbei. Also irgendwann, schöne Phasen gehen vorbei, genauso wie schlechte Phasen gehen vorbei. Das ist auch was, das stimmt. Du hast natürlich auch recht. Also die halten ja auch nicht ewig. Nee, die halten auch nicht ewig. Und deshalb soll man die schönen Phasen natürlich umso mehr genießen. Man weiß nie, wann sie vorbei geht. Und die schlechten Phasen, die gehen auch vorbei. Und man muss durchhalten. Man muss versuchen, trotzdem weiter dran zu bleiben. Und natürlich, wenn es dann so ist, den ein oder anderen Schritt gehen, mutig sein. Und auch diese Phase geht dann irgendwann vorbei. Du bist schon so weise. Ja, naja. Zumindest theoretisch hört sie sich. Aber ich glaube, das ist eben, ich meine, wie du auch schreibst, du warst mit zwölf, du hast halt natürlich unheimlich viel erlebt. Vieles konntest du nicht mitnehmen, was andere so mitnehmen in ihrer Jugend. Aber ich meine, du warst mit zwölf allein in Amerika. Also du hast halt natürlich auch in diesen 34 Jahren mehr erlebt, als du weißt, wie ich meine, mehr. Also das ist gar nicht wertend. Nein, auf jeden Fall. Aber es ist ein pralles Paket, was du da mitgenommen hast. Ja, also das muss ich sagen. Also ich habe viel gelernt, viel mitgenommen, schon mit jungen Jahren, auch relativ jung auf mich alleine gestellt. Musste vieles dann auch lernen. Meine Eltern haben mir natürlich viel geholfen auch, weil ich wusste, die sind da, auch meine Großeltern, meine Familie, auch Freunde, die ich hatte, die das auch mitgemacht haben, was natürlich auch nicht selbstverständlich ist, wenn man dann irgendwie jede Woche unterwegs ist und zu Geburtstagen, zu Feiern nicht da ist, sondern dann mal kurz einen Skype-Anruf hat oder FaceTime. Und dann trotzdem Freundin bleibt. Und trotzdem weiß man, man hat Freunde, die auf einen warten, wenn man zurückkommt und die Tage dann zusammen genießen kann. Und da muss ich auch sagen, bin ich unglaublich dankbar, dass ich wirklich solche Freundschaften bis heute habe. Toll. Was ich auch beeindruckend fand, man sagt ja immer so, dass die wirklichen Freunde zeigen sich, wenn es einem schlecht geht, sagt man so. Du sagst aber in deinem Buch, die wahren Freunde zeigen sich, wenn es einem gut geht. Warum? Das stimmt und da stehe ich auch voll dahinter, weil es ist natürlich einfach, jemandem Mut zuzusprechen, wenn es nicht so gut läuft. Das ist natürlich, ja, das kann jeder. Aber wenn es gut läuft, da merkt man, ob die wahren Freunde es einem auch wirklich gönnen und da sind. Und das habe ich in dieser Phase auch lernen müssen. Es gibt natürlich viele Leute, die es einem am Ende des Tages doch nicht so gönnen, wie man gedacht hätte. Und deshalb glaube ich oder sage ich, dass man in schlechten Phasen Freunde kennenlernt, genauso wie in guten Phasen. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Da ist wirklich was dran. Du hast natürlich auch diese Erfolge und wahrscheinlich ist dann auch deine, wo wir vorhin drüber gesprochen haben, mit der Menschenkenntnis, das ist ja auch eine Form von Empathie, Einfühlungsvermögen. Du hast es dann, wahrscheinlich musste derjenige oder diejenige gar nichts sagen, du hast es gespürt. Ich habe es gespürt und wo man dann auch ein bisschen enttäuscht ist, weil man natürlich viel mehr erwartet hat von Menschen und dann am Ende merkt, okay, diese Erwartung ist gar nicht da. Weil man merkt, okay, ja, die gönnen es dir nicht so sehr, aus Herzen, wie man gedacht hat, dass man zusammen diesen Erfolg feiert. Ich bin schon jemand, der ohne die Menschen drumherum hätte ich diesen Erfolg nicht gehabt. Und das weiß ich, das ist mir bewusst. Weil auch wenn Tennis eine Einzelsportart ist, ist es am Ende des Tages eine Mannschaftssportart. Weil man ohne seinem Team drumherum nie das erreichen kann und die Leistung bringen kann, die man am Ende bringen muss, um dahin zu kommen, wo ich hingekommen bin. Und dann ist es in dem Moment schon auch enttäuschend zu sehen, dass man nicht so zurückkommt, wie man gedacht hätte. Da gehört aber auch was dazu. Aber wie du gesagt hast, letztendlich ist es dann aber wieder auch gut, dass das Leben einem zeigt, was sind die Menschen, die mir gut tun. Es sind ja keine bösen Menschen. Nein, überhaupt nicht. Aber es gehört wirklich was dazu, dann jemandem etwas zu gönnen, was man vielleicht selber gerne hätte. Genau, und das ist das auch, was Sportler oder auch jeder lernen muss, zu gönnen, weil sich zu vergleichen ist nie der richtige Weg. Jeder ist einzigartig, jeder hat seinen eigenen Weg, jeder hat was Besonderes. Aber das als Sportler ist natürlich eine ganz schwierige Sache. Das ist es. Und trotzdem machen alle anderen genau das Gleiche wie du und wollen das Beste erreichen, wollen das Beste rausholen, trainieren genauso hart, vielleicht härter, vielleicht auch mal an Tagen nicht so, wie man hätte trainieren sollen. Aber trotzdem hat ja jeder das gleiche Ziel, den gleichen Traum. Und man versucht auf der einen Seite, auf sich selber zu schauen und man sollte auch nur auf sich schauen, um das Beste rauszuholen, sich besser und weiter zu entwickeln und nicht so sehr nach links und rechts zu schauen, sich nicht zu vergleichen und einfach mal zu gönnen, wenn es jemand erreicht hat, was auch die Person nicht ohne Grund erreicht hat. Natürlich. Vielleicht das ein oder andere sich abzuschauen, aber nicht zu vergleichen. Ist dir das gelungen? Es war am Anfang auch sehr schwierig, das gebe ich auch zu. Schön, dass du so ehrlich bist. Weil natürlich man dann links und rechts geguckt hat und gedacht hat, okay, das kann ich doch auch. Wieso habe ich nicht den Erfolg? Was muss ich ändern? Aber ich habe versucht, wirklich zu beobachten und mir was abzuschauen, zu gucken, was kann ich daraus für mich mitnehmen, meinen Weg oder mein eigenes Kennzeichen daraus zu bauen und mit meiner persönlichen Art das besser zu machen oder so zu machen, wie ich es machen möchte. Und das habe ich relativ schnell dann auch gelernt. Aber es ist natürlich auch ein Prozess, so wie das Leben auch ein Prozess ist. Aber das Gönnen sollten wir lernen. Ja, und ich glaube, das macht einen doch viel zufriedener, glücklicher. Weil es ist immer, wenn du jemandem was... Also das hört ja nicht auf. Genau. Immer hat jemand irgendwas Besseres. Er sieht besser aus, er hat den Sieg. Du bist da nicht... Glücklich wird man nicht. Glücklich wird man nicht. Aber trotzdem, gerade im Sport, also es ist natürlich schon eine Entwicklung, weil im Sport, das ist natürlich, es geht natürlich immer um Gewinnen, Verlierer und die hat aber das gewonnen oder der das. Also es ist schon, da hast du dir noch was ausgesucht, wo es auch nicht so einfach ist. Das stimmt, ich muss auch sagen, ich meine, ich habe Wimbledon-Jahr 2016 Finale gespielt und daran ändern sich nicht viele Menschen. Oder wenn ich sage, ich habe Wimbledon, stand ich im Finale, habe gegen Serena damals verloren. Das wissen wirklich nicht mehr so viele Leute, obwohl das Wimbledon-Finale damals auch ein Highlight für mich war. Total. Und 2018, wenn man es dann gewonnen hat, das ist dann tatsächlich nochmal eine ganz andere Liga. Und das ist so ein kleines Beispiel. Ja, ein gutes Beispiel, genau. Aber da war auch alles, ich habe mir jetzt auch nochmal die Bilder von damals angeschaut, und man sieht auch, da fällt so viel von dir ab. Das ist einfach nur Glück und Freude pur, weil ich meine, Steffi Graf war dein, das ist eine Kindheitserinnerung, als sie das gewonnen hat. Und dann stehst du da, ich glaube, das war, ich selbst kriege Gänsehaut, oder? Es muss einfach, ja, es war der Wahnsinn. Das war der Wahnsinn und das war immer mein Ziel als kleines Kind. Ich habe viele Matches von Steffi gesehen auf dem Wimbledon-Centercourt und irgendwann dann selber diese Chance zu bekommen, die zweite Chance zu haben, im Finale zu spielen. Und dann gegen Serena, gegen eine der Champions, aller Champions auch, und sie dann auch zu besiegen in so einem Finale. Und dann das zu erreichen, was man als Kind geträumt hat, sich vorgestellt hat, sich visualisiert hat, diese Schale hochzuhalten. Da ist vieles von einem abgefallen, ja. Oh, wie schön. Das wird dir keiner nehmen, egal was im Leben passiert. Nein, das stimmt. Aber das zeigt natürlich auch, zu was du fähig bist. Ich will nicht die anderen, aber jeder ist, ich glaube, dass wir zu viel mehr fähig sind, als wir manchmal glauben. Und ich meine, du hast auch dafür trainiert und gekämpft und so, aber du hast es geschafft und andere können auch nicht so was, aber jeder in seinem Bereich kann was schaffen. Jeder kann was schaffen und da bin ich auch überzeugt von, weil jeder hat ein Talent in sich, eine Leidenschaft in sich, der man folgen soll. Und ja, sei es, ob es jetzt im Sport ist, sei es jetzt ein Schauspieler, eine Sängerin oder einfach irgendein Beruf ist, es ist egal. Egal was, als Schreiner. Genau, egal was man macht, jeder hat seine Leidenschaft und der sollte man folgen. Diese Leidenschaft, die führt einen wirklich bis ganz nach oben und man muss dran glauben, man soll dran glauben, man soll an seinen Träumen festhalten und seiner Leidenschaft einfach folgen, seinem Herzen folgen. Und ja, das kann manchmal ein bisschen länger dauern, manchmal geht es vielleicht ein bisschen schneller, aber wenn man was macht, was man liebt, dann fällt es einem einfach so viel leichter. Und ich glaube, es gibt auch, wenn Herz und Kopf auf dem Platz waren, dann war es immer das Allerbeste. Dann war es immer das Beste, genau. Dann lief alles einfach. Aber man kann es nicht erzwingen, oder? Man kann es nicht steuern, das kann man tatsächlich nicht steuern. Was man steuern kann, ist immer das Beste zu geben. Jeden Tag morgens aufzustehen, auch wenn es einem nicht so gut geht, trotzdem zu sagen, ich mache aus dem Tag das Beste. Auch wenn es vielleicht ein bisschen schwächerer Tag ist, aber man weiß selber, man hätte nicht mehr geben können. Wenn man am Ende dann im Bett liegt und sagt, ich habe heute mein Bestes gegeben, ob Sieg oder Niederlage, ob guter oder schlechter Tag, aber es ging nicht besser, dann ist man ja mit sich selber auch in den Reihen. Und das kann man immer geben. Aber ich finde das so spannend, weil es klingt fast so ein bisschen nach Magie. Also das kann man steuern, aber so ein Tag wie 2018, wo du ja wirklich das Gefühl hattest, ich glaube, das ist schon beim Aufstehen passiert, oder? Also selbst so einen Tag kann man nicht steuern, aber man kann das Gefühl fühlen und spüren. Man weiß, heute fühlt man sich gut, heute weiß ich, was ich will und ich werde alles geben. Ja, und da ich ja stur bin. Was bist du für ein Sterzeichen? Steinbock, das passt. Deshalb war das schon was, wo ich mir selber gesagt habe, nee, ich gehe da bis zum Ende und weiß, was ich möchte und werde am Ende die Trophäe hochhalten. Und das ist dir gelungen? Ja. Wer war denn am emotionalsten von deiner Familie? Ich glaube, das ist schwierig zu sagen. Der Großvater, der dir den ersten Schläger geschenkt hat. Der Papa, der dich trainiert hat. Die Mama, die alles organisiert hat. Also ich glaube, jeder war auf seine eigene Art stolz und konnten das, glaube ich, gar nicht so richtig begreifen am Anfang. Meine Mutter war ja vor Ort, das war ja die Einzige, die vor Ort war. Und die zwei Wochen auch dabei war. Aber ich weiß auch, meine Großeltern habe ich direkt danach angerufen. Also jeden irgendwie habe ich da kurz schnell mal abgedatet oder damit ich wenigstens einmal kurz spreche, bevor so dieser Interview-Marathon losging. Und ja, das war schon was, wo irgendwie jeder dran geglaubt hat. Aber wenn es dann passiert, dann ist es schon nochmal was anderes. Du hast sie alle so glücklich gemacht, glaube ich. Aber ich meine, die Liebe wäre auch als Zweitplatzierte. Das hast du ja vorher schon mal. Aber das ist halt, ja, das ist einfach ganz zum Ende. Da habe ich mich aber immer gefragt, woher, also dass man Tennis so liebt. Woher kommt es denn bei dir? Hast du eine Ahnung? Weil es fing ja so früh schon an. Also es fing sehr früh an. Ich habe mit drei Jahren ja schon angefangen, den Schläger in der Hand zu halten. Und meine Eltern haben ja Tennis gespielt oder spielen Tennis. Und die haben mich zum Tennisspielen gebracht. Also von Anfang an habe ich die Leidenschaft, die Liebe zu diesem Sport gespürt. Und ich wollte einfach nur spielen. Ich wollte Turniere spielen. Ich wollte auf Punkte spielen. Ich war ja am Anfang jetzt nicht die Fleißigste, sondern eher diejenige, die einfach nur spielen wollte. Also Training war Spielen, ja, aber Training muss nicht sein. Das hat sich aber geändert später. Das hat sich später zum Glück geändert. Aber ja, die Leidenschaft zu dem Sport, die kam ja relativ schnell. Also das Buch, Anjeli Kerber, Eine Frage des Willens, mein Weg nach oben, kann ich wirklich allen empfehlen. Es macht Mut, gerade wenn man so, wenn man so vielleicht auch in so einer Lage ist, man weiß nicht, mache ich das, mache ich das? Oder hat so ein bisschen Ängste. Du kennst Ängste und Zweifel. Du weißt, was die mit einem machen. Und du schreibst am Ende in dem Buch, die Zukunft kann kommen, denn ich weiß, wer ich bin. Das ist so ein schöner Satz. Und was soll da noch passieren, Anjeli? Ich weiß nicht, was kommt, aber ich bin bereit, egal was kommt, weil ich tatsächlich so viel gelernt habe. Ich habe auch was Wichtiges gelernt, dass man sich selber nicht nur mit dem Sport definiert, sondern einfach mit der Person, die man ist. Auch wenn man einen schlechten Tag im Beruf oder im Sport hat, dass man nach Hause geht und trotzdem glücklich sein soll mit dem, was man hat, dass man gesund ist, dass man seiner Leidenschaft folgt und dass man sich nicht nur über den Beruf indifiziert, sondern tatsächlich über den Menschen, den man im Herzen ist. Ja, aber alles hat seine Zeit. Und die Zeit hat einfach gebraucht. Du hast jahrelang, jahrzehntelang gar nicht so an dein Privatleben gedacht. Die Turniere waren immer wichtig. Aber du siehst, jetzt ist es halt anders. Jetzt ist es anders. Die Zeit muss kommen und alles kommt zur richtigen Zeit. Das hört sich sehr, sehr gut an. Ich weiß jetzt schon, das Kind hat es jetzt schon gut bei dir und wird es auch weiterhin bei euch sehr gut haben. Ich wünsche dir Angie alles, alles Liebe. Genieß die Zeit. Das mache ich. Lass dir nicht so viel erzählen. Hör zu, sag ja, ja, ja und dann machst du einfach dein Ding. Genauso mache ich es. Vielen, vielen Dank für das schöne Gespräch. Vielen Dank, hat Spaß gemacht. Ja, mir auch. Danke schön. Danke.