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> Immer mehr Ukraine-Flüchtlinge in Hessen - Das müssen Helfer wissen
23.03.2022, 06:23 Uhr
Ukraine-Flüchtlinge in Hessen -
Das müssen Helfer und Mieter jetzt wissen
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Fast 7200 Menschen sind seit Beginn des Krieges in der Ukraine nach Hessen geflüchtet und sie sind jetzt in den Erstaufnahmeeinrichtungen in unserem Land untergekommen. Sie alle müssen hier nach Gießen zur Registrierung in der Erstaufnahme-Einrichtung des Landes Hessen und werden anschließend verteilt. Pro Tag kommen etwa 500 - 600 neue Flüchtlinge aus der Ukraine dazu.
Und wie sie leben, dass hab ich mir jetzt hier mal in der Erstaufnahme-Einrichtung in Gießen angeguckt. Nur etwa 72 Stunden sollen die Menschen hier bleiben. Es ist quasi die erste Anlaufstelle ehe es dann weiter in die Kreise und Kommunen geht. Doch auch wenn die Menschen hier meist nur kurze Zeit sind, der gewaltige Ansturm der letzten Tage, der ist für die Einrichtung eine Herausforderung.
Natürlich ist es ein Unterschied, ob 50 Menschen am Tag ankommen oder 500-600. Wir haben aber unsere Prozesse umgestellt, darauf eingestellt und wir können das gut managen. Es ist ein teilweise anderes Bild weil diese Menschen ja erst wenige Stunden ihr Land verlassen haben und der Krieg noch gar nicht so weit weg ist die schlimmen Erlebnisse schon mit hergebracht werden.
Die Menschen sind teilweise verängstigt und aber durchweg froh, dass sie jetzt hier in Sicherheit angekommen sind und einfach in Frieden sind. Die Menschen, die hier gerade aus der Ukraine ankommen, Die haben teilweise nun einen Rucksack dabei oder ein kleines Köfferchen. Und manche haben auch einfach nur das dabei, was sie eben gerade am Leib tragen.
Und das sind Bilder für mich, die sind sehr erschreckend. Und die machen mich auch traurig. Und trotzdem, war es mir wichtig, hier mal herzukommen, denn zuletzt gab es Stimmen dazu, dass sie Unterbringung der Flüchtlinge hier in der Erstaufnahme-Einrichtungen Gießen übel sei, dass viele Abläufe nicht funktionieren würden Mein Eindruck ist dabei, dass sich die Menschen hier wahnsinnig viel Mühe geben.Und wir haben es zuletzt immer wieder gesehen: Hessen hilft! Und es gibt unzählige Wohnungs-Börsen, wo jeder seinen Schlafplatz anbieten kann.
Eben auch als private Unterkunft als zweite Anlaufstelle. Wenn es hier aus der Erstaufnahme-Einrichtung in Gießen, wo die Registrierung stattgefunden hat, dann eben weitergeht. Und da ist eben jeder Einzelne von uns jetzt gefragt eben das zu geben, was er kann.
FFH-Reporterin Dominique Bundt berichtet aus der Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen.
Immer mehr Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine kommen in Hessen an. Die Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen ist überfüllt, die Landkreise richten weitere Notunterkünfte ein und überall im Land bieten Menschen privaten Wohnraum für Geflüchtete an.
FFH-Reporter haben die Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen besucht und recherchiert, wie die Verteilung der Flüchtlinge in den Landkreisen läuft und was Mieter wissen müssen, wenn sie privaten Wohnraum anbieten.
Fast 7200 Menschen sind (Stand 22.3.) seit Beginn des Krieges in der Ukraine nach Hessen geflüchtet. Sie alle müssen registriert werden, auch in der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen (HEAE) nach Gießen. Von dort aus werden sie schließlich weiter verteilt an die Landkreise und Kommunen. Läuft alles nach Plan, bleiben die Geflüchteten nur für rund 72 Stunden in der HEAE in Gießen.
500-600 Geflüchtete pro Tag
Zuletzt gab es über Facebook Stimmen dazu, dass die Unterbringung und Abläufe im Gießener Flüchtlingsheim schlecht liefen. Diese Vorwürfe weist Andrea Kaup, die stellvertretende Leiterin der Abteilung "Flüchtlingsangelegenheiten, Erstaufnahmeeinrichtung und Integration" des zuständigen Regierungspräsidiums Gießen, jedoch zurück. "Wir sind nicht überfordert. Wir sind herausgefordert." Denn pro Tag kommen die rund 500-600 neue Flüchtlinge aus der Ukraine an. Ein Ansturm, dessen Bewältigung eine Herausforderung sein kann.
Weitere Unterbringungsmöglichkeiten werden gebaut
Häufig sind es Mütter und ihre Kinder, die hier meist in Bussen die Erstaufnahmeeinrichtung erreichen. Um alle von ihnen unterbringen zu können, errichtet die HEAE aktuell weitere Gebäude in Leichtbauweise. Sie werden mit Doppelstockbetten bestückt, es gibt WLAN und Steckdosen, damit die Geflüchteten unkompliziert Kontakt zu Bekannten aufnehmen können.
Kaup: "Schnell in die Kommunen zur Integration"
Nur rund 72 Stunden sollen die ankommenden Flüchtlinge in der Gießener Erstaufnahmeeinrichtung bleiben, dann übernehmen die Kreise und Kommunen, erklärt Andrea Kaup, die stell. Leiterin der Abteilung "Flüchtlingsangelegenheiten, Erstaufnahmeeinrichtung und Integration" des Regierungspräsidiums Gießen
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Also zunächst mal werden die Menschen bei uns hier in Gießen aufgenommen, zentral. Die werden registriert und bekommen ein medizinisches Screening. Und dann werden die Menschen in die Standorte verteilt, die Ukrainer insbesondere in die Notunterkünfte, die aufgrund der Einsatzbefehle des Innenministeriums durch die Landkreise errichtet wurden. Es sind viele Frauen mit Kindern, sodass es dringend nötig ist, dass die Kinder schnell betreut werden, schnell integriert werden und Beschulungs- und Betreuungsangebote erfahren. Und das können wir hier vor Ort nicht leisten. Das ist dann Aufgabe der Kommunen. Ziel ist es, dass die ukrainischen Geflüchteten maximal 72 Stunden in unseren Einrichtungen bleiben. Die Menschen sollen sehr, sehr schnell in die Kommunen, in die Städte und Gemeinden zugewiesen werden, um dort vor Ort untergebracht zu werden und dort möglicherweise dann auch schon integriert zu werden, Schulbesuche zu organisieren, Kinderbetreuung und so weiter.
Kaup: "Wir können keine Missstände feststellen"
Zuletzt gab es Stimmen über die üblen Zustände in der HEAE. Diese Vorwürfe weist Andrea Kaup zurück
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Nein, überfordert sind wir auf keinen Fall. Wir sind herausgefordert, können aber diese Herausforderung sehr gut bewältigen. Natürlich ist es ein Unterschied, ob am Tag zwischen 50 und 100 Menschen ankommen oder ob das 500 sind oder gar 600, wie das im Moment der Fall ist. Das hat organisatorische Anpassungen erfordert. Das haben wir vorgenommen, dass wir Dinge nachsteuern, die erforderlich sind. Wir können hier keine Missstände feststellen.
Kaup: "Man merkt, dass die Menschen verstört sind"
Andrea Kaup vom Regierungspräsidium beschreibt, wie sie die Stimmung bei den Menschen, die jetzt aus der Ukraine nach Gießen kommen, erlebt
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Man merkt, dass die Menschen schon verstört sind, sehr verstört sind. Es ist ein Unterschied zu anderen Geflüchteten, die von sehr, sehr weit herkommen. Kommen diese Menschen, die haben erst zwei Tage hinter sich, dass sie ihre Heimat verlassen haben und dort Krieg und Bombardierung erlebt haben. Aber wir merken auch, dass der überwiegende Teil sehr, sehr froh ist, einfach nun hier angekommen zu sein und in Sicherheit und Frieden zu sein.
Gastfamilien für unbegleitete Kinder gesucht
© FFH
Der Landkreis bittet sich mit möglichst konkreten Wohnraumangeboten zu melden
Landkreise richten Wohnungsbörsen ein
Viele Flüchtlinge finden zunächst Platz in der hessischen Erstaufnahmeeinrichtung oder in den Notunterkünften der Landkreise. Damit sie von hier aus möglichst schnell in Wohnungen ziehen können, haben die meisten Landkreise Portale im Internet eingerichtet, wo Wohnraum gemeldet werden kann.
Der Landkreis Gießen bittet dringend um die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Hier wurden in kürzester Zeit hunderte Angebote registriert. Kreissozialdezernent Klaus Peter Stock sagt: "Es ist unklar, wie viele geflüchtete Menschen aus der Ukraine zu uns in den Landkreis Gießen kommen, wichtig ist es, die Menschen unterzubringen, wenn sie hier ankommen.“ Hier können sich Menschen im Landkreis Gießen melden, die Wohnraum für Flüchtlinge anbieten können.
Familien für Kinder und Jugendliche gesucht
Der Landkreis Gießen sucht auch Gastfamilien für minderjährige Flüchtlinge aus der Ukraine. Es sei davon auszugehen ist, dass auch Kinder und Jugendliche ohne ihre Eltern ankommen würden, so der Landkreis. Alle Kinder würden zunächst vom Jugendamt in Obhut genommen und dann in Gastfamilien vermittelt, wo sie bleiben könnten, bis ihre Perspektive geklärt sei.
Als Gastfamilien infrage kommen engagierte Paare, Familien und Einzelpersonen, die bereit sind, ein fremdes Kind oder einen Jugendlichen aufzunehmen und sich mit Unterstützung des Jugendamtes allumfassend zu kümmern. Interessierte können sich per Mail melden bei: Liane Becker vom Pflegekinderdienst des Landkreises unter liane.becker@lkgi.de.
Wie viel Wohnraum können Sie zur Verfügung stellen?
In allen nordhessischen Landkreisen gibt es Wohnungsbörsen, wo auch Privatpersonen Wohnraum für Geflüchtete anbieten oder zur Verfügung stellen können. Mehr Informationen über die Wohnungsbörsen in Nordhessen finden Sie hier.
Die Landkreise Fulda und Hersfeld-Rothenburg bitten ebenfalls Privatpersonen, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Hierzu reichen zunächst Mails, in Fulda an wohnraum@landkreis-fulda.de und im Landkreis Hersfeld-Rotenburg an migration-asyl@hef-rof.de. Dabei sei es gut, wenn gleich möglichst viele Angaben über den zur Verfügung stehenden Wohnraum gemacht und folgende Fragen beantwortet würden:
- In welchem Ort befindet sich die Wohnung / das Haus?
- Wie groß ist die Wohnung / das Haus?
- Wie viele Zimmer hat die Wohnung / das Haus?
- Wie viele Bäder / WC´s ?
- Gibt es eine oder mehrere Küchen?
- Wie ist / sind die Küchen ausgestattet ? Was wird für die Küchenausstattung noch benötigt?
- Für wie lange können Sie die Wohnung zur Verfügung stellen?
- Ist die Wohnung bezugsfertig?
- Sind Sie bereit, die Wohnung auch für Menschen aus anderen Ländern zur Verfügung zu stellen?
Das rät der Gießener Mieterverein
© Landkreis Marburg-Biedenkopf
Kinder malen Willkommensplakate in Marburg-Biedenkopf - auch Privatleute nehmen Geflüchtete auf
Zuerst den Vermieter informieren
Der Gießener Mieterverein rät Mietern, Kontakt mit dem Vermieter aufzunehmen. Grundsätzlich sei es aber erlaubt, Besuch auch über 6-8 Wochen zu beherbergen. Darüber könne der Mieter oder die Mieterin alleine entscheiden.
Besuch geht in ein Untermietverhältnis über
Danach gehe das Besuchsverhältnis, so Stefan Kaisers vom Gießener Mieterverein im FFH-Gespräch, quasi in ein Untermietverhältnis über. Das müsse der Vermieter genehmigen, sonst würden Abmahnung bis hin zu Kündigung drohen. Auch eine kurzfristige Überbelegung der Wohnung schadet nicht, so Kaisers. Dauert der Besuch aber länger, sollte der Vermieter bzw. die Vermieterin informiert und um Erlaubnis gebeten werden, um keine Kündigung des Mietverhältnisses zu riskieren.
Vermieter darf Überbelegung ablehnen
Der Mieterverein Gießen warnt deshalb: "Ein Zeitraum von drei Monaten überschreitet in jedem Fall die normale Besuchsdauer und ist daher unbedingt erlaubnispflichtig". Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten Mieterinnen und Mieter ihre Vermieterinnen und Vermieter um Erlaubnis bitten, wenn die Gäste länger als acht Wochen in der Wohnung bleiben sollen.
Ehepartner oder Kinder dürfen immer aufgenommen werden
Wer Ehepartner, Lebenspartner, Kinder oder Eltern in die Mietwohnung aufnehme, brauche dafür aber keine Erlaubnis des Vermieters. Ausreichend sind hierfür einleuchtende wirtschaftliche und persönliche Gründe, wie beispielsweise der Wunsch, nicht mehr alleine zu leben oder die eigenen Wohnkosten zu senken.
Höchstrichterliche Klärung steht noch aus
Der Deutsche Mieterbund vertritt die Ansicht, dass es einen Anspruch auf die Erlaubnis des Vermieters gebe, wenn es sich bei den Aufgenommenen um Kriegsflüchtlinge handele. Das ist aber bislang höchstrichterlich nicht entschieden.
Stefan Kaisers (Mieterverein Gießen): Vermieter kontaktieren
"Setzen Sie sich schnell mit dem Vermieter in Verbindung und erklären Sie ihm die Situation"
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Man darf also Besuch aufnehmen für eine bestimmte Zeit, man sagt so etwa sechs bis acht Wochen. Dann gilt das als Besuchsregelung. Da kann ich aufnehmen, wen ich will. Danach ist allerdings dann die Zustimmung des Vermieters notwendig. Ich denke mal, unter diesen außergewöhnlichen Umständen ist sicherlich auch mancher Vermieter bereit zu sagen, okay, ich dulde das etwas länger, aber es darf eben nicht stillschweigend in ein Dauermietverhältnis, Untermietverhältnis übergehen.
Stefan Kaisers: Vermieter kann Untervermietung ablehnen
"Stimmt der Vermieter der Untervermietung nicht zu, kann er mit Abmahnung oder Kündigung drohen"
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Ich würde schon sagen, dass man diese acht Wochen nicht abwartet, sondern möglichst zügig auf den Fernmitte zugeht, rein Wein einschenkt und sagt, so ist das. Und wenn der sagt Nein, dann muss man sich danach richten. Denn sonst, wenn man diese acht Wochen, neun Wochen überschreitet, da kann dann etwas drohen. Eine Abmahnung. Und wenn die Abmahnung nicht erfolgreich ist, kann Kündigung, fristlose Kündigung folgen. Da müssen Mieter aufpassen.