Rund 800 Fahrer fehlen: Großer Busfahrer-Mangel in Hessen
Rund 800 Fahrer fehlen - Großer Busfahrer-Mangel in Hessen
In Hessen fehlen nach Angaben des Landesverbands Hessischer Busunternehmen derzeit rund 800 Fahrer.
"Fast 80 Prozent der Betriebe haben nicht mehr genügend Fahrerinnen und Fahrer, um über die Strecken im Linien- und Schulbusverkehr hinaus auch die Kundennachfrage bedienen und Wachstumsimpulse nutzen zu können", teilte der Verband (kurz: LHO) anlässlich seiner Mitgliederversammlung in Hanau mit. Obwohl der Bustourismus wieder anziehe, fehle es vielen Betrieben an Fahrpersonal für zusätzliche Angebote.
Hohe Führerscheinkosten schrecken ab
Ein Problem bei der Gewinnung junger Beschäftigter sei die hohe Zahl von Pflichtfahrstunden - bis zu 244 insgesamt, was die Ausbildung lang und teuer mache. Der Führerschein für Berufskraftfahrer koste so rund 10.000 Euro, erzählt uns LHO-Geschäftsführer Volker Tuchan. Neben dem Führerschein braucht es außerdem die sogenannte Berufskraftfahrerqualifikation, also eine extra Prüfung. Die finanzielle Hürde für den Berufseinstieg müsse sinken, fordert Tuchan. Außerdem müssten Führerscheine und Qualifikationen von Nicht-EU-Bürgern schneller anerkannt werden, etwa von Busfahrerinnen und Busfahrern aus der Ukraine.
Verkehrswende in Gefahr
Besonders schlimm sei die Lage in Wiesbaden aktuell, sagt Volker Tuchan im Gespräch mit HIT RADIO FFH. In Gießen dagegen fahren die Busse seines Wissens nach derzeit zwar nach Plan. Langfristig kann aber auch hier der Personalmangel dazu führen, dass irgendwann Fahrpläne ausgedünnt werden müssen. Und das Problem spitze sich auch anderweitig zu: „Wenn wir nicht mehr Menschen motivieren können, im Bundesland Hessen Busse zu steuern, wird das die Verkehrswende gefährden – oder zumindest bremsen.“
Mindestalter senken
Viele Busfahrer werden demnächst in Rente gehen, sagt uns Volker Tuchan. Azubis gebe es zu wenige. Viele wollen erst als Quereinsteiger Busfahrer werden. Doch auch hier gibt es ein Problem: Denn junge Fahrer sind nicht vollumfänglich einsetzbar. Erst ab 23 Jahren kann man als Quereinsteiger auf allen Strecken fahren. Wer jünger ist, darf nur kleinere Busse, eingeschränkte Strecken oder leere Fahrzeuge fahren. Hier müsse sich die Politik dafür einsetzen, dass auf EU-Ebene die Regelung angepasst und das Busfahren ohne Einschränkungen ab 21 Jahren und mit Berufsausbildung sogar ab 18 Jahren erlaubt ist, so Tuchan.