Aufruf zum Blutspenden am UKGM - Blutreserven reichen nur bis übermorgen
Die Blutkonserven am Uniklinikum in Gießen und Marburg werden knapp und reichen im Schnitt nur noch für einen weiteren Tag. Weil es einen erheblichen Rückgang an Blutspenden gab, wird jetzt hier und an anderen Orten in Hessen dringend zum Spenden aufgerufen.
Eine Reichweite von einem Tag heißt: Die vorhandenen Blutkonserven reichen nur bis übermorgen. Heute müssen so viele Blutspenden entgegengenommen werden, dass die Versorgung der Patientinnen und Patienten übermorgen gesichert ist.
10% Rückgang an Spenden
"Wir benötigen am Universitätsklinikum Gießen und Marburg etwa 40.000 Blutspenden pro Jahr, um die beiden Universitätsklinika und umliegende Einrichtungen versorgen zu können", sagt Prof. Dr. Gregor Bein im Gespräch mit HIT RADIO FFH. Er leitet das Institut für Transfusionsmedizin und Chemotherapie. In der Praxis heißt das, dass über hundert Blutspenden über 365 Tage pro Jahr benötigt werden. Aktuell gibt es "einen Rückgang von etwa zehn Prozent im Vergleich zu der Situation vor der Corona-Pandemie".
Engpässe bereits jetzt spürbar
Ein Mangel an Blutkonserven kann im Ernstfall sehr gefährlich werden. "Wenn wir einen Schwerstverletzten oder mehrere Schwerstverletzte versorgen müssen, geht das dann manchmal nur durch gegenseitige Hilfe überregionaler Blutspendedienste", so Bein.
Gründe für geringe Spendenbereitschaft
Der Mangel an Blutkonserven Anfang 2023 ist Bein zufolge nicht nur in Mittelhessen, sondern auch bundesweit zu beobachten. Zu den Gründen könne man nur spekulieren. Die häufig auftretenden Erkältungskrankheiten und die Weihnachtspause könnten eine Rolle spielen. Einen besonderen Bedarf gibt es, wie üblich, an der Blutgruppe 0 RhD-negativ. "Das ist die Blutgruppe, die universalverträglich für fast alle Patientinnen und Patienten ist", erklärt Bein.
Geringerer Bedarf während Corona-Pandemie
"Während der Corona-Pandemie sind weniger Routineeingriffe vorgenommen worden. Einerseits wegen der Coronakrise, andererseits wegen Erkrankungen des Operationspersonals und der Krankenschwestern und Krankenpfleger. Diese Operationen werden jetzt nachgeholt und das mag auch ein Grund dafür sein, dass der Blutbedarf wieder steigt".
Diskussion um Blutspenden bei homosexuellen Männern
Aktuell gibt es eine Diskussion um Blutspenden bei homosexuellen Männern. Männer, die Sex mit Männern haben, können momentan pauschal von Blutspenden ausgeschlossen werden, wenn sie in den letzten vier Monaten einen Sexualkontakt mit mindestens einem neuen Sexualpartner hatten. Bei Sexualverkehr zwischen Frau und Mann wird hingegen für vier Monate nur zurückgestellt, wer "häufig wechselnde Partnern/Partnerinnen" hat. Bundesgesundheitsminister Lauterbach will die bestehenden Beschränkungen für homosexuelle Männer ändern. Prof. Dr. Gregor Bein äußert sich zu der Debatte:
FAQ: Wer darf Blutspenden?
Grundsätzlich kann jede und jeder Blutspenden, der gesund ist und zwischen 18 und 68 Jahre alt ist. "Es gibt Erkrankungen, bei denen aus Gründen des Schutzes der Spenderin oder des Spenders keine Blutspende durchgeführt werden sollte", so Bein. Auf einer Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung finden Sie alle Voraussetzungen zum Blutspenden.
FAQ: Wie häufig darf man Blutspenden?
Vollblutspende | Plasmaspende | |
Männer | 6x pro Jahr | 60x pro Jahr |
Frauen | 4x pro Jahr | 60x pro Jahr |
Zwischen den Vollblutspenden müssen mindestens acht Wochen vergangen sein. Zwischen den Plasmaspenden dagegen müssen nur zwei Tage liegen.