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> Uniklinik Gießen/Marburg präsentiert Zukunftsvertrag
28.02.2023, 09:16 Uhr
Unikliniken Gießen und Marburg -
Details zu umstrittenem Zukunftsvertrag
© HIT RADIO FFH
Die Beteiligten der Zukunftsverhandlungen.
Das Land Hessen und die privaten Unikliniken Gießen und Marburg (UKGM) haben im Dezember eine Einigung auf den lange umstrittenen Zukunftsvertrag bekanntgegeben. Jetzt hat das UKGM gemeinsam mit dem Betreiber, der Rhön AG, die Ergebnisse ihrer Verhandlungen zur Zukunft des Klinikums vorgestellt.
Die private Uniklinik Gießen und Marburg im Besitz der Rhön Klinikum AG soll in den nächsten zehn Jahren mindestens rund 850 Millionen Euro erhalten. Im Dezember waren noch 800 Millionen Euro im Gespräch. Das UKGM ist eine der größten Universitätskliniken Deutschlands. Dort arbeiten rund 9.600 Beschäftigte.
Ende von monatelangen Debatten
Das Land und die Rhön-Klinikum AG hatten monatelang über die Weiterentwicklung und finanzielle Ausstattung des UKGM verhandelt. Wesentliche Punkte dabei waren unter anderem Fördermittel des Landes für Investitionen, wie Baumaßnahmen und medizinische Geräte. Hier stellt das Land jetzt dem UKGM jährlich Mittel zur Verfügung. Dieses Jahr 48,15 Millionen Euro. Dieser Betrag wird in festgelegten Raten über die zehn Jahre hinweg jährlich gesteigert.
Kaltenbach: "Sanierung von Operationssälen steht ganz vorne"
Prof. Dr. Tobias Kaltenbach, Vorstandsvorsitzender der Rhön Klinikum AG freut sich über die Einigung, die das Uniklinikum auf eine solide, zukunftsfähige Grundlage stelle.
Seeger: "Das erleichtert die Arbeitsbedingungen"
Prof. Dr. Werner Seeger als Ärztlicher Geschäftsführer des UKGMs spricht von einem emotionalen Tag.
Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Das bedeutet konkret, dass wir weit bessere Mittel zur Verfügung haben für Geräteinvestitionen, für die notwendigen Neubaumaßnahmen. Das erleichtert natürlich auch die Arbeitsbedingungen. Es erleichtert nicht nur, es ist auch Voraussetzung für universitäre Arbeitsbedingungen. Und diese Verbesserung der Situation ist jetzt ganz konkret erreicht. Um noch mal zu sagen, wenn man es in Zahlen fasst, ich denke, die Investitionsmittel für Geräte und Bauten, die im Durchschnitt an deutsche Universitätskliniken fließen, sind circa vielleicht 45 Millionen pro Jahr. Wir bekommen jetzt pro Standort 25 Millionen. Den Rest müssen wir immer noch selber erarbeiten. Das ist immer noch ein Unterschied zu allen anderen Universitätskliniken, aber viel besser als bisher, wo wir nämlich gar keine Mittel außer den eigens erarbeiteten Mitteln bekamen.
Betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen
Betriebsbedingte Kündigungen bleiben ausgeschlossen, das gilt aber zum Beispiel nicht für Servicemitarbeiter. Ebenfalls ausgeschlossen bleibt die Ausgliederung von Betriebsteilen und für Auszubildende gibt es eine Übernahmegarantie.
Beteiligte sind zufrieden
Tobias Kaltenbach von der Rhön AG spricht von einem „wichtigem Signal für die Zukunft für die gesamte Region“. Der Ärztliche Geschäftsführer des UKGM, Professor Werner Seeger, sagt dazu: „Für mich ist das heute ein wahrlich emotionaler Tag“. Die Wissenschaftsministerin Angela Dorn sprach davon damit nun zehn Jahre "echte Ruhe und echte Perspektive" zu haben und von einem „tragfähigen Kompromiss“ nach monatelangen Debatten der Beteiligten.
Dorn: "Tragfähige und rechtssichere Einigung erreicht"
Durch die Einigung könne eine optimale Gesundheitsversorgung für Mittelhessen gesichert werden, so Hessens Wissenschaftsministerin Angela Dorn am FFH-Mikro.
Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Es ist heute wirklich ein Aufbruch für die Universitätsmedizin in Mittelhessen. Wir haben eine tragfähige und rechtssichere Einigung erreicht, die dazu dienen wird, dass wir eine optimale Gesundheitsversorgung hier am Standort erreichen werden, für eine bestmögliche Forschung und Lehre sorgen können und für die Sicherheit aller Beschäftigten. Tatsächlich ist das, was wir jetzt da über die Jahre miteinander entwickelt haben, in durchaus auch schwierigen Phasen am Ende etwas, was richtig gut ist und wo ich sehr dankbar bin, dass wir alle als Beteiligte diesen Brücken gebaut haben. Wir haben einen Vertrag als Partner geschafft. Zum einen wird das Land investieren, aber auch das Uniklinikum wird investieren. Und wenn das Uniklinikum nicht genug erwirtschaften wird, dann, das ist erstmalig so, wird Rhön auch dazu schießen mit echten Eigenmitteln, nicht mit Krediten und Zinsen. Also wir haben eine Partnerschaft in der Frage Investitionen geschafft und das Unternehmen hat sich im Gegenzug zu diesen Investitionen, die das Land nun gibt, zu einigen Dingen verpflichtet, wie eben auch den Sicherheiten für die Beschäftigten. Insofern ist es tatsächlich ein Geben und ein Nehmen in einem großen Vertragswerk. Wir haben hier eine hohe Verantwortung auf den Schultern. Es ist einer der größten Arbeitgeber der Region. Es muss ein Vertrag sein, der wirklich Verlässlichkeit liefert. Uns war es wichtig, unter den geltenden Rahmenbedingungen die beste Lösung zu erreichen und ich bin fest davon überzeugt, das haben wir geschafft.
Als nicht ausreichend dagegen sieht die Gewerkschaft ver.di das „Zukunftspapier zur zukünftigen Finanzierung der mittelhessischen Universitätsmedizin“. Besonders kritisch sieht ver.di den fehlenden Schutz vor Ausgliederung und Kündigung für die Beschäftigten der UKGM Service GmbH. "Diejenigen, die ohnehin nicht viel verdienen, müssen nun weiterhin um ihre Arbeitsplätze bangen", befürchtet Fabian Dzewas-Rehm, ver.di-Gewerkschaftssekretär.
Entlastungstarif für die Beschäftigten möglich
Außerdem laufen derzeit noch Gespräche zwischen der Klinikgeschäftsführung und der Gewerkschaft Verdi. Dabei geht es um einen möglichen Entlastungstarif, der den UKGM-Beschäftigten unter anderem bessere Planbarkeit bei den Arbeitszeiten und damit etwas mehr Schutz vor Überbelastung ermöglichen könnte. Verdi wird dazu wohl am 7. März die Details zu den Forderungen vorlegen. Bisher laufen die Gespräche, bei denen auch die Servicemitarbeiter am Tisch sitzen, konstruktiv, heißt es bei der Pressekonferenz am Dienstag in Marburg.