Blinklicht für den toten Winkel - Gießener KI-Ampel soll Radfahrer schützen
Eine KI-Ampel soll in Gießen künftig, Radfahrer schützen und LKW- und Autofahrer vor Radlern im sogenannten "Toten Winkel" warnen.
Ein erstes Modell wurde nun an der Frankfurter Straße/Friedrichstraße installiert, das zunächst im Probebetrieb läuft, sagt Verkehrsdezernent Alexander Wright. In den nächsten Wochen würden hierzu noch Hinweisschilder aufgehängt. Ein gelber Doppelblinker warnt Autofahrer, wenn Radfahrer auf die Kreuzung zufahren.
Kamera zeichnet Bewegungen auf dem Radweg auf und wertet sie aus
Neue Technik gegen Unfälle: Die Stadt Gießen präsentiert einen neuen, digitalen "Trixi-Spiegel". Kamera und Blinkanlage sind gekoppelt mit einem KI-basierten Warnsystem und sollen dabei helfen, Verkehrsunfälle in der Frankfurterstraße Ecke Friedrichstraße zu minimieren. Dabei zeichnet eine Kamera die Bewegungen auf dem Radweg auf.
Münchener Firma entwickelt smarte Verkehrslösungen
Entwickelt hat das System die Firma Yunex GmbH aus München als Radfahrerdetektions- und Warnsystem. Befährt ein Radfahrer den Fahrradweg entlang der Frankfurter Straße blinkt die Ampel gelb auf. Autofahrer werden dann gewarnt, wenn sie rechts in die Friedrichstraße abbiegen wollen.
2019 gab es tödlichen Radunfall auf der Frankfurter Straße
Verkehrsdezernent Wright sagt bei einem Vor-Ort-Termin der FFH-Reporterin: "Hier ist die Frankfurter Straße leicht abschüssig, die Radfahrer haben Tempo drauf. Das macht das Abbiegen für Lkw und Autos gefährlicher." 2019 kam eine Radfahrerin im Kreuzungsbereich Frankfurterstraße/Klinikstraße ums Leben. Darüber berichtete damals auch der Gießener Anzeiger. Ein Lkw-Fahrer hatte eine 52-jährige Frau auf dem Fahrrad beim Abbiegen nach rechts übersehen und überrollt.
Kreuzungsbereiche für Biker besonders gefährlich
Der Spiegel verweist im August 2023 auf Auswertungen des ADFC. Danach seien in 2022 mindestens 19 Radfahrer und Radfahrerinnen bundesweit ums Leben gekommen, weil Lkw oder große Fahrzeuge sie beim Rechtsabbiegen übersehen hätten. Ein Unfallexperte rät Bikern deshalb zu besonders vorsichtigem Fahren in Kreuzungsbereichen: "Rechnen Sie mit Fahrfehlern von Autofahrern," heißt es dort.
KI-Ampel erkennt auch mobilitätseingeschränkte Fußgänger
Die neue KI-Ampel ist zunächst nur ein Blinklicht, das vor herannahende Radfahrer warnt. Sie kann aber mehr, sagt Verkehrsdezernent Wright, sich nämlich über WLAN mit den Digital-Systemen der Autos verbinden und im Wagen auch per Ton vor herannahenden Radfahrern warnen. In eher ferner Zukunft liegt eine weitere Anwendung: Die KI-Ampel könne per Kamera auch mobilitätseingeschränkte Fußgänger erkennen und deren Grünphase so verlängern, dass alle sicher und in Ruhe die nächste Straßenseite erreichen können. Das sei aber Zukunftsmusik, so Verkehrsdezernent Wright.
Radfahrer erkennen und Warnsignal senden
Die Ampel wurde von der Stadt Gießen in Auftrag gegeben und wird jetzt zunächst getestet. Da sie auf KI basiert, lernt sie quasi und passt sich selber immer genauer an die Verkehrssituation und Bedarfe an. "Es braucht also etwas Zeit, um richtig gute Ergebnisse zu erzielen, " so Wright.