Gain-Projektleiter Nils Pettkus hilft einen Lastwagen mit Lebensmitteln zu beladen. Er geht in die Westukraine, wo die Menschen dringend Hilfe brauchen
Eigene oder fremde LKW übernehmen die Hilfstouren in die Ukraine. Derzeit werden vor allem Lebensmittel, Hygienepakete, aber auch Rolltstühle oder Möbel zu den Menschen gebracht
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Am 24. Februar dauert der Ukraine-Krieg schon zwei Jahre. Das Gießener Hilfswerk Gain ruft deshalb zu Spenden für die hochbelasteten Menschen in der Ukraine auf und schickt einen neuen Hilfstransport nach Iwanitschi in der Westukraine.
Nils Petkuss von Gain sagt im FFH-Gespräch: "Wir dürfen mit unserer Hilfe nicht ermüden. Die Menschen brauchen ein Zeichen der Solidarität mehr denn je."
Nils Pettkus von Gain über die lange Kriesgdauer
"Nach zwei Jahren sind die Menschen einfach erschöpft und in ihrem Alltag belastet. Jeden Tag."
Die Menschen in der Ukraine sind erschöpft von zwei Jahren Krieg. In jedem Bereich ist die Anspannung tagtäglich zu erleben. Bei den Geflüchteten natürlich, die nicht wissen, können sie jemals wieder zurück an ihre Wohnorte. Aber auch bei den normalen Menschen, die ihrer Arbeit nachgehen, deren Alltag unterbrochen wird durch Nachrichten, dass Menschen an der Front gestorben sind und das Raketenalarm sie auch immer wieder nachts aus dem Schlaf reißen.
Nach einem russischen Drohnenangriff steht eine Ukrainerin vor ihrem zerstörten Haus und weint
Hilfstransport von Gain geht in die Westukraine
Dieser Hilfstransport ist nach Iwanitschi in die Westukraine zu einem Partner von Gain gefahren, einer Hilfsorganisation mit Namen "Vergissmeinnicht". Sie kümmert sich in erster Linie um Schulkinder, aber seit Kriegsbeginn auch um 60-70 geflüchtete Familien. Auch wenn es dort keine unmittelbaren Kampfhandlungen gibt, werde der Alltag der Menschen von täglichem Luftalarm unterbrochen, berichtet Nils Pettkus. Die Schulkinder müssten bei Alarm zurück zur Schule, weil sich dort der Schutzbunker befindet.
Nils Pettkus hilft selber den Lkw packen
"Wir bringen diesmal wieder Lebensmittel und Hygieneartikel - aber auch Möbel hinunter"
Jetzt mit diesem Transport werden Lebensmittel, Hygieneartikel, Kleidung, Möbel in die Ukraine gebracht, um dort eben die notleidende Bevölkerung zu unterstützen. Wir haben jetzt gerade eben zwei Kinderbetten verladen und davor habe ich ein Foto meinem Partner geschickt und gefragt, wird das denn gebraucht? Und da kam so ein Smiley zurück mit Tränen in den Augen. Da wusste ich, ja, ja, das ist super, das passt perfekt.
"Akute Angst um mich hatte ich nicht. Aber jede Nacht die Sirene zu hören und Häuser wackeln zu sehen. Das lässt sich nur schwer vermitteln. Und die Menschen dort haben das seit zwei Jahren immer wieder."
Bei der letzten Reise im September jede Nacht in den Schutzkeller zu laufen und draußen zu hören, wie Luftabwehr arbeitet oder auch es Einschläge gibt in unmittelbarer Nähe und ein Haus wackelt. Akut habe ich mich nie gefährdet gefühlt, aber zu überlegen, dass das für viele Leute seit zwei Jahren einfach Alltag ist, blöd gesagt, man müsste es erlebt haben, um es zu verstehen, aber das wünsche ich natürlich eigentlich keinem.
"PAXs mit Liebe" schreibt Gain zu diesen Hilfspaketen. Sie beinhalten Lebensmittel für drei Tage für eine Familie.
"Unsere Hilfe darf nicht aufhören"
Der Gain-Mitarbeiter war erst im September in der Ukraine und wird voraussichtlich im Mai erneut einen Hilfstransport begleiten. Pettkus warnt: "Der Krieg ist nicht vorbei. Wir müssen bereit sein, wieder mehr humanitäre Hilfe zu leisten für den Fall, dass sich die Situation in der Ukraine wieder verschlechtert."
Schon seit den kriegerischen Handlungen 2014 verstärke sich die Armut vieler Menschen in der Ukraine und es gibt - nach Einschätzung von Gain - Millionen Binnenflüchtlinge im Land. Alte, Kranke und Schwache würden immer stärkere Not leiden. "Seit Kriegsbeginn braucht das ganze Land Hilfe. Noch nie ging es so sehr um das nackte Überleben mitten in Europa". Für die christliche Hilfsorganisation Gain geht es neben der materiellen Hilfe aber auch darum, den Menschen zu zeigen: "Wir vergessen euch nicht."
Nils Pettkus über die Gain-Mitmach-Pakete
"Jeder kann ein Mitmach-Paket packen. Die Menschen in der Ukraine empfinden das wie ein besonderes Geschenk."
Wir können den Leuten ein Signal schicken. Zum Beispiel haben wir auf unserer Webseite die Möglichkeit, unter dem Reiter Mitmachen, Hilfspakete, Hygienepakete, aber auch Lebensmittelpakete zu packen. Und diese Pakete kommen in der Ukraine an wie ein Geschenk. Viele Leute, die sie dort entgegennehmen, sagen, da hat sich aber jemand wirklich Mühe gegeben.
Gebraucht werden Lebensmittel, Hygiene-Pakete und alles, was Kinder und Familien zum Überleben nötig haben. Wer mag, kann selber sogenannte: Paxs-Pakete packen und zu Gain bringen. Sie helfen einer Familie drei Tage mit Lebensmitteln. Gain schreibt dazu: "Drei Tage mit Lebensmitteln versorgt zu sein, ist im Krieg sehr viel wert! Wenn der Bombenalarm heult und die Mütter ihre Kinder schon kilometerweit getragen haben, dann ist ein Lebensmittelpaket ein kleiner Funken Sicherheit und ein Hoffnungsschimmer."