Der Pfeil zeigt zur Notaufnahme. Am Mathilden-Hospital in Büdingen soll es die bald nicht mehr geben (Symbolbild).
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Bittere Pille für Büdingen: Zum Monatsende wird das Mathilden-Hospital Stationen, Intensiv- und Notfallmedizin schließen und entsprechend Personal kündigen.
Die Menschen in der östlichen Wetterau seien trotzdem gesundheitlich ausreichend versorgt, hat das Land Hessen zuvor entschieden.
Mathildchen wird zur psychiatrischen Fachklinik
Das Mathildchen wird zu psychiatrischen Fachklinik, erklärt Geschäftsführer Alexander Zobel im FFH-Gespräch. Er bat, die Büdingerinnen und Büdinger sowohl der Fachklinik als auch dem Medizinischen Versorgungszentrum weiter Vertrauen zu schenken. Hier würden Ärzte und die top-modernen OP-Säle weiter zur Verfügung stehen und sogar ausgebaut - allerdings nur noch ambulant. Ambulant sollen auch Notfälle weiter behandelt werden. Wie viele Arbeitsplätze wegfallen, will Bergmann-Clinics nächste Woche mitteilen.
Wochenlange Proteste
Wochenlang hatte es Proteste in der Region gegeben mit der Forderung das traditionsreiche "Mathildchen" als allgemeines Krankenhaus mit stationärer Intensiv-Versorgung zu erhalten. Doch laut hessischem Landeskrankenhausausschuss ist die Gesundheitsversorgung der Menschen in der östlichen Wetterau auch so gewährleistet. über die künftige gesundheitliche Versorgung in der östlichen Wetterau.
Rettungsdienste fahren nun nach Friedberg und Bad Nauheim
Der Landkreis Wetterau muss jetzt schnell die Rettungsdienste umstrukturieren und ausbauen, teilte Landrat Jan Weckler mit. In Notfällen geht es für die Büdinger künftig in andere Kliniken - vor allem nach Friedberg und Bad Nauheim. Weckler kritisierte vor allem die kurzfristige Schließung der Intensiv-Medizin in Büdingen.
Alexander Zobel über die geplante psychiatrische Fachklinik
"Wir hatten im Mathilden-Hospital immer schon eine psychiatrische Abteilung auf hohem Nieveau und sehen steigenden Bedarf. Das wird sicher angenommen werden und den Standort des Mathilden-Hospitals in Büdingen sichern."
Wir möchten aus dem Mathilden-Hospital eine Fachklinik für Psychiatrie schaffen. Und das gibt auch eine Perspektive für den Standort Büdingen dann. Also die Psychiatrie war schon immer eine Stärke von uns vor Ort, vom Mathilden-Hospital. Und diese Nachfrage, die auch sehr hoch ist, die steigt auch bundesweit an und das sehen wir auch in Büdingen.
Mathilden-Hospital-Geschäftsführer Alexander Zobel über die Pläne, nach denen im MVZ, ambulante Operationen auf hohem Niveau stattfinden sollen. Danach werde es auch tagsüber auch eine ambulante Notfallversorgung geben
"Ich hoffe, dass die Büdinger und Büdingerinnen unser MVZ weiter annehmen und wir hier eine wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung spielen werden. Dass es immer mehr ambulante Operationen gibt, ist vom Gesetzgeber und den Krankenkassen so gewollt."
Mathilden-Hospital soll psychiatrische Fachklinik werden
Bergmann-Clinics wird das Krankenhauses zu einer psychiatrischen Fachklinik umbauen. Die Notaufnahme, die Intensivstation und weitere Stationen wie die Innere oder die Chirurgische sollen dafür geschlossen werden. Geschäftsführer Alexander Zobel sagt im FFH-Interview: "Es ist wirtschaftlich unumgänglich. Die Umwandlung in ein psychiatrische Fachklinik wird den Krankenhaus-Standort Büdingen sichern."
Wie FFH berichtete sollen bis zu 150 Beschäftigte ihre Arbeitsstellen verlieren. Ziel sei es, das seit Jahren defizitäre Krankenhaus wirtschaftlich stabil und medizinisch nachhaltig auszurichten, heißt es von der zuständigen Bergman Clinics Deutschland Gruppe.
Bürgermeister Benjamin Harris über die Sorgen der Büdinger
"Viele haben Sorgen bei einem Notfall, wo es um jede Minute geht, nicht mehr rechtzeitig ein Krankenhaus zu erreichen. Die Gesundheitsversorgung wird dadurch eingeschränkt."
Das bedeutet eine erhebliche Einschränkung der medizinischen Notfallversorgung oder auch der somatischen Versorgung hier in Büdingen. Das bedeutet längere Wege und das ist für die Gesundheitsversorgung in Büdingen alles andere als positiv. Seit 150 Jahren hat das Matilchen, wie wir es gerne nennen, uns immer einen guten Beitrag zur gesundheitlichen Versorgung geleistet. Wenn die jetzt wegfällt, ist das für uns Büdinger und für die Bürger der Umgebung schlichtweg eine Katastrophe. Gerade wenn es in einem Notfall um jede Sekunde geht, haben die Menschen Sorgen, dass sie nicht mehr rechtzeitig zur entsprechenden Notfallambulanz eintreffen und dort behandelt werden können.
Büdingens Bürgermeister Benjamin Harris über seine Forderungen an die Bergmann-Clinics
"Wir möchten, dass die Notfallambulanz erhalten bleibt. Wir sehen auch eine moralische Verpflichtung von Bergmann-Clinics, denn die Operationssäle und Stationen sind mit vielen Millionen öffentlicher Fördergelder saniert worden."
Dass in Büdingen eine gewisse Umstrukturierung oder Entwicklung des Krankenhauses stattfinden muss, war uns allen bewusst. Das haben wir auch unterstützt. Dass es dazu führt, dass die Bergman-Clinics jetzt den somatischen stationären Bereich komplett abschaffen wollen, das war so nie erkenntlich. Und deswegen hat es uns dann auch schon geschockt und dagegen wehren wir uns. Die moralische Verpflichtung der Bergman-Clinics ist auch vorhanden, denn wir haben in den letzten Jahren ca. 30 Millionen Euro an Fördergeldern in dieses Haus investiert. Neue OP-Säle, neue Stationen, andere Krankenhäuser würden sich so eine Infrastruktur wünschen. Umso verwunderlicher ist es ja, dass die jetzt mit dieser Teilschließung um die Ecke kommen. Und darüber möchte ich mit Ihnen reden, weil das kann es nicht sein.
Ambulante Notfallversorgung weiterhin aber tagsüber
Dabei verweist Geschäftsführer Zobel darauf, dass das ambulante Operationszentrum weiter ausgebaut werden und auch eine ambulante Notfallversorgung tagsüber einschließe.
Kreis leitet Prüfungen ein
Die Stadt Büdingen kämpfte dagegen dafür, die Notfallambulanz und eine verkleinerte Stationenzu erhalten, erklärte Bürgermeister Benjamin Harris im FFH-Gespräch. Er verwies auf eine moralische Verpflichtung von Bergmann-Clinics. Schließlich seien Operationssäle und Stationen mit vielen Millionen Euro saniert worden."Das können sich andere Kliniken nur wünschen," so Harris.
Geschäftsführer Alexander Zobel bleibt hart:
"Es wird keine Rücknahme oder Änderung der Pläne geben. Wir haben uns das sehr gut überlegt und es ist wirtschaftlich auch nicht anders möglich."
Nein, das ist nicht angedacht und wird auch nicht angedacht. Wir haben uns das ja auch reiflich überlegt und auch nicht einfach gemacht. Und die Rahmenbedingungen erlauben es auch gar nicht, diese Pläne in irgendeiner Form zu revidieren. Bundesweit ist es halt so, dass im laufenden Jahr ungefähr 59 Prozent aller Krankenhäuser Verluste machen. Und in diesem Jahr gehen wir davon aus, dass bei 80 Prozent der Krankenhäuser der Fall ist. Es ist auch vom Gesetzgeber ganz klar eine Konzentration gewollt, weil das halt einfach mit Effizienzgewinn im Gesundheitswesen einhergeht.
Der Bürgermeister ist besorgt: "Die Menschen haben Sorge, bei einem Notfall nicht mehr rechtzeitig ein Krankenhaus zu erreichen." Nicht nur die Stadt Büdingen kritisierte die kurzfristige Teilschließung, sondern auch der Landkreis Wetterau. Landrat Jan Weckler sagt auf FFH-Anfrage: "Die Teilschließung ist das Ergebnis einer strukturellen Unterfinanzierung der Krankenhäuser und wird spürbare Auswirkungen auf die umliegenden Kliniken, den Rettungsdienst und vor allem die Bürgerinnen und Bürger haben. Sie werden längere Wege in Kauf nehmen müssen."
Ausbau des psychiatrischen Bereichs
"In Umsetzung der politisch gewollten Zentrenbildung ist für das Mathilden-Hospital beabsichtigt, die Psychiatrie auszubauen und das ambulante Operationszentrum sowie das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) zu erweitern", lauten die künftigen Pläne in der Mitteilung des Betreibers.
Stationäre, ambulante Versorgung und Tagesklinik geplant
Der Ausbau der Psychiatrie soll sowohl den ambulanten als auch den tagesklinischen Bereich umfassen. Die Bergman Clinics reagiere damit "frühzeitig auf die bevorstehenden Änderungen im Rahmen der bundespolitischen Krankenhausreform."