Rettungsdienste überlastet - "Helpdesk" könnte für Abhilfe sorgen
Hessens Rettungsdienste stehen unter Druck. Die Einsatzzahlen steigen, während das Personal knapp ist. Alleine das Deutsche Rote Kreuz (DRK) verzeichnete im Jahr 2022 insgesamt 637.509 Notfalleinsätze und Krankentransporte.
Aktuelle Zahlen für das Jahr 2023 liegen noch nicht vor. Es wird jedoch erwartet, dass die Anzahl der Einsätze weiter zugenommen hat.
Herausforderungen durch Bagatellerkrankungen und gesellschaftliche Faktoren
Ein Grund für die hohe Auslastung der Rettungsdienste ist, dass zunehmend bei Bagatellerkrankungen Rettungswagen gerufen werden. Mike Mann vom DRK-Landesverband berichtet, dass Rettungskräfte häufiger mit ungeduldigen Patienten umgehen müssen. Diese Entwicklung hat verschiedene Ursachen. Der Mangel an Landärzten und die Alterung der Gesellschaft spielen eine Rolle. Besonders isoliert lebende Menschen geraten bei gesundheitlichen Problemen schnell in Notlagen.
Sorge für Übergriffen auf Retter
Besonders schwierig wird es für das Rettungsdienstpersonal und die Notärztinnen und Notärzte, wenn sie während ihrer Einsätze und trotz Zeitdruck und hohen Einsatzzahlen dann noch Anfeindungen oder aggressivem Verhalten von Patienten oder deren Angehörigen ausgesetzt sind. Leider gehörten solche Vorfälle mittlerweile fast zum Alltag, sagt Notärztin Susanne Tilp von der Universitätsklinik Gießen. Sie wisse von Patienten, zu denen Sanitäterinnen und Sanitäter nur unter Begleitung einer Polizeistreife fahren - aus Sorge vor möglichen Angriffen. Gut erinnert sie sich auch noch an den Fall eines Patienten, der in der Notaufnahme des Uniklinikums ausgerastet sei und eine Krankenschwester schwer verletzt habe.
Innovative Ideen zur Entlastung diskutiert
Es werden diverse Ideen diskutiert, um die Rettungsdienste zu entlasten und gleichzeitig die Versorgung der Menschen zu verbessern. Eine Möglichkeit ist der Einsatz mobiler Fachkräfte, die Patienten in ländlichen Regionen aufsuchen. Erste Hausarztpraxen, zum Beispiel im Main-Kinzig-Kreis, greifen bereits auf solche Lösungen zurück. Weitere Maßnahmen umfassen Hausnotrufe und Telenotärzte. Diese kommunizieren via Livestream mit der Rettungswagenbesatzung, um Notarzteinsätze vor Ort zu vermeiden.
Neues Konzept für die Notrufnummer 112
Der DRK-Landesverband Hessen schlägt vor, die Notrufnummer 112 in eine Art "Helpdesk" umzuwandeln. Diese könnte neben medizinischen Notfällen auch andere Helfer organisieren. So können Ressourcen effizienter genutzt werden, um dringende Einsätze besser zu priorisieren. Diese Ansätze sollen helfen, die Rettungsdienste zu entlasten und die Versorgung für die Bevölkerung zu optimieren.
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