Erst Protest dann schneller Bau - A49 in Mittelhessen steht vor Freigabe
Endspurt beim Bau der neuen A49 zwischen Schwalmstadt bis zum Ohmtal Dreieck an der A 5. Nach vierjähriger Bauzeit sollen vor Jahresende die ersten Autos über die neue Autobahn rollen.
Dann können alle ausprobieren, wie viel schneller die Menschen von Kassel nach Gießen unterwegs sind. Gleichzeitig werden die Anwohner erfahren, ob es in ihren Dörfern durch die Autobahn lauter wird und das versprochene Wirtschaftswachstum kommt.
Momentan noch Restarbeiten an der Fahrbahn
Auf FFH-Anfrage teilt die Planungsgesellschaft Deges mit, dass der neue Autobahnabschnitt der A49 in Mittelhessen wie geplant noch in 2024 freigegeben werden könne. Momentan seien noch Restarbeiten an der Fahrbahn und einer Grünbrücke im Gange.
Infos über die neue A-49-Teilstrecke gibt es auch unter A49-Hessen.de
6 Talbrücken und endlose Schutzwände
Das neue vierspurige Teilstück ist 31 Kilometer lang, führt über 6 Talbrücken, es wurden 38 000 Quadratmeter Schutzwände verbaut. Nach 30-jähriger Projektplanung wurde am Ende nur vier Jahre gebaut. Bei Schwalmstadt wird sich eine Autobahnmeisterei um die Strecke kümmern.
Schneller von Kassel nach Gießen kommen
Bereits fertiggestellt ist der Ausbau der A 49 von Schwalmstadt nach Fritzlar, der weitere 30 Kilometer umfasst. Der Ausbau soll die Städte und die Wirtschaftsräume Kassel und Gießen besser verbinden und die Mittelzentren entlang der Strecke entwickeln. Außerdem sollen andere Straßen sowie die A 7 und die A 5 entlastet werden. Die Baukosten der neuen Teilstrecke der A 49 sollen bei rund 750 Millionen Euro liegen, die Gesamtkosten bei 1,3 Milliarden Euro. Dazu gehören Planung, Bau, Betrieb und Erhaltung für eine Dauer von 30 Jahren. Eines der imposantesten Bauwerke ist die Gleentalbrücke, die an einer Stelle 40 Meter über dem Boden schwebt und insgesamt 461 Meter lang ist. Alleine an ihr wurde 38 Monate gebaut.
Umweltschützer bauten Protestcamps im Wald
Im Herbst 2020 hatten Umweltschützer mit Protestcamps im Dannenröd Forst versucht, den Autobahnbau zu verhindern. Monatelang war die Polizei mit einem Großaufgebot vor Ort, bis die Camps geräumt waren und die Rodungen begannen. Ab da fiel Baum für Baum für die neue A 49. Doch viele Menschen in der Region hatten die neue Trasse auch befürwortet und hoffen nun auf Chancen für Wirtschaft und Tourismus.
Hombergs Bürgermeister: Viele haben sich abgefunden
Die Gegend rund um den Dannenröder Forst, wo es vor rund vier Jahren heftige Proteste gab, hat sich mittlerweile stark gewandelt. Hombergs parteilose Bürgermeisterin Simke Ried berichtet, dass viele Menschen in der Region sich mit der neuen Autobahn inzwischen abgefunden haben.
Protestcamps wurden geräumt
Die Bauarbeiten der A49 stießen in der Vergangenheit auf massiven Widerstand. Im Oktober 2020 begann die Räumung der Aktivistenlager in den Wäldern, allen voran im Dannenröder Forst, um Platz für den Autobahnbau zu schaffen. Trotz Protestaktionen mussten Umweltschützer weichen. Relikte der damaligen Aktivisten, wie verfallene Hütten, sind heute noch sichtbar. Das "Netzwerk Keine A49 - Danni lebt!" übergab erst kürzlich eine Baumscheibe als Denkmal, um auf die Zerstörung der Umwelt hinzuweisen.
Sorge vor mehr Lärm in Dannenrod
Rixa Kraut, Ortsvorsteherin von Dannenrod, berichtet von Bedenken, dass der Lärm von der Autobahn lauter ausfallen könnte als versprochen und, dass ein nahegelegener Rastplatz Probleme mit Kriminalität mit sich bringen könnte. Trotz dieser Sorgen hat sich in der Region Resignation breitgemacht: Der Autobahnlückenschluss wird kommen.
Hombergs Bürgermeisterin: Ich sehe auch Chancen
Bürgermeisterin Simke Ried versucht, die Vorteile der neuen A49 zu nutzen. Laut der Planungsfirma Deges wird die Autobahn die regionale Verkehrsanbindung verbessern und die Gegend könnte davon profitieren. Ried sieht bereits einen leichten Anstieg der Bevölkerungszahl und hofft auf eine gesteigerte wirtschaftliche Entwicklung. Die neue Trasse könnte auch den Tourismus beleben, da die Region für Wanderer attraktiv ist.