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> A49 in Mittelhessen vor Freigabe: Erst Proteste dann schneller Bau
26.11.2024, 12:48 Uhr
Erst Protest dann schneller Bau -
A49 in Mittelhessen steht vor Freigabe
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Endspurt beim Bau der neuen A49: Noch in diesem Jahr soll sie freigegeben werden – Gießen und Kassel sind dann schneller verbunden. Gerade laufen noch die Restarbeiten an der Fahrbahn und es entsteht eine Grünfläche, über die Tiere dann die Autobahn überqueren können. Vorab gab es Protest – 2020 zum Beispiel im Dannenröder Forst. Da haben Aktivisten den Wald besetzt und wollten verhindern, dass Wald gerodet wird – für die A49.
Oder auch Protest von Anwohnern, die Angst vor mehr Lärm haben. Ich habe kurz vor Bauende jetzt mal gefragt: Wie ist die Stimmung in der Region? Welche Erwartungen gibt es? Ich glaube, dass sich die Bevölkerung so im Allgemeinen darauf freut, dass einfach die Großbaustelle endet, dass die Erdtransporte enden, der viele Verkehr und auch die Umleitungen, die mit der Baustelle zusammenhängen.
Und dass wir jetzt das Kapitel abschließen können und einfach ein neuer Abschnitt losgeht. Alle Infos zur neuen A49 findet ihr auf FFH.de und in unserer App.
Endspurt beim Bau der neuen A49 zwischen Schwalmstadt bis zum Ohmtal Dreieck an der A 5. Nach vierjähriger Bauzeit sollen vor Jahresende die ersten Autos über die neue Autobahn rollen.
Dann können alle ausprobieren, wie viel schneller die Menschen von Kassel nach Gießen unterwegs sind. Gleichzeitig werden die Anwohner erfahren, ob es in ihren Dörfern durch die Autobahn lauter wird und das versprochene Wirtschaftswachstum kommt.
"Autobahn ist ein Fakt, das gilt es zu akzeptieren"
FFH-Hessen-Reporter Lorenzo Rendon war in den Ortschaften und hat erlebt, welche Spuren der Bau der Autobahn und die Proteste in der Dorfgemeinschaften hinterlässt. Hombergs Bürgermeisterin Simke Ried sagt im FFH-Gespräch: "Die Autobahn ist ein Fakt, das gilt es gemeinsam zu akzeptieren. Wir wissen nicht, wie es mit dem Lärm und dem Verkehr wirklich werden wird, aber wir sind froh, dass die Großbaustelle mit ihren Belastungen vorbei ist. Für viele hier ist die Natur sehr wichtig und da bleibt die Autobahn ein Wermutstropfen. Aber Homberg wird wachsen und wir sind auf einmal im Fokus mitten in Deutschland. Daraus wachsen Chancen."
Alter Förster bleibt im Protest
Anders sieht das der alte Kirtorfer Förster Karl-Heinz Zulauf, den FFH-Hessen-Reporter in der Nähe der Autobahn trifft. Er befürchtet, dass mit der Erschließung der Region weitere Böden versiegelt werden. Dabei sehe man doch an der Autobahn schon, was hier der Natur, den Feldern und dem Wald angeton worden seien. "Die A 49 bei Dannenrod muss ein Mahnmal werden, dass so etwas nicht noch einmal passiert," sagt der alte Förster.
Hombergs Bürgermeisterin Simke Ried über die Belastungen des Baus
"Eine Großbaustelle bringt viele Belastungen mit sich. Wir sind froh, dass das bald vorbei ist."
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Also ich glaube schon, dass es für die Leute eine positive Aussicht ist, dass die Baustelle und alles, was damit zusammenhängt, bald ein Ende hat. Der Baustellenverkehr, die vielen Sperrungen, die damit einhergehen, es ist ja viel Unruhe, es sind große Transporte, auch Baulärm, alles, was eben zu einem Großprojekt dazugehört. Und es ist gut, dass da ein Ende abzusehen ist.
Hombergs Bürgermeisterin Simke Ried über die Zukunft
"Wir werden Baugebiete und ein Gewerbegebiet in der Nähe der Autobahn ausweisen. Wir hoffen auch auf Impulse für den Tourismus. Wir sind auf einmal in der Mitte Deutschlands und mitten im Fokus."
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Zum einen fragen sich die Menschen natürlich, wie pendelt sich der Verkehr so ein, denn das weiß man tatsächlich ja nicht wirklich. Es gibt Prognosen. Auf der anderen Seite versprechen sich natürlich auch eine gewisse Entwicklung für die Stadt davon. Also erstmal sind wir ganz anders in der Aufmerksamkeit, so Mittelpunkt Deutschland. Wir erhoffen uns einen wirtschaftlichen Aufschwung davon und auch vielleicht mehr Aufmerksamkeit für unsere touristischen Ziele. Vielleicht auch so als strategisch gut platzierter Ort für eine Rast oder so, weil wir auch so einen Wanderschwerpunkt haben. Das könnte auch gut werden. Ja, Zuzug erhoffen wir uns auch. Wir merken halt einfach, dass wir mehr im Fokus sind. Und wir können jetzt auch wieder Baugebiete ausweisen. Ich habe auch den Auftrag von der Stadtwohnversammlung, Vorschläge zu machen. Ja, entwickeln auch gerade ein Gewerbegebiet. Das bedeutet auch Arbeitsplätze, auch direkt an der Autobahn. Und das sind alles Dinge, die jetzt eben auch für einen Aufschwung sorgen können hier. Wir schrumpfen nicht so, wie das prognostiziert wurde. Also wir sind eher, denke ich, an einem Punkt, wo wir mit Wachstum auch rechnen können.
© A49-hessen.de
Die bald fertiggestellt A 49 soll Gießen und Kassel schneller verbinden
Momentan noch Restarbeiten an der Fahrbahn
Auf FFH-Anfrage teilt die Planungsgesellschaft Deges mit, dass der neue Autobahnabschnitt der A49 in Mittelhessen wie geplant noch in 2024 freigegeben werden könne. Momentan seien noch Restarbeiten an der Fahrbahn und einer Grünbrücke im Gange.
Infos über die neue A-49-Teilstrecke gibt es auch unter A49-Hessen.de
Hombergs Bürgermeisterin über die Proteste vor dem Autobahnbau
Simke Ried sagt dem FFH-Reporter, dass die Menschen in Dannenrod nicht gefragt worden seien, ob sie zum Zentrum eines bundesweiten Protestes werden wollten. "Mit der Aufarbeitung bleiben wir zurück."
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Ich denke, man muss gerade rückblickend auf die Proteste sagen. Niemand hat ja die Dannenröder mal gefragt, ob sie Schauplatz sein wollen einer bundesweit beachteten Protestaktion mit all den Auswirkungen, die das hat. Die Dannenröder hat keiner gefragt. Das ist ein Einschnitt für so einen kleinen Ort. Es war ja dann eine große Unruhe in dem Dorf. Egal zu welcher Seite man jetzt gehört hat, es gab ja auch in Dannenrod Pro und Contra, ganz normal bei so einem Projekt, aber alle haben natürlich dann irgendwo auch drunter gelitten. Und ja, das ist jetzt was, was aufgearbeitet werden muss und damit bleiben wir ja auch zurück.
Hombergs Bürgermeisterin über die Haltung der Menschen heute
"Wir versuchen gemeinsam das Faktum Autobahn zu akzeptieren. Denn das ist es: ein Faktum. Aber viele hier lieben die Natur und das ist einfach ein Wermutstropfen."
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Man hat sich damit, denke ich, mit dem Faktum Autobahn jetzt arrangiert. Und ich denke, das muss auch die Zukunft sein. Sie ist da, man kann sie sehen, sie ist ja in der Landschaft jetzt. Und das war schon sehr schmerzhaft hier auch für die Region, weil wir identifizieren uns schon sehr stark über die Landschaft, über die Ohm, über unsere Täler, über das viele Grün. Und das ist halt einfach, denke ich, für viele wirklich ein Wermutstropfen. Und man probiert jetzt, und das unterstützen wir als Stadt, auch einen konstruktiven Umgang damit zu kriegen, so einen gemeinsamen Umgang, eine gemeinsame Akzeptanz für das Faktum Autobahn.
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Das letzte Teilstück führt von Schwalmstadt über Stadtallendorf und Homberg bis zum Ohmtal-Dreieck und der A 5
Stadtallendorfs Bürgermeister Christian Somogy über die Zukunft
"Die Zentren Marburg und Frankfurt werden verbunden. Das war bisher nicht entwickelt. Ich denke, dass die Stadt Kassel profitieren wird. Und natürlich vor allem die Autofahrer."
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In meinem kurzen Leben habe ich jetzt schon vier verschiedene Planungen der A49 erlebt. Jedes Mal gab es Stresssituationen, jedes Mal hatten wir Auseinandersetzungen, auch in den Familien teilweise. Und ich denke einfach mal, muss endlich mal ein Schlussstrich gezogen werden. Und es ist für mich wichtig, dass die Region von den Hauptzentren Kassel bis Frankfurt mal verbunden wurde. Weil die waren eigentlich hier verkehrstechnisch fast überhaupt nicht entwickelt. Sondern das ist dann wirklich über diese Landstraßen und Bundesstraßen, die dann durch die Dörfer gegangen sind, abgewickelt worden. Ich gehe davon aus, profitieren wird der nördliche Bereich in Hessen auch, das wird die Stadt Kassel sein, dass dann auch aus unserer Region Menschen dort dieses Oberzentrum dann auch nutzen.
6 Talbrücken und endlose Schutzwände
Das neue vierspurige Teilstück ist 31 Kilometer lang, führt über 6 Talbrücken, es wurden 38 000 Quadratmeter Schutzwände verbaut. Nach 30-jähriger Projektplanung wurde am Ende nur vier Jahre gebaut. Bei Schwalmstadt wird sich eine Autobahnmeisterei um die Strecke kümmern.
Schneller von Kassel nach Gießen kommen
Bereits fertiggestellt ist der Ausbau der A 49 von Schwalmstadt nach Fritzlar, der weitere 30 Kilometer umfasst. Der Ausbau soll die Städte und die Wirtschaftsräume Kassel und Gießen besser verbinden und die Mittelzentren entlang der Strecke entwickeln. Außerdem sollen andere Straßen sowie die A 7 und die A 5 entlastet werden. Die Baukosten der neuen Teilstrecke der A 49 sollen bei rund 750 Millionen Euro liegen, die Gesamtkosten bei 1,3 Milliarden Euro. Dazu gehören Planung, Bau, Betrieb und Erhaltung für eine Dauer von 30 Jahren. Eines der imposantesten Bauwerke ist die Gleentalbrücke, die an einer Stelle 40 Meter über dem Boden schwebt und insgesamt 461 Meter lang ist. Alleine an ihr wurde 38 Monate gebaut.
Umweltschützer bauten Protestcamps im Wald
Im Herbst 2020 hatten Umweltschützer mit Protestcamps im Dannenröd Forst versucht, den Autobahnbau zu verhindern. Monatelang war die Polizei mit einem Großaufgebot vor Ort, bis die Camps geräumt waren und die Rodungen begannen. Ab da fiel Baum für Baum für die neue A 49. Doch viele Menschen in der Region hatten die neue Trasse auch befürwortet und hoffen nun auf Chancen für Wirtschaft und Tourismus.
Der alte Förster von Kirtorf, Karl-Heinz Zulauf, sagt dem FFH-Reporter:
"Wenn man die Vergewaltigung der Natur hier sieht, dann weiß man: So etwas darf nicht mehr passieren! Das muss uns ein Mahnmal sein."
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Diese Autobahn muss ein Mahnmal werden, dass sowas nicht mehr passiert. Und wenn man hier die Umweltzerstörung sieht, im Wald, im Feld, mit welchen Ausmaßen hier die Natur vergewaltigt wurde, dann muss jedem klar werden, sowas darf nicht mehr passieren. Man hätte das letzte Stück hier durch den Vogelsberg, dieses ökologisch wertvolle Stück, nicht bauen dürfen. Und natürlich, Homberg träumt schon wieder von einem Gewerbegebiet. Das heißt also weiterhin Versiegelung der Landschaft, das heißt Wasserabfluss, der nicht geregelt ist bei unseren Starkregenereignissen, die wir in letzter Zeit auch hier bei uns haben. Man kann sagen, am Anfang waren 50-50, mittlerweile denke ich, haben sich 70 Prozent damit abgefunden. Aber immer noch gibt es Leute, die den Kopf schütteln, aber teilweise das halt nicht mehr öffentlich tun, um halt auch kein Ärger in der Nachbarschaft zu haben. Aber wir, das heißt also die Gruppe Danelé Verkehrswende jetzt, bleiben weiterhin aktiv, um mit dem Finger hierher zu zeigen, sowas darf nicht mehr passieren.
© A 49-hessen.de
Riesige Schneisen wurden in den Wald bei Dannenrod geschlagen, um die neue Autobahn bauen zu können.
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31 Kilometer ist der Streckenabschnitt zwischen Schwalmstadt und Ohmtal lang. Noch in 2024 soll die Freigabe für den Verkehr erfolgen.
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6 neue Talbrücken wurden gebaut. Die imposanteste ist die Gleentalbrücke, die 461 Meter lang ist und an der höchsten Stelle 40 Meter über der Erde schwebt.
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Abbildung einer Grünbrücke, auf der Tiere, die Auotbahn queren können.
Hombergs Bürgermeister: Viele haben sich abgefunden
Die Gegend rund um den Dannenröder Forst, wo es vor rund vier Jahren heftige Proteste gab, hat sich mittlerweile stark gewandelt. Hombergs parteilose Bürgermeisterin Simke Ried berichtet, dass viele Menschen in der Region sich mit der neuen Autobahn inzwischen abgefunden haben.
Protestcamps wurden geräumt
Die Bauarbeiten der A49 stießen in der Vergangenheit auf massiven Widerstand. Im Oktober 2020 begann die Räumung der Aktivistenlager in den Wäldern, allen voran im Dannenröder Forst, um Platz für den Autobahnbau zu schaffen. Trotz Protestaktionen mussten Umweltschützer weichen. Relikte der damaligen Aktivisten, wie verfallene Hütten, sind heute noch sichtbar. Das "Netzwerk Keine A49 - Danni lebt!" übergab erst kürzlich eine Baumscheibe als Denkmal, um auf die Zerstörung der Umwelt hinzuweisen.
Sorge vor mehr Lärm in Dannenrod
Rixa Kraut, Ortsvorsteherin von Dannenrod, berichtet von Bedenken, dass der Lärm von der Autobahn lauter ausfallen könnte als versprochen und, dass ein nahegelegener Rastplatz Probleme mit Kriminalität mit sich bringen könnte. Trotz dieser Sorgen hat sich in der Region Resignation breitgemacht: Der Autobahnlückenschluss wird kommen.
Hombergs Bürgermeisterin: Ich sehe auch Chancen
Bürgermeisterin Simke Ried versucht, die Vorteile der neuen A49 zu nutzen. Laut der Planungsfirma Deges wird die Autobahn die regionale Verkehrsanbindung verbessern und die Gegend könnte davon profitieren. Ried sieht bereits einen leichten Anstieg der Bevölkerungszahl und hofft auf eine gesteigerte wirtschaftliche Entwicklung. Die neue Trasse könnte auch den Tourismus beleben, da die Region für Wanderer attraktiv ist.