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Leiterin Studio Mittelhessen
Anne Schmidt
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Riesen-Diskussionen in Lich bei Gießen: Was wird aus dem Logistik-Center auf der Langsdorfer Höhe. Der Online-Möbelhändler Wayfair hat angekündigt, den Standort schon Ende Januar komplett zu verlassen. Einen Nachnutzer gibt es nicht.
Bürgermeister Julien Neubert sagt zu FFH: "Ich bedauere den Bau nicht. Die Hallen stehen jetzt und wir müssen das Beste daraus machen, dass sie wieder genutzt werden und hier wieder Arbeitsplätze entstehen." Man wolle sich dfür einsetzen, dass hier ein Mieter einziehe, der nicht mehr Verkehrsbelastung schaffe als Wayfair.
Seit vergangener Woche ist die bittere Neuigkeit auf dem Markt, mitgeteilt auch von Bürgermeister Neubert auf Facebook (siehe Post unten): Der Möbelhändler gibt sein Deutschland-Geschäft auf, weil er es nicht geschafft hat, die Marke ausreichend zu platzieren. In Lich hatte Wayfair 2021 den Betrieb aufgenommen, zwischenzeitlich waren über 200 Mitarbeiter hier beschäftigt. Bürgermeister Julien Neubert will im FFH-Gespräch auf Wayfair nichts kommen lassen: "Es war ein gern gesehener Arbeitgeber, der sich auch sozial in Lich engagiert hat. Mich hat es total überrascht, dass der Betrieb hier schließt."
Lager von knapp 19 Metern Höhe
Die Zukunft des umstrittenen Quader-Baus mit 90 000 Quadratmeter Fläche und knapp 19 Meter hohen Wänden auf der Langsdorfer Höhe ist nun offen. Zwar hat Wayfair offensichtlich einen langfristigen Mietvertrag für die Hallen abgeschlossen, doch schon Ende Januar soll das Lager geschlossen werden. Bürgermeister Julien Neubert sagt im FFH-Gespräch: "Wenn ich jetzt an den Hallen vorbeifahre, denke ich an die Arbeitsplätze, die hier verloren gehen."
Große Proteste gegen den Bau
Gegen den Bau hatte es große Proteste und auch Klagen gegeben, die am Ende aber abschlägig beschieden wurden. Immer wieder versuchte die Gruppe "Bürger für Lich" (BfL) den Bau zu verhindern, 25 Prozent der Licher stimmten bei den Kommunalwahlen für die BfL, die mit Burkhard Neumann mittlerweile sogar den ersten Stadtrat in Lich stellt. Burkhard Neumann muss nun also einen Nachmieter für die Halle suchen, gegen deren Bau er lange protestiert hat. Zu FFH sagt er: "Wut und Ärger über diesen Bau sind immer noch da, aber der Klotz wird nicht mehr weggehen, er wird bleiben." Deshalb müsse man einen Logistiker finden, der möglichst wenig Verkehrs verursache. Denn die Sorge um Verkehrslärm und Belastung hatte zu den Protesten geführt. Wohl auch deshalb war Wayfair so gerne gesehen in Lich. Dort fuhren kaum Lastwagen ein und aus, weil es viel zu wenig Bestellungen gab.
Zwischen Ärger und Resignation
Die Licher Bürger schwanken zwischen Resignation und Ärger. Gegenüber des himmelblauen Riesenlagers auf der Langsdorfer Höhe kaufen sie bei Edeka ein und werfen mit FFH einen Blick auf das Hoch-Lager. Eine Licherin sagt: "Wayfair ist ein Online-Billighändler wie Temu, ich habe da nie gekauft. Jetzt geht die Firma und die Stadt muss sich kümmern. Ist wie immer." Ein anderer sagt: "Zum Schluß haben sie noch hübsch Bäume gepflanzt. Das bleibt jetzt auch an uns hängen." Allerdings weisen auch Licher daraufhin, dass die wirtschaftliche Rezession vor einigen Jahren nicht absehbar gewesen sein. Einer sagt: "Jetzt haben alle gut reden. Ich hoffe, wir finden, einen anderen Nutzer."
Für Kunden bedeutet der Rückzug von Wayfair aus Deutschland, dass keine Bestellungen mehr entgegengenommen werden, wie Wayfair auf der Homepage mitteilt. Wer noch auf bestellte Möbel wartet, sollte diese bis zum 31. Januar erhalten, die Kundenkonten funktionieren zunächst weiter.
Nach Medienberichten erreich Wayfair bereits seit 2020 keine Nettogewinne mehr, der Aufbau der Marke Wayfair habe in Deutschland zu lange gedauert und sei zu teuer gewesen, heißt es. Künftig wolle Wayfair stärker in den stationären Einzelhandel investieren. Es ist bereits die vierte Entlassungswelle bei Wayfair seit 2022. Wer bereit sei nach London oder Boston umzuziehen, könne als Mitarbeiter weiterhin für Wayfair arbeiten, teilte die Finanzchefin Kate Gulliver mit. Möglich sei zum Beispiel ein Wechsel nach London oder Boston.
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