Kunstwerk auf documenta nach Antisemitismus-Vorwürfen abgebaut
Nach Antisemitismus-Vorwürfen - Kunstwerk auf documenta ist abgebaut
Die heftig umstrittene großflächige Banner-Installation auf der documenta in Kassel ist am Dienstagabend abgebaut worden. Rund 100 Menschen verfolgten dies laut dpa, es gab Pfiffe und Buhrufe wie auch Beifall. Das Werk namens "People's Justice" des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi hatte für eine Welle der Empörung gesorgt, viele sehen antisemitische Motive.
Die Installation zeigte unter anderem einen Soldaten mit Schweinsgesicht. Er trägt ein Halstuch mit einem Davidstern und einen Helm mit der Aufschrift "Mossad" - die Bezeichnung des israelischen Auslandsgeheimdienstes. Die Verantwortlichen der documenta hatten zunächst entschieden, das Werk mit schwarzen Stoffbahnen zu verhängen - erst drei Tage, nachdem es installiert worden war.
"Wir fühlen uns beschämt"
"Die Stadt Kassel und ich als Oberbürgermeister - wir fühlen uns beschämt", sagte Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle bei der Ankündigung des Abbaus. "Es ist ein immenser Schaden für die Stadt Kassel, für das Land Hessen, für die documenta entstanden, es ist etwas passiert, was nicht hätte passieren dürfen." Antisemitismus habe in der Stadt Kassel keinen Platz. "Deshalb muss das Kunstwerk entfernt werden."
Scharfe Kritik an Ruangrupa
Und Geselle teilt zudem gegen die künstlerische Leitung von Ruangrupa aus. "Trotz ihrer Bekenntnisse ist die künstlerische Leitung der documenta fifteen ihrer Verantwortung nicht nachgekommen, dafür zu sorgen, dass Antisemitismus, Rassismus sowie jede Art von Diskriminierung keinen Raum hat. Deswegen wird jetzt die documenta gGmbH eingreifen", so Geselle.
Staatsanwaltschaft prüft strafbares Verhalten
Mittlerweile sind bei der Staatsanwaltschaft Kassel mehrere Strafanzeigen eingegangen, sagte ein Sprecher auf FFH-Anfrage. Man prüfe jetzt, ob es einen Anfangsverdacht für strafbares Verhalten gebe.
"Wir sind empört"
Auch die israelische Botschaft in Berlin hatte gefordert das umstrittene Werk sofort zu entfernen. "Wir sind empört über die antisemitischen Elemente, die auf der derzeit in Kassel stattfindenden documenta 15 öffentlich gezeigt werden", teilte die Botschaft mit.
Bildungsstätte Anne Frank sieht "klare Grenzüberschreitung"
Ähnliche reagierte im Vorfeld auch der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel. Er forderte ebenfalls die Verantwortlichen der Weltkunstausstellung in Kassel auf, den Beitrag wegen antisemitischer Motive zu entfernen. "Das ist eine klare Grenzüberschreitung", sagte Mendel der Deutschen Presse-Agentur. "Diese Bilder lassen überhaupt keinen Interpretationsspielraum zu. Das ist klare antisemitische Hetze."
Taring Padi weist Vorwürfe zurück
Taring Padi setze sich für die Unterstützung und den Respekt von Vielfalt ein, teilte das Künstler-Kollektiv in der Mitteilung der documenta am Montag mit. "Unsere Arbeiten enthalten keine Inhalte, die darauf abzielen, irgendwelche Bevölkerungsgruppen auf negative Weise darzustellen." Dem indonesischen Kuratoren-Kollektiv Ruangrupa war schon vor Monaten von einem Kasseler Bündnis vorgeworfen worden, auch Organisationen einzubinden, die den kulturellen Boykott Israels unterstützen oder antisemitisch seien.
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