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Guten Morgen, ja Superstar ist immer so ein bisschen hochgegriffen, aber ich nehme es an. Ach naja, du hast mehr Follower als Johannes und ich zusammen, da kann man schon von Superstar sprechen. Warum, vielleicht die allererste wichtigste Frage, warum findest du Schiedsrichter sein toll? Ja, einfach weil man dort eine Verantwortung trägt, die ich einfach liebe. Also ich liebe, ich habe es schon immer gemocht eine Verantwortung zu tragen und dann auch so ein Spiel leiten zu dürfen, selber entscheiden zu dürfen, wie es jetzt hier weitergeht, natürlich auch nach den Regeln her. Das ist schon immer mein Ding gewesen und ich habe da echt sehr, sehr großen Spaß dran. Aber Geld kann es nicht sein, was kriegt man an Aufwandsentschädigung, wenn du so ein Kreisligaspiel leitest? Ja genau, es sind ja Aufwandsentschädigungen und ich sage mal so, es sind so durchschnittlich in der Kreisliga mit Spritkosten immer so Richtung 40 Euro, 50 Euro, 30 Euro. Das ist natürlich als 14-Jähriger oder als 13-Jähriger, wenn du jetzt ein Söder bist, ist das natürlich schon gutes Geld. Da hat man sich damals immer richtig drüber gefreut. Aber ich kenne jetzt niemanden, der sagt, in einem etwas älteren Alter, dass er jetzt sagt, boah ich mache das jetzt alles nur fürs Geld. Aber wenn es jetzt das Geld nicht ist, welche Vorteile hat man denn sonst als Schiedsrichter, außer dass du jetzt sagst, ich wollte schon immer entscheiden, wer hier vom Platz fliegt und wer nicht? Boah, also ich glaube einen riesengroßen Vorteil und da muss ich auch persönlich ehrlich sein, deswegen machen das auch viele, ist halt einfach dieser kostenlose Eingang in den Fußballstadien. Du hast es ja mitgekriegt. Das ist ehrlich so, es gibt wirklich viele Schiris, die mir auch so sagen, ich mache das ja eigentlich nur, damit ich auch kostenlos ins Stadion kann. Achso, dann kannst du dir aussuchen, wo du hin darfst, zu welchen Spielen oder was? Genau, du kannst in ganz Deutschland, in jedes Stadion und sonst rein und mittlerweile ist es sogar so, dass es sogar Stadien gibt, so wie Bayern München, die bieten das sogar schon für die Champions League an. Ja, normalerweise ist das nur für Bundesliga, aber jetzt auch für Champions League Spiele. Also da gibt es auch einige, die dann so ein bisschen pfiffig sind und dann sagen sie, hier komm, ich mache die Schiriausbildung, bin einfach bei jedem Spielkampf, komm, kann man dafür ins Stadion gehen. Ich kann mir aber vorstellen, die Verantwortung ist auch ein Grund, warum viele keinen Bock auf das Schiedsrichteramt haben und sagen, das ist mir einfach zu viel. Wenn es blöd läuft, wirst du noch dumm angemacht und so. Warum kannst du dir erklären, dass viele sagen, ne, bleib mir bloß weg damit? Ja, also ich glaube, die Verantwortung spielt da gar nicht immer so eine große Rolle. Also natürlich ist die Verantwortung auch immer eine Sache, vor allem, wenn man etwas jünger ist, dann ist es natürlich immer etwas schwieriger, so eine Verantwortung zu tragen, weil du ja auch selber einfach noch jung bist und noch viel lernen musst. Aber ich glaube einfach so, das größte Abschreckendste ist halt einfach das, warum ich ja derzeit auch das Ganze mache mit dem Internet und mit den Schiri-Sachen und Content, weil es halt einfach heutzutage sehr an den Respekt mindert. Das ist halt einfach immer so der größte Punkt, warum wir so wenige Leute haben. Vielleicht erklärst du mal für alle, die jetzt nicht so unterwegs sind auf TikTok und den ganzen Plattformen, was machst du da eigentlich? Ja, also ich trommel quasi im Internet so schierig zusammen und versuche so für den Respekt zu wärmen, weil ich halt einfach finde, dass der Respekt gegenüber des Schiedsrichters nicht nur in den unteren Ligen, sondern auch übrigens in den höheren Ligen, auch in der Bundesliga, so einfach sehr abgenommen hat. Und deshalb gibt es halt einfach so wenige Schiedsrichter, vor allem so wenige junge Schiedsrichter. Jetzt trommelst du aber nicht nur Schiedsrichter zusammen, sondern es ist teilweise so, dass wenn du irgendwie pfeifst, dass Menschen ins Stadion kommen, um dich pfeifen zu sehen. Ja, das ist natürlich so. Wenn ich das Leuten sage, dann denken die meisten immer auch, nein, wurden die dich angeschlagen oder was ist da los? Dann sage ich meistens, es ist alles nur, weil sie das positiv sehen. Aber es ist schon krass. Also mein letztes Spiel, was ich hatte, Kreisliga-Spiel, da waren so um die 400 Zuschauer da. Krass. Und normalerweise wahrscheinlich 40 ohne dich. Aber hast du auch schon jemanden getroffen, der gesagt hat, hey, ich habe dich gesehen auf Social Media, Pascal, und ich möchte jetzt deshalb wegen dir und wegen dem, was du da sagst, auch Schiedsrichter werden? Ganz, ganz viele. Also ich führe eine Excel-Liste und ich bin derzeit bei ungefähr 294 Leuten, die wegen mir Schiedsrichter geworden sind. Oh wow, wie toll ist das? Ja, ich habe das auch mit Namen hinterlegt und auch Bilder geschickt bekommen, wo die wirklich die Ausbildung durchgezogen haben. Vor ein paar Tagen habe ich den jüngsten Schiedsrichter aus ganz Deutschland besucht, der Khan, der ist elf Jahre alt. Ich betone das nochmal, der ist elf Jahre alt und der hat auch die Motivation, einfach auch aus meinen Videos. Und wie hoch darf der pfeifen? Also wie alt sind dann die Spieler, die er dann eventuell verwarnen muss oder so? Ja, also er pfeift jetzt halt selber noch, Jugendbereich, auch nur so in seinem Alter. Und dann habe ich auch zu ihm gesagt, sollte dein Kreisnehmer sagen, hier kommt vielleicht mal ein A- oder B-Jugendspiel, dann tu mir einen Gefallen und lehnen das bitte erstmal ab. Weil du wirst nämlich als Elfjähriger, wenn du in ein B-Jugendspiel pfeifst, wo die Leute 16 sind, in der Pubertät drin sind, da wird niemand sein, der dann sagt, boah, ich höre jetzt mal auf das, was du mir jetzt hier sagst. Du hast das ja selber auch erlebt, du bist auch mal angegangen. Ja, auch B-Jugend, auch so in diesem Pubertätsalter. Das war auch ein sehr, sehr schlimmer Moment für mich damals. Was ist da genau passiert? Ja, also ich habe einem Spieler eine rote Karte gegeben, nachdem er mich beleidigt hatte. Und für ihn war das halt einfach eine Beleidigung, die für ihn nicht so schlimm war. Aber ich wusste gar nicht, dass man Beleidigungen mittlerweile schon einstufen kann. Ja. Weil für mich ist Beleidigung halt nur mal Beleidigung. Ja. Und dann kam er auf mich zu, hat mich am Kragen gefasst, hat mich zurückgestoßen und meinte zu mir, du wirst hier nach dem Spiel heute noch was erleben. Ach krass. Ja, das war, und da war ich auch selber 15, 16 ungefähr. Ich weiß noch, damals bin ich in die Kabine gerannt, habe mich eingeschlossen und bin dann nach Hause gefahren. Und das Schlimmste an diesem Tag war eigentlich, egal wer an diesem Tag vor Ort war, irgendwelche Eltern, irgendwelche neutrale Leute, niemand kam auf die Idee, mal mit mir zu sprechen, zu mir hinzukommen oder mal zu fragen, wie es mir geht, obwohl ich in diesem Alter ja eigentlich noch ein Kind war. Du hast jetzt knapp 700.000 Follower, bist 21 Jahre jung, der Verein, der dich abstellt, ist die Tusk Krachtenhausen. Wie weit willst du es denn noch bringen? Werden wir dich irgendwann mal in der Bundesliga sehen? Oder keine Ahnung, am Böllenfalltor bei den Lilien oder irgendwie sowas? Also das ist natürlich schon immer ein riesengroßer Traum von mir gewesen, in die Bundesliga zu kommen. Ich habe aber diesen Traum sehr an die Seite geschoben, einfach mit dem folgenden Argument, seitdem ich wirklich gemerkt habe, dass Leute wegen mir Schiedsrichter werden, seitdem ich gemerkt habe, dass Leute sich wegen mir auch vielleicht mehr Respekt halten oder auch einfach sagen, das was du machst, das feiere ich einfach richtig, habe ich gesagt, okay Pascal, du bist jetzt gerade eine Person, auch wenn sich das immer sehr abgehoben anhört, aber ich sage es trotzdem, du bist gerade eine Person, die in diesem Fußball-Schiedsrichter-Wesen einfach gerade etwas ändern kann. Und deswegen habe ich quasi gesagt, ich fokussiere mich jetzt immer darauf, lasse dafür meinen Traum so ein bisschen weg und kämpfe einfach jetzt dafür. Darf ich nochmal ganz kurz zurückgehen zu dem Thema, wo du gerade gesagt hast, als du da so angegangen bist. Ich stelle mir das so schwierig vor, gerade als junger Mensch, aber auch jetzt in meinem Alter zum Beispiel. Ich wüsste erst mal gar nicht, wie ich damit umgehen soll und wie ich das auch verarbeiten soll. Hast du da, weil ich glaube gerade so das Psychologische spielt ja schon auch eine große Rolle bei euch Schiedsrichtern, dass sich nicht fertig machen lassen und so weiter. Wie hast du da reagiert, bist du damit umgegangen, hast du irgendwelche speziellen Tipps und Tricks, falls vielleicht andere Schiedsrichter das jetzt gerade hören, wie du mit sowas umgehst? Ja, ich muss dazu sagen, ich erinnere mich noch sehr stark daran, dass ich fast zwei Monate lang nicht mehr auf den Sportplatz gehen konnte. Also das war wirklich sehr, sehr schlimm für mich. Irgendwann mal hat dann meine Mutter mich so ein bisschen an die Hand genommen, hat mich dann wieder quasi dahin geführt, wo ich auch sehr stolz drauf bin und mich auch wirklich immer wieder sagt, dass ich da auch echt glücklich bin, dass sie es damals gemacht hat. Aber ich kann das auch einfach hier so sagen und das ist auch eine Sache, die hat jeder Schiedsrichter. Jeder Schiedsrichter und ich betone es nochmal, jeder Schiedsrichter geht heutzutage mit einem Kopfgefühl auf den Platz, wo wir alle ganz am Anfang erstmal uns den Gedanken machen oder erstmal hoffen, ich hoffe, dass wir hier heute nicht irgendwie mit einer Verletzung runtergehen, ich hoffe, dass wir heute nicht beleidigt werden. Also das sind wirklich Gedanken, die wir Schiedsrichter eigentlich haben, bevor wir diesen Platz erstmal gerade betreten. Aber es sind Dinge, die erzählen wir einfach nie, weil es einfach auch ganz komisch rüberkommen würde, wenn wir so etwas erzählen würden. Aber in Wirklichkeit denkt so etwas jeder Schiedsrichter. Auch als ich mit Dennis Eideggen gesprochen habe, auch er erzählt mir, wie oft er eigentlich damals, als er noch in den unteren Ligen war, daran gedacht hat, wenn er jetzt auf den Platz drauf geht, was passiert mir eigentlich hier heute? Werde ich jetzt hier heute wieder geschlagen? Bin ich jetzt hier heute der Nächste, der bewusst geschlagen wird, so wie wir es damals hatten in dem Fall mit Mützer? Das sind immer alles Gedanken, die wir als Schiri immer haben. Wir finden das ganz, ganz großartig, dass du das erzählst und das ist ganz eindeutig kein Zeichen von Schwäche oder so, was einem vielleicht Spieler dann so auslegen würden, sondern von Stärke. Tausend Dank, dass du da so offen darüber sprichst. Ich glaube, dass das viele doch auch motiviert hat oder auf jeden Fall ein gutes Gefühl gibt, oder? Ja, doch, auf jeden Fall. Und ich hoffe es auch. Und ich kann auch nur jedes Mal einfach sagen an jeden Schiedsrichter, seid immer ehrlich zu euch selbst. Und wenn ihr wirklich mal solche Gedanken habt, bitte versteckt diese Gedanken nicht in euch, sondern redet über diese Gedanken offen, weil es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man ein Problem hat und dieses Problem in sich hinein frisst, sondern ihr müsst immer darüber offen reden. Wenn ihr zu einem Spiel hinfahrt und ihr habt bei diesem Spiel Bauchschmerzen, dann sagt es einfach und sprecht da mit euren Kreis- oder mit euren Schiedsrichter-Openern drüber, weil wirklich, das kann ein der schlimmsten Gefühle sein und das macht dir dein Spiel kaputt. Weil wenn du schon vor dem Spiel so anreist, dann wirst du auch ein Spiel haben, was du einfach nicht gut pfeifen wirst, weil du mit ganz anderen Gedanken auf dem Platz stehst.