Antisemitismus-Meldestelle - "Jüdische Kritik an documenta ignoriert"
Die von einem Antisemitismus-Eklat überschattete documenta fifteen in Kassel hat bei Jüdinnen und Juden zu einem nachhaltigen Vertrauensverlust geführt - zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag veröffentlichte Auswertung der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen (RIAS Hessen).
"Die Analysen des Antisemitismus wurden auf und von der documenta zurückgewiesen, jüdische Stimmen beschwichtigt und überhört und es bleibt die Phrase der Antisemitismusvorwürfe. Dabei ging und geht es um konkreten Antisemitismus", sagte Projektleiterin Susanne Urban.
Urban: Kein aufrichtiger Umgang mit Antisemitismus
Trotz aller Erinnerungsstrategien und Gedenktage finde in Deutschland kein angemessener und aufrichtiger Umgang mit Antisemitismus statt. "Es muss eine Debatte geführt werden, was die Verbreitung von Antisemitismus in Wort und Bild anrichtet", forderte sie.
Folgen für Betroffene
Die von jüdischen Institutionen vor Ort geäußerte Kritik am Umgang mit Antisemitismus sei als Befindlichkeit abgetan, ignoriert oder abgewehrt worden, erklärte Tanja Kinzel vom Bundesverband Rias. "Diese Nichtbeachtung jüdischer Kritik an antisemitischen Vorkommnissen ist charakteristisch für den Umgang mit Antisemitismus in der Öffentlichkeit." Während die mediale Aufmerksamkeit mit dem Ende der documenta fifteen nachgelassen habe, wirkten die Folgen für die Betroffenen noch lange nach.
RIAS Hessen ist angebunden an das Demokratiezentrum Hessen an der Philipps-Universität Marburg. Die Meldestelle erfasst und dokumentiert seit Frühjahr 2022 antisemitische Vorfälle in Hessen und leitet Betroffene an Beratungsstellen weiter. Der Einrichtung wurden auch Werke und Vorfälle rund um die documenta fifteen gemeldet. In einem Monitoring-Bericht zu der Kunstschau will RIAS Hessen nach eigenen Angaben in einigen Wochen genauere Zahlen und Analysen vorlegen.
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