Bomben im Kinderzimmer gebaut: Jugendstrafe für Marvin E.
Bomben im Kinderzimmer gebaut - Fast 4 Jahre Jugendstrafe für Marvin E.
Das Oberlandesgericht Frankfurt hat einen mutmaßlichen Rechtsextremisten aus Spangenberg im Schwalm-Eder-Kreis wegen der versuchten Gründung einer terroristischen Vereinigung und der Planung eines Anschlags zu einer Jugendstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt.
Seit seiner Festnahme im September 2021 habe sich der 21 Jahre alte Mann aus Spangenberg positiv entwickelt und nehme an einem Aussteigerprogramm für Rechtsextremisten teil, sagte der Vorsitzende Richter des Staatsschutzsenats am Montag in der Urteilsbegründung. Mit Blick auf das Vorliegen "erheblicher Reife- und Entwicklungsverzögerungen" sei das Jugendstrafrecht zur Anwendung gekommen, so das Gericht.
Angeklagter aus Spangenberg nimmt Urteil an
Der 21-Jährige nahm das Urteil an, die Bundesanwaltschaft kann noch Revision einlegen. Sie hatte eine Jugendstrafe von fünf Jahren gefordert, die Rechtsanwältin des Mannes auf eine Haftdauer von drei Jahren und sechs Monaten plädiert. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
21-Jähriger wollte Anschläge verüben
Der Mann hatte den Erkenntnissen des Gerichts zufolge unter anderem mit in seinem Kinderzimmer selbst gebauten Sprengsätzen Anschläge verüben wollen, um einen Bürgerkrieg zu entfachen. Als mögliche Ziele soll er sich Schulen und den Bundestag vorgestellt haben. Der nicht vorbestrafte Mann saß seit seiner Festnahme in Untersuchungshaft.
Marvin E. wollte „Atomwaffen Division Hessen“ gründen
Seit August 2022 wurde an 40 Tagen gegen Marvin E. verhandelt. Konkret habe der 21-Jährige laut Gericht nach dem Vorbild der Terrorvereinigung "Atomwaffen Division" (AWD) einen Hessischen Ableger unter dem Namen „Atomwaffen Division Hessen“ gründen wollen. Die „Atomwaffen Division Hessen“ habe zum Ziel gehabt, das herrschende System zu zerschlagen und eine „weiße Vorherrschaft“ nach dem Vorbild des Nationalsozialismus zu etablieren. Durch die Begehung von Gewalttaten bis hin zu tödlichen Anschlägen habe man einen Rassen- und Bürgerkrieg auslösen und in diesem Krieg kämpfen wollen.
Sprengsatzbau und Suche nach Schusswaffen
Zu der Ideologie zählte auch die gezielte Tötung oder Vertreibung von aktiven Politikern, aber auch von Menschen jüdischen Glaubens oder mit dunkler Hautfarbe. Spätestens seit Juli 2021 sei Marvin E. auf der Suche nach geeigneten Schusswaffen gewesen, zudem habe er in seinem Kinderzimmer mehrere Sprengsätze gebaut - mit Materialien und Anleitungen aus dem Internet. Marvin E. habe zudem aktiv versucht, Mitglieder für seine Terrororganisation zu werben und für die Nacht vom 18. auf den 19. September 2021 das Aufhängen von Plakaten für die „Atomwaffen Division Hessen“ in Kassel vorbereitet. Dem kamen aber die Ermittler zuvor - am 16. September 2021 wurde er festgenommen.