Speziallabor in Kassel - Was nicht sicher ist, fliegt vom Markt
Staubsauger, Kaffeemaschine, Trockner – ob ein Produkt was taugt, das testet unter anderem die Stiftung Warentest. Aber ob die Produkte auch sicher sind, das zu checken ist Aufgabe der Hessischen Geräteuntersuchungsstelle (GUS) beim Regierungspräsidium Kassel. Über 150 Labortests machen die Mitarbeiter hier jedes Jahr. FFH hat sich in dem Spezial-Labor umgesehen.
Im Laborraum von Andreas Fricke bewegt sich ein Roboterarm im Akkord auf und nieder. In der "Hand" hat er einen Wasserkocher. "Wir bilden damit den Lebenszyklus eines Wasserkochers ab", sagt Andreas Fricke. Er ist Prüfer bei der GUS. 10.000 Mal wird der Wasser jetzt auf die Kontaktplatte gestellt und wieder angehoben. "So können wir testen, ob der Wasserkocher über Jahre zuverlässig funktioniert." Im schlimmsten Fall könnten Kunden einen Stromschlag bekommen - "das wäre der Worst Case, im besten Fall passiert gar nichts."
"Sorgen dafür, dass unsere Produkte nicht mehr zum Endverbraucher gelangen"
Die Produkttester vom Regierungspräsidium werden in der Regel von der Marktüberwachung des Landes beauftragt. Zudem gibt es regelmäßig Schwerpunkttests zu Produktgruppen wie eben Wasserkochern, aber auch Corona-Masken oder Stehleitern. "Wenn sicherheitstechnische Mängel festgestellt werden, sorgen wir dafür, die die Produkte nicht mehr zum Endverbraucher gelangen", sagt Laborleiter Thomas Apel.
Wer Zweifel an der Sicherheit eines Produktes hat, kann das hier beim Land Hessen melden. Infos und Warnungen zu unsicheren Produkten gibt es unter anderem hier.
Suche nach den schwarzen Schafen
Denn grundsätzlich müssen die Produkte der Hersteller nicht vorher einen Sicherheits-Test machen, um auf den Markt zu kommen. "Der Hersteller bekommt also Vorschusslorbeeren, darf das Produkt auf den Markt bringen und wir als Marktüberwachung müssen dann die schwarzen Schafe finden", so Apel.
Wasserbad simuliert Baby-Sabber
Eines dieser schwarzen Schafe liegt gerade auf dem Labortisch von Christina Knost: kleine Spieluhren mit Entchen für Kinder. Aufgabe von Knost ist es, zu überprüfen, ob die auch wirklich für die ganz Kleinen geeignet sind, insbesondere ob Kleinteile nicht verschluckt werden können. Dafür wird die Spieluhr ins Wasserbad getaucht (Stichwort Babyspeichel), auf den Boden fallen gelassen oder mit Hilfe einer Maschine einem Zug-Test unterzogen.
"Man sieht Produkten Gefährlichkeit nicht immer gleich an"
Ergebnis: Dem Belastungen im Kleinkind-Alltag würde diese Spieluhr nicht standhalten. Die Spucke etwa weicht den Leim auf und dann könnten gefährliche Kleinteile entstehen. "Man sieht es dem Produkt nicht immer gleich an, ob es gefährlich für Kinder sein könnte", so Knost. Im schlimmsten Fall könnten verschluckte Teile tödlich für Kinder enden.
Arbeit an Regeln für mehr Sicherheit
Die Testergebnisse veröffentlichen die Produkttester aus Kassel regelmäßig online. Zudem stoßen sie neue EU-weite Regelungen an. Derzeit werde etwa daran gearbeitet, dass aus Wasserkochern nicht auf einen Schlag eine große Menge Wasser rauslaufen darf, wenn sie umkippen, etwa weil ein kleines Kind daran zieht. Das könne das Verbrennungsrisiko deutlich senken, so Laborleiter Thomas Apel. "Bislang sind für den Haushaltsbereich dafür noch keine Regeln vorgegeben." Die Tester aus Kassel wollen das ändern, um den Haushalt noch ein bisschen sicherer zu machen.