100 Tage Oberbürgermeister - Erste Bilanz von Sven Schoeller
Exakt 100 Tage ist Kassels neuer Rathauschef Sven Schoeller jetzt schon im Amt. Nach dem turbulenten Abgang von Vorgänger Christian Geselle ist es jetzt Zeit für eine erste Bilanz.
Sieben Termine pro Tag absolviert Kassels erster grüner Oberbürgermeister nach eigenen Angaben im Schnitt. Da muss die Frage erlaubt sein: Wie anstrengend ist denn der neue Job? "Wenn man das an den Kriterien eines Jobs messen würde, würde man sagen, das ist sehr anstrengend, man hat sehr wenig Freizeit. Aber ich glaube, das ist der falsche Ansatz", so der ehemalige Rechtsanwalt. Das Amt des Oberbürgermeisters sei eine "wunderbare Aufgabe".
Die Rathaustreppe glänzt schon mal
Wie viel ist schon konkret sichtbar geworden vom neuen OB Schoeller? Auf die Frage nennt der 50-Jährige zunächst erstmal die gesäuberte Rathaustreppe und die Europafahne, die jetzt immer vor dem Rathaus gehisst wird. "Das sind die einfachen Dinge, die gar nicht so unwichtig sind", so Schoeller.
Von Fair-Trade-Town bis Fahrradparkhaus
Aber auch politisch sei schon einiges passiert. Die Stadt habe bereits ihre Wärmeleitplanung vorgelegt, man wolle am Dienstag auf den Weg bringen, dass Kassel zur Fair-Trade-Town wird - und ein neues Fahrradparkhaus am Rathaus sei auch demnächst nutzbar (das ist allerdings noch ein Projekt von Vorgänger Geselle).
Stadt will Investitionspläne offenlegen
Mittelfristig soll aber noch ein bisschen mehr passieren. Schoeller will offenlegen, wo und in welcher Reihenfolge die Stadt künftig in Projekte investieren wird. "Das bereiten wir sehr intensiv vor und werden Ende des Jahres, Anfang nächsten Jahres ein Ergebnis präsentieren", so Schoeller. "Da können die Menschen sehen, was im Bereich der Schulsanierung, der Schulerweiterung, im Bereich des Klinikums, im Bereich des Fernwärmeausbaus und im Bereich der Mobilität ansteht."
Abschied von fossilen Brennstoffen
Grundsätzlich will der grüne Oberbürgermeister Schoeller den Klimaschutz in den Mittelpunkt stellen. "Wir wollen uns weitgehend unabhängig machen von fossilen Brennstoffen." Und auch klimafreundliche Mobilität solle gestärkt werden.
Kritik von der SPD
Man sei offen für eine konstruktive Zusammenarbeit mit Schoeller, heißt es von der SPD-Fraktion im Rathaus. Die Opposition befürchtet aber, dass der neue Oberbürgermeister insbesondere in sozialen Fragen den Rotstift ansetze und spricht von einem Spardiktat. "Ich glaube nicht, dass ich irgendetwas diktiere", so Schoeller dazu. "Aber wir werden alle miteinander sehen müssen, wie die finanziellen Rahmenbedingungen sind."