Schreien, Spucken, Attackieren - Umgangston in Bussen wird rauer
Sie werden beschimpft, angespuckt – und teilweise auch angegriffen. Der Umgangston gegenüber Bus- und Bahnfahrern wird immer rauer, heißt es auf FFH-Anfrage auch vom Nordhessischen Verkehrsverbund (NVV). Mitte Mai wurde etwa ein Busfahrer in Melsungen mit einem Messer attackiert.
Auch Doreen Zick, die auf der Buslinie 490 zwischen Schwalmstadt und Melsungen fährt, habe schon Gewalt erlebt. Sie sei 2022 in Höhe Homberg (Efze) von einem Passagier während der Fahrt so heftig ins Gesicht geschlagen worden, dass sie die Fahrt unterbrechen musste. Danach sei sie 1,5 Wochen krankgeschrieben gewesen, erzählt sich im FFH-Interview.
Ticketkontrolle eskaliert
Laut Doreen Zick gibt es häufig Probleme und Diskussionen, wenn es um Ticketkontrollen geht. Und dann eskaliert die Situation teilweise. "Entweder, fangen sie sofort an, laut zu werden, von Null auf Hundert. Wir werden angespuckt. Wir werden angegriffen. Das ist der blanke Wahnsinn eigentlich." Viele Busfahrer seien daher verunsichert, einige würden kündigen - und Zick vermutet, dass auch das ein Grund für den Fachkräftemangel sein könnte.
Es handelt sich um Einzelfälle
Auf FFH-Nachfrage beim NVV heißt es: "Aktuell wissen wir von zwei Fällen, bei denen gewalttätige Übergriffe gegenüber Fahrpersonal auf unseren Buslinien stattgefunden haben." Dabei handele es sich um Einzelfälle. Auch die Polizei im Schwalm-Eder-Kreis gibt an, dass es sich um Einzelfälle handele - einen steigenden Trend an Gewaltstraftaten in Bussen gebe es nicht. Es komme allerdings immer mal wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Fahrgästen, bei denen sich das Fahrdienstpersonal einschalten müsse oder die Polizei verständige - "und dann auch selber in den Konflikt mit hineingezogen wird oder direkt Ziel von Gewalt wird. Das kann sich in Form von Beleidigungen und Bedrohungen bis hin zu auch körperlichen Übergriffen erstrecken", so ein Sprecher.
Kameras werden installiert
Dennoch: Laut NVV werden die Busse im gesamten Gebiet nach und nach mit Videokameras ausgestattet. In vielen Fahrzeugen seien diese bereits vorhanden. Das sorge für mehr Sicherheit. Und bei Bedarf stehe der NVV den ausführenden Verkehrsunternehmen beratend und finanziell zur Seite, wenn es um die Beauftragung von Sicherheitspersonal gehe.
Schutzscheiben könnten noch mehr Sicherheit schaffen
Busfahrerin Doreen Zick wünscht sich im FFH-Gespräch zusätzlich noch Fahrerschutzscheiben in allen Bussen - die also den Bereich zwischen Busfahrer und Passagieren abtrennen. Denn Busfahrer seien hinter dem Lenkrad quasi gefangen und könnten Angriffen kaum bis gar nicht ausweichen.
Doreen Zick liebt ihren Job
Den Job hinschmeißen kommt für Doreen Zick übrigens nicht in Frage: "Weil ich liebe diesen Beruf einfach." Denn viele Fahrgäste freuen sich, sie zu sehen und mit ihr Bus zu fahren.