VW-Tarifverhandlungen: Angespannte Stimmung bei Arbeitern in Baunatal
VW-Tarifverhandlungen gestartet - Ängste bei Arbeitern in Baunatal
Volkswagen-Spitze trifft auf Gewerkschaft. Nach dem angekündigten harten Sparkurs des Autobauers mit möglichen Standortschließungen haben die Tarifverhandlungen mit der IG Metall begonnen. Die Gewerkschaft fordert trotz der Krise 7 Prozent mehr Lohn und spricht sich gegen Werksschließungen und Massenentlassungen aus.
Zweitgrößter Standort von VW in Deutschland ist das Werk in Baunatal - mit seinen rund 15.500 Mitarbeitern. Viele Arbeiter hier sind verunsichert, haben Zukunftsangst, erzählen sie unserem FFH-Reporter.
"Stimmung ist seit Wochen schlecht"
Trotzdem wolle man mit breitem Rücken in die Verhandlungen gehen, sagt Betriebsratschef Carsten Büchling. "Die Stimmung ist seit drei Wochen an allen Volkswagen-Standorten schlecht. Aber wir können auf der anderen Seite auch zuversichtlich sein, dass wir nicht jetzt unter den Teppich kriechen." Die Chefetage müsse liefern, den Konzern mit seinen vielen Marken effizienter machen.
Konzern will Zugeständnisse von VW
VW-Chef Blume hingegen erwartet Zugeständnisse von der IG-Metall. "Wir gehen über alle Kostenarten", sagte Blume mit Blick auf mögliche Maßnahmen in einem ZDF-Interview. Und er kündigte Tempo an: "Wir werden das in den nächsten Wochen sehr zügig angehen."
VW wirbt per Flugblatt für Sparprogramm
Der Konzern forderte die Belegschaft zudem per Flugblatt zu Zugeständnissen auf. "Wir müssen die Produktivität steigern. Wir müssen unsere Arbeitskosten senken", heißt es auf dem an sechs Standorten verteilten Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Produktion in Deutschland laut VW zu teuer
"Volkswagen produziert in Deutschland zu teuer", schreibt VW. Zudem habe der Konzern mit Überkapazitäten zu kämpfen. Aussagen zu konkreten Sparmaßnahmen machte VW nicht. Die Aktion in Wolfsburg, Hannover, Braunschweig, Salzgitter, Emden und Baunatal erfolgte nur einen Tag vor dem Start der Tarifgespräche mit der IG Metall.
Rathaus prüft Wort-Case-Szenarien
Im Baunataler Rathaus werden derweil schon Worst-Case-Szenarien durchgerechnet – denn Stellenabbau heißt weniger Steuereinnahmen. Der frisch gewählte Bürgermeister Henry Richter hat daher eine eigene Stabsstelle für die Wirtschaft eingerichtet - aktueller Schwerpunkt ist natürlich VW.
Austausch mit Bürgermeistern zu VW geplant
"Ziel der Stabsstelle ist, den Prozess zu begleiten, Analysen zu betreiben, was passiert bei einem Stellenabbau von 3.000 Menschen, bei 5.000 Menschen", so Richter. Er will sich auch mit den Bürgermeistern der umliegenden Kommunen austauschen. Denn ein möglicher Stellenabbau würde auch viele Zulieferbetriebe, Handwerker oder die Gastronomie in der Region treffen. "Es gibt Ängste", so Richter.