Amokfahrt von Volkmarsen - Glockengeläut zum fünften Jahrestag
Am 24. Februar 2020 fuhr ein Autofahrer absichtlich in den Rosenmontagszug in Volkmarsen, Hessen. Bei dieser Amokfahrt wurden über 100 Menschen, darunter viele Kinder, verletzt.
Jetzt, fünf Jahre später, gedenken die katholische und die evangelische Kirche der Opfer der Tat. Am Jahrestag sollen um 14.30 Uhr die Kirchenglocken läuten, um die Dankbarkeit auszudrücken, dass alle Überlebenden größtenteils körperlich geheilt sind, sagt Martin Fischer, der katholische Pfarrer der örtlichen Kirchengemeinde St. Marien. Auch der Bischof des Bistums Fulda, Michael Gerber, und die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, gedenken der Opfer der Auto-Attacke. "Unsere Gedanken sind am fünften Jahrestag bei allen, die durch diese Amokfahrt Narben an Körper und Seele tragen", erklärten sie in einer gemeinsamen Mitteilung.
Schweigen des Täters hinterlässt Fragen
Der Fall zog im Jahr 2021 Aufmerksamkeit auf sich, als der Täter verurteilt wurde. Er schwieg während des gesamten Prozesses, was dazu führte, dass viele Betroffene und Gemeindemitglieder Fragen zum Motiv der Tat hatten. Das Urteil lautete auf lebenslange Haft wegen 89-fachen Mordversuchs. Die Sicherungsverwahrung wurde jedoch später aufgehoben, da der Täter keine Vorstrafen hatte und nicht als gewalttätig aufgefallen war. Die Stadt Volkmarsen und die Karnevalsgesellschaft äußern sich zum Jahrestag nicht.
Traumabewältigung bei den Opfern
Psychologe Thomas Weber erklärt, dass viele Betroffene gelernt haben, mit dem Trauma umzugehen. Einige entwickeln jedoch psychische Störungen wie die posttraumatische Belastungsstörung. Zeit spielt bei der Traumabewältigung eine Rolle, ist aber nicht der einzige Faktor. Entscheidend ist der aktive Umgang mit dem Erlebnis. Weber betont, dass das Ereignis nicht vergessen wird, doch die Betroffenen müssen lernen, damit zu leben und das Erlebte zu verarbeiten.
Verschiedene Wege der Verarbeitung
Weber erklärt, dass jeder Betroffene einen individuellen Weg finden muss, um mit dem Erlebnis fertigzuwerden. Manche sprechen viel über das Erlebte, während andere Ablenkung suchen. Wichtig sei es, empathisch zuzuhören, egal, ob Monate oder Jahre nach dem Ereignis. Es gibt keine universelle Strategie im Umgang mit einem Trauma, aber Unterstützung und Verständnis sind entscheidend, um den Betroffenen zu helfen. Die Bedeutung von Gemeinschaft und der Austausch über Erlebtes bleiben zentrale Elemente der Verarbeitung.
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