K+S richtet Werk Werra neu aus - BUND kritisiert Ankündigungen
K+S richtet Werk Werra neu aus - BUND kritisiert Ankündigungen
Mehr Ausbeute, dafür weniger Energie- und Wassereinsatz - K+S will sein Verbundwerk Werra neu aufstellen. Die große Kalinachfrage verschafft dem Konzern den Spielraum für den voraussichtlich rund eine halbe Milliarde Euro teuren Umbau.
Höhere Ausbeute
Mit Investitionen in mittlerer dreistelliger Millionenhöhe will der Dünger- und Salzkonzern K+S sein wichtigstes Kali-Werk mit Standorten in Hessen und Thüringen neu ausrichten. Dafür sollen die beiden Fabriken Wintershall im hessischen Heringen sowie Unterbreizbach in Thüringen umgestellt werden auf ein trockenes Aufbereitungsverfahren, wie das Unternehmen am Montag bekanntgab. Ein neues Abbauverfahren soll zudem eine höhere Ausbeute und Platz für die Einlagerung von Rückständen unter Tage verschaffen. "Wir eröffnen unserem Verbundwerk Werra eine langfristige Zukunftsperspektive bis zum Jahr 2060 und stärken die Wettbewerbsfähigkeit des Werkes", erklärte K+S-Vorstandschef Burkhard Lohr.
Rohsalz nutzen
Dank des sogenannten Sekundärabbaus kann das Unternehmen künftig Rohsalz nutzen, das bisher zur Stabilisierung in den Gruben verblieb. In der Grube Hattorf-Wintershall wurde Rohsalz bisher in einer Art Schachbrettmuster abgebaut, zwischen den Hohlräumen blieben jeweils meterdicke Pfeiler stehen, wie der Leiter des Werkes Werra, Martin Ebeling, erläuterte. Künftig sollen diese Hohlräume mit den bei der Aufarbeitung entstehenden trockenen Rückständen verfüllt und zugleich die Pfeiler mit dem darin noch eingelagerten Rohsalz zum Teil abgetragen werden. Bereits angewendet werde diese Einlagerung von Rückständen bei gleichzeitigem Abbau in der Grube Unterbreizbach, wo das Verfahren ausgeweitet werde. Die beiden Fabriken Unterbreizbach und Wintershall will K+S bis 2026/27 zudem auf eine trockene Aufbereitung umstellen: Mit der bereits im Konzern etablierten und nun weiterentwickelten elektrostatischen Trennung könnten Salzminerale ohne Wassereinsatz sortiert werden. Die Fabrik Hattorf im hessischen Philippsthal werde hingegen vorerst mit heutiger Technik weiterbetrieben. Zusammen sollen die Maßnahmen dafür sorgen, dass die Lagerstätte in Hessen bis 2060 wertschöpfend genutzt werden kann. Die Laufzeit in Unterbreizbach verlängere sich voraussichtlich um acht Jahre bis 2040. Größere Personalmaßnahmen erwartet Ebeling nicht. Die Arbeitnehmervertreter seien eingebunden.
Geringere Umweltbelastung?
Von den Maßnahmen verspricht sich das Unternehmen, das bei Umweltschützern und Anrainern wegen der Einleitung von Salzabwässern in die Werra sowie der Aufschüttung der weithin sichtbaren Steinsalz-Halden immer wieder in der Kritik steht, künftig auch geringere Umweltbelastungen. Nach 2027 werde man keine salzhaltigen Abwässer aus der Produktion mehr in den Fluss einleiten. Die Gesamtmenge der sogenannten Prozesswässer für das Werk Werra werde sich insgesamt auf eine Million Kubikmeter pro Jahr mehr als halbieren. Auch werde die geplante Erweiterung der Halde Wintershall kleiner ausfallen, weil trockene Rückstände stattdessen unter Tage wandern können. Ab 2028 sollen mit der künftig noch anfallenden Salz-Lösung ein Bergwerk in Niedersachsen sowie die frühere Grube Springen in Südthüringen geflutet werden, die Genehmigung für letztere Maßnahme steht allerdings noch aus.
BUND: "Zu vage"
Der Umweltverband BUND kritisierte die Ankündigungen als zu vage. "Es wird keine Entlastung für die Werra geben und die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften bleibt weiter ungewiss", erklärte Thomas Norgall, stellvertretender Geschäftsführer des BUND Hessen. "Die Ankündigungen sind unbestimmt und es fehlt die Aussage zur Zukunft der salzhaltigen Prozessabwässer." Wenn die Grube Unterbreizbach statt 2032 nun bis 2040 betrieben werde, "werden bisher nicht kalkulierte, zusätzliche Salzwassermengen bei der Kaligewinnung entstehen", so Norgall. Bisher sehe der amtliche Bewirtschaftungsplan Salz 2021-2027 vor, dass Produktionsabwässer von 1,7 Millionen Kubikmeter im Jahr vollständig im früheren Kalibergwerk Springen (Thüringen) eingestapelt würden. Da dies bisher nicht genehmigt sei, bleibe "unklar, ob und wann die Prozessabwässer nicht mehr in die Werra eingeleitet werden". Auch der Umfang der angekündigten Reduktion der Haldenerweiterung Wintershall bleibe ungewiss.
Rekordergebnis erwartet
Der jahrelang hoch verschuldete Konzern mit weltweit rund 11 000 Beschäftigten hatte bereits im vergangenen Jahr von der hohen Kalinachfrage mit hohen Preisen profitiert und erwartet im laufenden Jahr ein Rekordergebnis. Die Preise dürften sich weiter auf einem "sehr guten Niveau" bewegen, hieß es von dem Unternehmen.