Fast alle Apotheken bleiben heute zu: Hier finden Sie Ihren Notdienst
Fast alle Apotheken heute zu - Hier finden Sie Ihre Notdienstapotheke
Wegen eines bundesweiten Protesttages bleiben heute fast alle Apotheken in Hessen geschlossen. Nur noch die Notdienst-Apotheken haben geöffnet.
Fast alle Apotheken in Hessen werden sich daran wohl beteiligen, wie ein Sprecher des Hessischen Apothekerverbands (HAV) in Offenbach mitteilte.
Nur Notdienstapotheken geöffnet
Die Arzneimittelversorgung werde an diesem Tag nur noch über Notdienstapotheken erfolgen. Welche Geschäfte an diesem Tag einen Notdienst anbieten, hänge in den örtlichen Apotheken und dem Gesundheitsportal der deutschen Apotheken aus.
Über das Gesundheitsportal der deutschen Apotheken finden Sie die Notdienstapotheken in Ihrer Nähe auch online. Für Hessen gibt es die Suche auch über die Landesapothekerkammer.
In beiden Fällen funktioniert die Suche über die Postleitzahl und die nächstgelegenen Apotheken werden auf einer Karte angezeigt.
Zahl der Apotheken geht zurück
Mit den bundesweiten Protesten wollen die Apotheker auf die schwindende Zahl an Apotheken aufmerksam machen. Laut HAV schrumpfte die Zahl der Apotheken in Hessen im vergangenen Jahr von 1.412 auf 1.389. Im ersten Quartal dieses Jahrs schlossen 23 Geschäfte.
Vor allem Bürokratie belastet
Als Gründe für den Rückgang nannte der Apothekerverband überbordende Bürokratie, jahrzehntelange Unterfinanzierung und mangelnde Wertschätzung seitens der Bundesregierung.
Kundgebungen und Aktionen
In Wiesbaden soll eine Kundgebung stattfinden. In Viernheim gibt es zwei Informationsstände, auf dem Apostelplatz und im Rhein-Neckar-Zentrum.
Forderung nach höheren Gebühren
Die Apotheker verlangen von der Politik eine Erhöhung der Gebühren um knapp 50 Prozent. "Heute werden wir mit 8,35 Euro je Medikament honoriert, seit 20 Jahren ohne relevante Anpassung. Angesichts der Kostenentwicklung brauchen wir 12 Euro, sonst rechnet es sich nicht", sagte die Präsidentin des Branchenverbandes Abda, Gabriele Overwiening. Daran führe kein Weg vorbei.
Tariflöhne kaum gestiegen in der Vergangenheit
In den vergangenen 20 Jahren seien die Tariflöhne um 52 Prozent und die Einnahmen der gesetzlichen Krankenversicherung um 105 Prozent gestiegen.
Lieferengpässe bedeuten Mehraufwand
Außerdem geht es um Bürokratie: Für das Management von Lieferengpässen sind mindestens sechs Stunden pro Woche pro Apotheke nötig, heißt es von der Abda.
Bundesweit geht sie von etwa 20 Millionen verordneten, aber nicht verfügbaren Arzneimitteln pro Jahr aus. Sie fordern deshalb einen Engpass-Ausgleich als Honorar für den personellen Mehraufwand.
Weniger als 18.000 Apotheken bundesweit
"Die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln könnte gefährdet sein, wenn die Apothekenzahl weiter ungebremst sinkt", sagt Overwiening. Die Zahl der Apotheken fiel zuletzt unter die Marke von 18.000.
Ende März gab es bundesweit noch 17.939 Apotheken - das war der niedrigste Stand seit mehr als 40 Jahren. Erfasst werden Hauptapotheken und Filialen, von denen Apotheker bis zu drei betreiben können.
Lauterbach: kein Geld da
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat Forderungen der Apothekerverbände nach mehr Honorar zurückgewiesen. "Die gesetzlichen Krankenkassen klagen über Finanzprobleme, der Finanzminister kürzt die Mittel. Unter diesen Umständen ist für höhere Honorare der Apotheker im Moment kein Raum", sagte der SPD-Politiker der "Bild am Sonntag".
Kritik von den Grünen
Auch Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen hat die Apotheker kritisiert. "Wir brauchen Apotheken als Vertrauensorte, als Ansprechpartner für gesundheitliche Fragen vor Ort. Ich verstehe die Sorgen vieler Apotheker, aber Streik ist wirklich die falsche Medizin", sagte er am Dienstag im Deutschlandfunk.
Politik will mit Gesetzen helfen
Man stehe am Anfang eines parlamentarischen Verfahrens für ein wichtiges Gesetz, welches die Situation der Apothekerinnen und Apotheker und die Verfügbarkeit zurzeit nicht lieferbarer Medikamente deutlich verbessern solle. Man müsse darüber reden, wie die Arbeitssituation durch Bürokratieabbau und Digitalisierung verbessert werden könne, sagte Dahmen.
Es könnte weitere Proteste geben
Kunden von Apotheken müssen sich auch nach einem geplanten Protesttag am Mittwoch auf Einschränkungen einstellen. "Werden wir nicht gehört, werden wir erneut demonstrieren", sagte Gabriele Overwiening dem "Focus". Die Menschen würden merken, was es bedeute, dass die Apotheke vor Ort da sei - oder nicht.