Lauterbachs Plan um Medikamenten-Engpass entgegenzuwirken
Mehr Geld für Medikamente - Lauterbachs Plan gegen den Lieferengpass
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach plant als Reaktion auf Lieferengpässe bei Medikamenten deutliche Änderungen bei den Preisregeln für Kinderarzneimittel: auch im Hinblick auf die Zukunft. Ähnliche Pläne gibt es auch im Bezug auf kritische Medikamente für Erwachsene.
Damit solle kurzfristig gegengesteuert werden, um einen sehr viel größeren Markt als heute zu erschließen, hieß es aus Ministeriumskreisen am Montagabend. So solle für bestimmte Präparate künftig das bis zu 1,5-Fache des "Festbetrags" von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.
Wirtschaftliche Attraktivität erhöhen
Die "Süddeutsche Zeitung" (Dienstag) berichtete unter Berufung auf ein Eckpunktepapier des Ministeriums, eine solche bessere Vergütung solle nicht nur kurzfristig gelten, sondern Kindermedikamente auch dauerhaft wirtschaftlich attraktiver machen. Das solle dafür sorgen, dass keine Engpässe entstehen. Für bestimmte Krebsmedikamente und Antibiotika für Erwachsene seien ähnliche Maßnahmen geplant.
Lieferengpass nicht gleich Versorgungsengpass
Lauterbach hatte Eckpunkte für einen Gesetzentwurf angekündigt, um Probleme bei Arzneimittellieferungen zu bekämpfen. Engpässe gab es zuletzt bei Kindermedikamenten wie Fieber- und Hustensäften. Auch Mittel für Erwachsene sind betroffen, etwa Krebsmedikamente und Antibiotika. Das Ministerium weist darauf hin, dass nicht alle Lieferengpässe auch Versorgungsengpässe bedeuten. Es können also Alternativen beschafft oder hergestellt werden, was aber mehr Aufwand für Apotheken bringt.
Zweigleisige Beschaffung der Medikamente geplant
Um früh zu erkennen, bei welchen Mitteln sich Engpässe abzeichnen könnten, solle außerdem die Versorgungslage intensiver überwacht werden, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" weiter. Generell solle bei der Medikamentenbeschaffung nicht mehr nur der billigste Anbieter zum Zug kommen. Laut dem Eckpunktepapier solle es bei wichtigen Mitteln zwei Verträge geben: Neben dem günstigsten Anbieter aus dem nicht-europäischen Ausland solle immer auch der günstigste Hersteller aus der EU berücksichtigt werden.
Ärztevertreter in Sorge
Ärztevertreter befürchten eine Verschärfung der Engpässe in der Kindermedizin über Weihnachten und Silvester. "Im Moment beobachten wir, dass Infektionen mit dem RS-Virus zurückgehen, dafür kommen jetzt immer mehr Kinder mit Grippe und anderen Atemwegserkrankungen", sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Jörg Dötsch, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.