"Bote bringt das Geld" - Betrugsmasche in Facebook-Verkaufsgruppen
Mit einer kuriosen Geschichte über angebliche Geldboten versuchen Betrüger in Facebook-Verkaufsgruppen, ihren Opfern das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Wer Dinge im Internet verkaufen möchte, sollte immer eine gesunde Portion Misstrauen gegenüber Fremden und ihren Geschichten haben. FFH-Reporter Olaf Brinkmann wollte für 30 Euro einen gebrauchten Kinderhochstuhl verkaufen und hat ihn in mehreren Verkaufsgruppen bei Facebook eingestellt. Vier Interessenten und Interessentinnen meldeten sich daraufhin, ganze drei davon waren Betrüger!
"Bote bringt Geld mit"
Die Masche: Die Interessenten geben vor, den Artikel kaufen zu wollen. Ganz unauffällig schicken sie erstmal eine private Nachricht, in der sie fragen, ob der Artikel noch zu haben ist. Beim ersten antwortete unser Kollege mit einem "Ja, ist noch zu haben", bei den anderen beiden mit "Nein, ist reserviert." Diese Antworten haben die Betrüger aber gar nicht interessiert:
- "Ok, ich möchte eine FedEx-Express-Sendung: Ein spezialisierter Postbote des Dienstes kommt, um Ihnen Ihr Geld in bar zu überreichen, und Sie geben ihm das Paket und die Verpackung, keine Sorge, der Postbote kümmert sich darum. Danke für Ihr Verständnis."
- "Okay, ich nehme an, aber ich würde gerne morgen kommen, aber ich bin gerade mit der Arbeit beschäftigt. Ich schicke einen FEDEX-Postboten zu Ihnen nach Hause, um Ihnen Ihr Geld in bar zu geben und den Artikel abzuholen."
- "Okay, ich möchte es heute kaufen, aber aufgrund der Entfernung bezahle ich per Hermès EXPRESSE-Lieferung. Sobald Sie das Geld erhalten haben, schickt Hermès einen Postboten mit Bargeld in einem Umschlag zu Ihnen nach Hause. Dann geben Sie dem Postboten den Artikel und er schickt ihn zu mir nach Hause. Wenn das für Sie in Ordnung ist?"
So geht die Masche weiter
FFH-Reporter Olaf Brinkmann hat aufgrund seiner Recherche die Betrugsversuche erkannt und nicht weiter reagiert. Wie die Masche weitergeht, lässt sich aber im Internet nachlesen und das Vorgehen wurde unserem Kollegen auch vom Hessischen Landeskriminalamt und der Polizei Osthessen bestätigt: Lässt man sich auf den Vorschlag mit dem Geldboten ein, verlangen die Betrüger im nächsten Schritt Kontaktinformationen, vor allem eine Emailadresse. Über diese erhält man im Anschluss vom angeblichen Logistikunternehmen eine Email, in der man aufgefordert wird, "den Transport zu versichern". Dafür solle man einen Betrag, in der Regel einhundert Euro, überweisen. Weiter heißt es, das Geld erhalte man bei der Übergabe des Artikels vom Boten zurück, zusätzlich zur Kaufsumme. Nein. Bekommt man nicht. Das Geld ist weg.
Tipps des LKA Hessen
- Seien Sie bei Geschäften im Internet wachsam.
- Gehen Sie auf unseriöse Anfragen nicht ein und kommen Sie den ungewöhnlichen Forderungen nicht nach.
- Seien Sie dem potentiellen Käufer kritisch gegenüber und versuchen Sie die Seriosität der anderen Person durch viele Fragen zu dem Produkt, der Lieferung, der Abholung und der Zahlung besser einzuschätzen.
- Begutachten Sie das Profil des mutmaßlichen Käufers und achten Sie auf Bewertungen und Feedback von anderen Nutzern. Zu beachten ist, dass sich die Historie des Benutzerkontos fälschen lässt und somit kein verlässlicher Indikator für die Vertrauenswürdigkeit ist.
- Senden Sie keine persönlichen Daten, Passwörter oder Kopien Ihrer Ausweise, um Phishing-Angriffe und Datendiebstahl zu verhindern.
- Verwenden Sie stets sichere Zahlungsmethoden (am besten mit Käuferschutz) wie PayPal und vermeiden Sie Überweisungen an private Bankkonten, Zahlungen per Bargeld und Paysafecards.
- Sollten Sie Opfer eines Betruges geworden sein, erstatten Sie Strafanzeige bei Ihrer nächstgelegenen Polizeidienststelle oder im Internet auf der Seite der Online Wache Hessen https://www.polizei.hessen.de/service/onlinewache/
- Sollte Geld für den Kauf überwiesen worden sein, informieren Sie sich umgehend bei Ihrer Bank, ob Sie die Zahlung rückgängig machen können. Dies ist innerhalb eines bestimmten Zeitraums in der Regel noch möglich. Bei anderen Zahlungsarten (beispielsweise Bargeldtransfer) kontaktieren Sie sofort den Dienstleister und lassen ihn die Transaktion stoppen.