Offizielle Verabschiedung - Landrat Manfred Görig zieht Bilanz
Großer Tag im Wartenberg-Oval: Bei einer feierlichen Kreistagssitzung wird der bisherige Landrat des Vogelsbergkreises, Manfred Görig, offiziell aus seinem Amt verabschiedet. Neuer Landrat ist ab Montag der bisherige Erste Kreisbeigeordnete Dr. Jens Mischak. Dessen Amt übernimmt dann Patrick Krug, der bisher als Richter am Landgericht Fulda tätig war.
HIT RADIO FFH hat mit Landrat Manfred Görig über seine Zeit im Amt und seine Wünsche für den Landkreis in der Zukunft gesprochen.
Viele Krisen
Herr Görig, wenn Sie auf Ihre Amtszeit zurückblicken, was waren Ihre Highlights? Wo sehen Sie Ihre größten Erfolge?
"Ja, die Highlights, muss man sagen, es waren ja viele Krisen in der Zeit. Wenn ich zurückdenke, was uns alles in der Zeit geschehen ist: Ich beginne mal mit dem Flüchtlingsthema in 2015. Das hat sich ja fortgesetzt, dann die Jahre danach bis dato. Das ist etwas, was uns die ganze Zeit beschäftigt. Und zwischendurch war Corona. Auch das war zwei Jahre für uns ganz enorm entscheidend, was die Tätigkeit anging. Wir hatten auch noch die A49, wer sich erinnert, auch das war ein Thema für uns. Und beginnend mit dem Ukraine-Krieg auch das Thema Gas- und Strommangellage. Also eigentlich alles außerhalb des Regelgeschäftes war mit die Hauptaufgabe. Und Highlights kann man nicht sagen, es waren eher die Krisen, die man zu bewältigen hat, die so über einen hereingestürmt sind."
Zurückblickend: Wie gut ist es gelaufen?
"Also ich sag mal, für uns in unserem Bereich ist es gut gelaufen. Wir waren ein Stück vorbereitet, weil wir das Thema Katastrophenschutz schon relativ zeitnah zum Beginn meiner Amtszeit neu aufgestellt hatten. Und das hat uns dann geholfen in der Situation, als es dann plötzlich real wurde. Und da sind wir eigentlich ganz gut durchgekommen."
Pläne für die Zukunft
Was planen Sie jetzt für Ihre ganz persönliche, private Zukunft? Erstmal eine Woche lang die Füße hochlegen und erholen?
"Da würde ich gar nicht dazu kommen, die Füße hochzulegen, weil ich mir schon einen Arbeitsplan gemacht habe. Wie das so ist für zu Hause, wo man vieles, was man machen wollte, angefangen hat und nicht fertig bekam, weil eben die Zeit nicht dazu war. Da werde ich was tun, am Haus, im Haus, drumherum. Aber das ist überschaubar. Aber was ich mir vorgenommen habe, ist, dass ich viel mit meiner Frau unternehmen will, die auch immer so ein bisschen zu kurz gekommen ist, die letzten zwölf, eigentlich eher 16 Jahre. Ich war ja vorher noch vier Jahre im Landtag und das Amt ist ja immer so ein Stück vorgegangen. Wenn man Landrat ist, ist man das 24-7 und man kann das auch schlecht abschalten. Das ist so. Aber ich selbst bin so ein bisschen naturverbunden. Ich will ein bisschen in die Natur gehen. Fotografie wird etwas dazu kommen und die Jagd, die ich ja noch ausübe, schon seit 20 Jahren, die werde ich dann vielleicht ein bisschen deutlicher ausüben können."
Tipps für den Nachfolger?
Welche drei wichtigsten Tipps geben Sie Ihrem Nachfolger?
"Ja, mit den Tipps für die Nachfolger ist immer so eine Geschichte, ob man viele Tipps geben soll, weil die Erfahrung muss jeder selbst machen. Am Ende aber, was mir geholfen hat, war eigentlich in der Zeit, dass man klare und eindeutige Entscheidungen treffen muss und dass das, was man versprochen hat, den Bürgerinnen und Bürgern oder einer Gemeinde oder einem Sportverein oder einem Bürger oder Bürgerin persönlich, das muss man auch wirklich einhalten. Das ist ganz wichtig, weil das Thema Verlässlichkeit ist für die Bürger, glaube ich, mit das A und O. Und am Ende muss man sich vielleicht, das ist der dritte Punkt, ein Stück mehr Zeit nehmen, wenn eine schwierige Entscheidung ansteht. Das sollte man nicht gleich, man neigt ja als Politik dazu, zu sagen, oh, ich habe ein Problem, das muss ich sofort lösen. Und manchmal ist es besser, man denkt noch eine Nacht oder einen Tag darüber nach und sagt, welche Möglichkeiten gibt es denn noch, was zeichnet sich noch ab."
Herausforderungen der Zukunft
Was werden denn die größten Herausforderungen für Ihre Nachfolger sein?
"Gut, die Herausforderung für den Vogelsbergkreis ist ja immer so, wir sind ein Landkreis mit der Schwierigkeit, dass auch die auch die Finanzausstattung immer schon knapp war. Das ist jetzt die letzten paar Jahre ganz gut gegangen, jetzt sind wir wieder in der Phase, die wird schwierig. Und da bleibt am Ende die größte Herausforderung die technische und soziale Infrastruktur im Landkreis zu halten. Also zum Beispiel das Thema Schulen ist ein ganz wichtiges Thema, da haben wir die letzten Jahre ungefähr 90 Millionen investiert. Das ist richtig viel gewesen. Es gab auch viel Mittel vom Bund und das Thema Kreisstraßen, da sind wir auch mit 15 Millionen dabei gewesen. Also am Ende ist das der eine Teil, das andere ist das Thema gesundheitliche Versorgung. Das ist auch ein ganz wichtiges, beginnt mit einem Krankenhaus und hört auf am Ende mit den Pflegeheimen oder der Hausarztversorgung, Notarztversorgung. All das ist, glaube ich, die Herausforderung, die ich schon hatte und die wird am Ende auch nicht anders sein."
Wünsche für die Zukunft
Was wünschen Sie dem Landkreis?
"Also eigentlich wünsche ich mir, dass der Landkreis sich so weiter gut entwickelt, wie er sich die letzten Jahre entwickelt hat. Die wirtschaftliche Entwicklung war gut. Wir hatten auch wenig Arbeitslosigkeit. Die war am Anfang meiner Zeit so zwischen 6 und 7 Prozent. Zeitweise waren wir dann bei etwa 3 und jetzt bei knapp über 4 Prozent. Und dass diese Entwicklung weitergeht und dass der Zuzug, den wir in die Region haben, das hat jetzt mit der verbesserten Breitbandanbindung zu tun,das hat damit zu tun, dass die Menschen gemerkt haben nach Corona, in der Stadt habe ich nicht so viele Möglichkeiten, auf dem Land ist es besser und ich habe die intakte Natur. Und dass das weitergeht und dass trotz der guten Entwicklung die lebenswerte Natur erhalten bleibt. Das ist glaube ich das, was ich dem Landkreis wünsche."