Wegen Baumaßnahmen der Bahn - Tierheim Gelnhausen bangt um Zukunft
Wegen einer Baumaßnahme der Deutschen Bahn bangt das Tierheim Gelnhausen um seine Zukunft. Es geht um eine Baustraße, die direkt am Tierheim vorbeiführen soll - und somit die Nutzung einer angrenzenden Wiesenfläche nicht mehr möglich macht.
"Wenn das so kommt, müssen wir die Haltung von Großtieren wie Pferden, Eseln und Schafen aufgeben", sagt Corina Wink, Leiterin des Tierheims Gelnhausen, am FFH-Mikro. Sie sieht die ganze Zukunft des Tierheims in Gefahr. Denn auch die Haltung von Hunden werde massiv beeinträchtigt sein. Auf der Fläche würden auch Tiere untergebracht, die zum Beispiel auf behördliche Anordnung ins Tierheim kommen. "Damit werden auch die Fundtierverträge extrem gefährdet - und auch die Aufnahme von behördlich fortgenommen, problematischen, schwierigen Hunden und Fundhunden per se", so Wink.
Deutsche Bahn errichtet Flutmulde als Ausgleichsmaßnahme für Bahnausbau
Doch um was geht es überhaupt? Als Ausgleichsmaßnahme für den viergleisigen Bahnausbau der Strecke Hanau - Fulda wird die Bahn eine Flutmulde errichten. Über eine Errichtung solch einer Flutmulde wird in Gelnhausen schon seit 2008 beraten, da die Stadt immer wieder mit Überschwemmungen und Hochwasser zu kämpfen hat. Für den Bau dieser Flutmulde muss die Bahn eine Baustraße errichten, damit sie über 30.000 Kubikmeter Erde, die anfallen, über die Straße bewegen kann. Dazu kommt noch ein Obenbodenlager und eine Baustelleneinrichtungsstelle. Die Baustraße quert die Fläche, die das Tierheim Gelnhausen seit rund 40 Jahren benutzt. Sie führt direkt am Tierheim vorbei. Die Baumaßnahme wird laut Bahn etwa sechs Jahre lang dauern.
Baustraße soll hinterher als Radweg genutzt werden
Außerdem soll die Baustraße hinterher sinnvoll genutzt werden - als Radweg. "Bei dieser Gelegenheit, die die Baumaßnahme der Bahn für uns eröffnet, geht es ganz einfach darum, dass diese Baustraße, die sowieso gebaut wird, für uns eine Nachhaltigkeit hat", so Gelnhausens Bürgermeister Christian Litzinger am FFH-Mikro.
Wink: "Baumaßnahme ist für unser Tierheim eine Katastrophe"
"Wir wären dann von allen Seiten eingekesselt. Wir könnten keine Großtiere mehr halten. Wenn der Radweg kommt und es deswegen laut ist, werden unsere Hunde gestresst, es kann zu Beißattacken kommen. Unsere Gassigeher hätten kein angrenzendes Gebiet mehr, in dem sie mit den Hunden laufen können - denn am Tierheim führen Gleise vorbei, über die sie nicht gehen dürfen. Die Route hinter dem Tierheim an den Wiesen entlang war bislang die einzige Option. Es wäre für das Tierheim eine Katastrophe", so Corina Wink im Interview mit HIT RADIO FFH.
Wink wurde laut eigener Aussage nicht informiert
Was Wink außerdem kritisiert: Sie sei über die Maßnahme überhaupt nicht informiert worden. "Durch Zufall haben wir von einem Bauhofmitarbeiter der Stadt erfahren, dass die Baustraße direkt über die Nutzfläche des Tierheims laufen soll. Wir haben bei den Vermessungsarbeiten immer wieder Fragen gestellt, wo das entlanglaufen soll - und haben als Antwort bekommen, das Tierheim sei davon nicht direkt betroffen", so Wink.
Litzinger: "Alle Planfeststellungsverfahren waren öffentlich"
Bürgermeister Christian Litzinger kontert, dass alle Planfeststellungsverfahren öffentlich gewesen seien. Auch die Ausbaumaßnahmen der Bahn seien immer durch verschiedene öffentliche Veranstaltungen begleitet worden. "Ich kann natürlich den Ärger bei der Frau Wink verstehen, dass sie jetzt nicht unmittelbar informiert wurde, aber das ist im Endeffekt die normale Vorgehensweise bei Bauprojekten, dass auch die Planfeststellungsverfahren alle veröffentlicht sind. Es war auch an allen Stellen, wo wir jegliche Baumaßnahmen veröffentlichen, einsehbar", so Litzinger.
Radweg soll durch Zaun vom Tierheim abgetrennt werden
Bürgermeister Litzinger räumt ein, dass die Baumaßnahme Auswirkungen auf das Tierheim hat. Aber der Weg verlaufe in einem gewissen Abstand zum Tierheim. "Wir haben auch schon in guten Gesprächen mit dem Tierheim und der Deutschen Bahn verschiedene Kompromisse erarbeitet. Und da war auch die Frau Wink vom Tierheim natürlich involviert, wir sind ja an einer gemeinsamen Lösung interessiert. Wir konnten auch schon bewirken, dass die Baueinrichtungsfläche, die direkt am Tierheim geplant war, jetzt an anderer Stelle dann eingeplant würde. Und wir konnten uns auch darauf verständigen, dass sofort, wenn dieser Weg hergerichtet würde, ein fester Zaun installiert würde mit Bäumen, Büschen, um eine ordentliche Distanz- bzw. Schutzfunktion fürs Tierheim zu erreichen."
Wink: "Die Nutzung von Ausweichflächen ist viel zu teuer für uns"
Für Corina Wink löst ein solcher Zaun das Problem aber nicht. Die Nutzfläche sei ja trotzdem vom Tierheim abgeschnitten und der Geräuschpegel trotzdem da. Auch von Ausweichflächen hält Wink nichts, da es viel zu teuer sei, dort dann die benötigte Infrastruktur aufzubauen.
Stadt sagt Unterstützung bei Umbauvarianten zu
Litzinger betont, dass das Tierheim einen wichtigen Auftrag in Gelnhausen erfülle und die Stadt auch bereit sei, über Umbauvarianten auf der Fläche des Tierheims, zum Beispiel bei den Hundezwingern, zu beraten. Die Wiese, die das Tierheim bislang genutzt habe, sei sowieso nicht ganzjährig nutzbar gewesen, weil es immer wieder Hochwasser gebe. Er könne die Sorgen das Tierheims nachvollziehen - die Stadt wolle deshalb auch in jedem Fall Hilfe anbieten.
Litzinger: "Diese Baustraße wird in jedem Fall kommen"
Corina Wink fordert, dass die ganze Baumaßnahme - und somit auch der Radweg- um das Tierheim herum verlaufen. Bürgermeister Litzinger macht da aber keine Hoffnung: "Was auf jeden Fall feststeht, ist, dass diese Baustraße gebaut wird. Und da ist die Aussage der Deutschen Bahn auch ganz klar. Wir hatten ja eine Versammlung genau zu dieser Thematik im letzten Bauausschuss der Stadt. Da waren auch die Bahnvertreter da und auch die Frau Wink vom Tierheim. Und die Aussage war ganz eindeutig: Die Baumaßnahme wird durchgeführt. Eine weitere Änderung des Planfeststellungsverfahrens wird es nicht geben. Und gleichzeitig würde das bedeuten, dass diese Baustraße auch für die Dauer der Baustelle dort sein wird."
Tierheim hat Petition gestartet
Das Tierheim Gelnhausen hat nun eine Online-Petition gestartet und sammelt Unterschriften, um vielleicht doch noch etwas bewegen zu können.
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