Silicon Valley in Europa - Digitalministerin sieht Hessen weit vorne
Die hessische Landesregierung sieht sich im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik auf dem richtigen Weg und hat sich ambitionierte Ziele gesetzt. Digitalministerin Sinemus präsentiert am Montag eine Studie zur Lage der Branche. Besonders Frankfurt nehme dabei eine besondere Rolle ein.
"Diese Branche bildet das Rückgrat der Digitalisierung der Wirtschaft, nicht nur in Hessen", sagte die Digitalministerin Kristina Sinemus (CDU) am Montag in Frankfurt. Die Zukunft ist digital." Eine verantwortungsvolle und nachhaltige Digitalisierung sei der Schlüssel zum Umgang mit immer schnelleren Veränderungen.
Silicon Valley in Europa
"Unser Ziel ist es, Hessen zum Silicon Valley Europas weiterzuentwickeln", erklärte Sinemus bewusst. Das Silicon Valley in Kalifornien gilt als globales Zentrum für digitale Technologie und Innovation. Die Opposition im Landtag warnte derweil vor einer Überregulierung, etwa bei den Rechenzentren. "Tatsächlich droht der Exodus der Rechenzentren nach Skandinavien, weil sie dort bessere Bedingungen vorfinden", betonte der digitalpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Oliver Stirböck.
Mehr Mitarbeiter, größerer Umsatz
Wie das Ministerium auf Basis statistischer Daten mitteilte, war die Zahl der Mitarbeitenden in der hessischen Branche für Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) zuletzt deutlich gestiegen - und zwar von 93 000 im Jahr 2015 auf 120 000 im Jahr 2021. Zugleich sei der Gesamtumsatz der Branche zwischen 2015 und 2020 hessenweit um 50 Prozent auf knapp 34 Milliarden Euro angewachsen. Nach einer krisenbedingten Stagnation 2020 hätten die Zahlen dann wieder erneut zugelegt: "2022 wurde voraussichtlich ein Umsatz von 39 Milliarden Euro generiert", hieß es.
Frankfurt als digitales Zentrum
Den Angaben zufolge befindet sich in Hessen ein Drittel aller deutschen Rechenzentrumskapazitäten. Besonders Frankfurt nimmt hierbei eine führende Rolle ein: So ist hier mit dem DE-CIX einer der größten Internetknoten der Welt ansässig. Dort werden die Daten zwischen den Netzen einzelner Diensteanbieter ausgetauscht, mehr als 1000 sind angeschlossen. Darunter Großkunden wie Amazon, Apple und Google - aber beispielsweise auch die Universität Mainz. Dieser Internetknoten hatte 2022 den Angaben zufolge einen neuen Rekord beim Datendurchsatz aufgestellt und zum ersten Mal die Grenze von 14 Terabit pro Sekunde überschritten. Das entspreche über drei Millionen gleichzeitig gestreamter Live-Videos in HD-Qualität, hieß es.
Opposition kritisiert Schlussfolgerungen der Ministerin
Kritik kam unterdessen von der Opposition im Landtag. Es stelle sich die Frage, warum die Ministerin vier Jahre benötigt, um Zahlen der statistischen Ämter auszuwerten und zu präsentieren, sagte der digitalpolitische Sprecher der SPD-Fraktion Bijan Kaffenberger. "Es scheint fast so, als hätte die Ministerin die Branche erst jetzt entdeckt und möchte sich nun zum Ende der Legislaturperiode mit fremden Federn schmücken." Denn zur Ansiedelung der Rechenzentren im Rhein-Main-Gebiet habe die Landesregierung nichts beigetragen.