Trucker-Streik auf A5-Raststätte: "Gräfenhausen wie ein Bankautomat"
Fahrer-Streik auf A5-Raststätte - "Gräfenhausen wie ein Bankautomat"
Der Streik osteuropäischer Lastwagenfahrer auf der südhessischen A5-Raststätte geht weiter. Gräfenhausen sei mittlerweile wie ein "Bankautomat", sagte Edwin Atema von der europäischen Transportarbeitergewerkschaft zu HIT RADIO FFH.
"Es geht nicht schnell voran, aber es geht in eine gute Richtung", so Atema zu den Gesprächen mit der polnischen Spedition, bei der die aus Georgien stammenden Fahrer beschäftigt sind. Die Fahrer führten individuelle Verhandlungen über ausstehende Lohnzahlungen und intransparente Abzüge.
Lösung wohl nicht vor Wochenende
In mehreren Fällen sei bereits eine Einigung erzielt worden, so Atema. "Sie haben aber gesagt, alle bleiben in Gräfenhausen, bis auch der letzte Fall gelöst ist." Er rechne damit, dass der Ausstand noch übers Wochenende andauern könnte. Aktuell befänden sich circa 25 Laster an der Raststätte. Es sei ein ständiges Kommen und Gehen. Fahrer würden an die Rastanlage kommen, ihr Geld bekommen, noch eine Tour fahren und dann kündigen.
DGB: „Mafiöses Verhalten“
„Mafiöses Verhalten“ und „massive Gesetzesverstöße“ – das hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund DGB zwischenzeitlich dem polnischen Speditions-Unternehmer vorgeworfen. Hessens DGB-Chef Michael Rudolph sagte, es sei ein Skandal, dass die betroffenen Firmen des Unternehmers immer noch im Gütertransport tätig sein dürften.
Schärfere Kontrollen im Logistik-Verkehr gefordert
Er fordert deshalb wirksame und schärfere Kontrollen im Lkw-Logistik-Verkehr und Konsequenzen bei Verstößen. Gleichzeitig appelliert er an die Auftraggeberinnen und Auftraggeber. Sie müssten bei der Vergabe von Aufträgen mit Sorge tragen, dass die Dienstleister ihre Beschäftigten nicht zu Dumpinglöhnen arbeiten lassen.
Ansprüche teilweise durchgesetzt
Bereits am Dienstagabend hatten die ersten vier Lastwagen in Gräfenhausen Halt gemacht, weitere waren am Mittwoch dazugekommen. Mehrere Fahrer hätten bereits ihre Ansprüche durchgesetzt und einem Firmenvertreter Fahrzeugschlüssel und -Papiere übergeben, so Weirich. "Mein Eindruck ist, die wollen ihr ausstehendes Geld und dann nicht mehr für die Firma arbeiten." Neben ausstehenden Löhnen gehe es bei dem Konflikt um zurückgehaltene Gelder und intransparente Abzüge, mit denen die Fahrer nicht einverstanden waren.
Schon zum zweiten Mal im Brennpunkt
Die Raststätte an der A5 ist damit bereits zum zweiten Mal seit März/April Schauplatz eines Arbeitskampfes: Im März waren osteuropäische Fernfahrer des polnischen Unternehmens an der Raststätte wegen fehlender Lohnzahlungen wochenlang in den Streik getreten. Damals hatten etwa 60 Fahrer des gleichen Unternehmens in einem knapp sechswöchigen Streik ihre Forderungen durchgesetzt. Der Streik hatte auch die Arbeitsbedingungen osteuropäischer Fernfahrer in den Blickpunkt gerückt.
Speditionsunternehmer schickte Schlägertrupp
Der Inhaber des Unternehmens schickte daraufhin einen Schlägertrupp samt Panzerwagen nach Deutschland, um die Fahrer einzuschüchtern. Unter anderem deshalb läuft nun auch ein Verfahren gegen ihn.
Fahrer fühlen sich in Gräfenhausen sicher
Ganz viele Lkw-Fahrer aus Georgien, aus Usbekistan kennen inzwischen Gräfenhausen: Hier fühlen sie sich geschützt und sicher. Das wird im Gespräch mit ihnen und Gewerkschaftsleuten deutlich. Die Fahrer sagen: Sie hätten große Angst vor Repressalien ihrer eigenen Firma. Und hier bei uns kämpften die Gewerkschaften für sie, die Polizei schaue regelmäßig nach dem Rechten, viele Medien würden berichten und Bürger mit kämen mit Essen vorbei. Es könne deshalb sein, dass die zweite Streikaktion gerade nicht die letzte ist.