Schwarzes Gold aus Hessen - 2. Erdöl-Vorkommen in Riedstadt entdeckt
In Riedstadt im Kreis Groß-Gerau sprudelt immer mehr Erdöl aus der Tiefe: Die Firma Rhein Petroleum ist dort auf das zweite Erdöl-Vorkommen in ganz Hessen gestoßen (wir haben berichtet). Jetzt hat sich unter Reporter erneut auf dem Bohrfeld der Firma Rhein Petroleum umgesehen.
Ende Juni hatte die Firma eine Untersuchung gestartet, ob sich im Nachbarfeld des aktuellen Förderfelds (die sogenannte "Schwarzbach 1"-Bohrung) noch ein weiteres Erdöl-Vorkommen befindet. Dazu grub sich der Bohrer rund 1,7 Kilometer tief in die Erde.
Menge und Qualität über Erwartungen
Das Ergebnis: Rhein Petroleum ist in Riedstadt erneut auf Erdöl gestoßen: Dies teilte die Heidelberger Firma zum Abschluss der Erkundungsbohrung „Schwarzbach 2“ mit. „Wir sind sicher und planmäßig in der vorgesehenen Zieltiefe angekommen. Vieles deutet auf ein interessantes Vorkommen hin, das sowohl bei der Menge als auch bei der Qualität über unseren Erwartungen liegt“, erklärt Rhein Petroleum-Geschäftsführer Peter Appel. Möglicherweise sei mit einer Fördermenge von 100.000 Litern pro Tag zu rechnen. Bisher wurden im Förderfeld "Schwarzbach 1" 100.000 Liter pro Woche gefördert.
Gut geeignet etwa für Arzneimittel
Konkret heißt dies, dass die erdölführenden Schichten mächtiger sind als vor der Bohrung angenommen. „Ölhaltige Reservoirs in den Sandsteinen wurden in einer geringeren Tiefe angetroffen, als prognostiziert“, erklärt Appel. Nach ersten Laboruntersuchungen habe sich auch die sehr hohe Qualität des hessischen Erdöls bestätigt. Es ist leicht, schwefelarm und reich an wertvollen Inhaltsstoffen. Daher eignet es sich besonders für die industrielle Weiterverarbeitung und die Herstellung unzähliger Produkte, darunter Arzneimittel, hochwertige Kunststoffe, moderne Materialien der Energiewende oder auch der Elektromobilität.
Seit 2018 bereits Bohrung in der Nachbar-Anlage
Für eine wirtschaftliche Förderung des heimischen Erdöls aus der Bohrung „Schwarzbach 2“ kann die bestehende Produktionsanlage von Rhein Petroleum in unmittelbarer Nachbarschaft genutzt werden. Seit 2018 fördert Rhein Petroleum aus der Bohrung „Schwarzbach 1“ dauerhaft Erdöl und bereitet es in der Anlage auf. Von dort wird der Rohstoff aus dem Hessischen Ried mit Lkws in die nahe gelegene Raffinerie nach Karlsruhe transportiert. Appel: „Es ist ein großer Vorteil, dass wir die bestehende Produktionsanlage und Infrastruktur nutzen können. Dies erlaubt uns, die nächsten Schritte effizient zu gehen und einen weiteren kleinen Beitrag zur Förderung heimischer Rohstoffe zu leisten.“
Kurze Strecke in Raffinerie
Für den Rhein Petroleum-Geschäftsführer sind die exzellente Qualität des heimischen Erdöls sowie die gegenüber impotiertem Öl bessere CO2-Bilanz zwei wesentliche Aspekte, warum es sinnvoll ist, in Deutschland Erdöl zu suchen und wenn möglich zu fördern: „Vor Ort gefördertes Erdöl muss nicht erst tausende von Kilometer nach Deutschland zurücklegen. Die Strecke zur Raffinerie nach Karlsruhe ist dagegen sehr kurz.“ Aktuell werden rund zwei Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdöls in Deutschland gefördert.
In Hessen nur im Oberrheingraben
In Südhessen sei schon 1952 mit der kommerziellen Förderung begonnen worden, diese sei später aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt worden. Rund 100.000 Liter würden aktuell wöchentlich in die Raffinerie transportiert. "In Hessen sind bislang nur im Oberrheingraben geologische Verhältnisse bekannt, die eine wirtschaftliche Gewinnung von Erdöl- oder Erdgasvorkommen mit konventionellen Fördermethoden gestatten", heißt es beim Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HNLUG) auf der Homepage. Dem Landesamt und dem zuständigen Regierungspräsidium Darmstadt zufolge wird landesweit nur im Ried Erdöl gefördert.