Afrikanische Schweinepest in Hessen: Das müsst ihr jetzt beachten
Das müsst ihr jetzt beachten - Afrikanische Schweinepest in Hessen
In Hessen ist die Afrikanische Schweinepest bei einem Wildschwein nachgewiesen worden - es handelt sich um den ersten Fall in dem Bundesland. Das müssen Verbraucherinnen und Verbraucher jetzt beachten.
Das sterbende Tier sei südlich von Rüsselsheim am Main im Landkreis Groß-Gerau nahe einer Landstraße gefunden worden, teilte das Regierungspräsidium Darmstadt mit. Ein positiver Test auf die Afrikanische Schweinepest (ASP) wurde demnach vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, bestätigt. Das Virus sei in Deutschland noch nie vorgekommen, so der Groß-Gerauer Landrat Thomas Will.
Bislang nur ein Fund in Südhessen
Eine Sprecherin des Kreises Groß-Gerau teilte HIT RADIO FFH mit, dass es bislang keinen weiteren Fund gebe. Die Kadaver der Wildschweine sind die Hauptübertragungsquelle der Krankheit. Deshalb wurde eine Kadaversammelstelle samt Desinfektionsschleuse in der Nähe des Veterinäramts am Groß-Gerauer Landratsamt eingerichtet.
Drei Wildschweine befinden sich schon in der Sammelstelle und wurden bereits negativ auf ASP getestet. Es gibt noch keine Impfung gegen das Virus.
Wildschweine werden gründlich untersucht
Sobald ein weiteres Tier in die Kadaversammelstelle eingeliefert wird, werden Untersuchungen durchgeführt. Ist die erste Untersuchung positiv, das heißt das Wildschwein ist infiziert, wird eine Nachuntersuchung stattfinden. Ist der erste Test jedoch negativ, wird auch kein zweiter Durchgeführt.
Tierseuche soll eingedämmt werden
Der Kreis Groß-Gerau, das Regierungspräsidium Darmstadt und das hessische Landwirtschaftsministerium arbeiteten laut einer gemeinsamen Mitteilung eng zusammen. Ziel sei es, die Tierseuche auf ein möglichst kleines Gebiet einzudämmen und zu verhindern, dass sie sich ausbreite oder auf Hausschwein-Bestände übertrete.
Restriktionszone rund um Rüsselsheim eingerichtet
Um den Fundort bei Rüsselsheim sollte der Mitteilung zufolge in einem Radius von rund 15 Kilometern eine sogenannte Restriktionszone eingerichtet werden. Hiervon betroffen sind auch die Frankfurter Stadtteile Sindlingen, Zeilsheim, Teile von Höchst, Unterliederbach und Schwanheim. Verfügungen sollen den Umgang mit Schweinen und deren Haltung regeln sowie den Umgang mit tierischen Produkten und das Ausbringen von Gülle.
Jagdverbot im betroffenen Gebiet
Die Tiere sollen so wenig wie möglich aufgescheucht werden, sdoass die Verbreitung der Krankheit weitesgehend eingedämmt wird. Ein generelles Jagdverbot in der Zone soll dazu führen, Wildschweine nicht aufzuschrecken. Die Drückjagd ist in dem Ausbruchsgebiet völlig verboten. Wie lange das Verbot gelten soll, ist noch unklar.
Maschinelle Ernte vorübergehend verboten
Die Wildschweine sitzen in den Getreidefeldern und werden so leicht übersehen. Auch durch maschinelle Ernte können die Tiere aufgescheucht werden. Daher wird es Auflagen geben, welche die Ernte einschränken werden. Das Ernten per Hand ist weiterhin erlaubt. Es soll ein Antragsformular für die Landwirte geben, mit dem sie die maschinelle Ernte anfragen können. Thomas Will möchte so wenig Ernteverbote wie möglich einsetzen. Er spricht von einer Entschädigung, wenn das Ernteverbot weiter anhält.
Hunde suchen nach toten Wildschweinen
Die Suche nach Wildschwein-Kadavern soll mit Drohnen, Wärmebildkameras und Spürrhunden stattfinden. Es sollen Teams mit Hunden in betroffene Gebiete geschickt werden und dort sternförmig um den Ausbruchsort suchen. Die Drohnen und Hunde sollen eine schnellere Suche garantieren.
Amtstierärztin erwartet ein Jahr mit Ausnahmezustand
Die Amtstierärztin, Katrin Stein sagt auf der Pressekonferenz alle Kapazitäten werden derzeit für die Schweinepest beansprucht. Im Vorhinein habe es bereits Übungen für eine solche Ausnahmesituation gegeben. Katrin Stein stellt sich auf ein Jahr mit Ausnahmezustand ein. Sie erklärt, das Virus sei im Blut der Wildschweine und die Tiere stecken sich sobald sie bluten gegenseitig mit ASP an.
Hohe Anforderungen der EU
Die EU beobachte den Landkreis jetzt kritisch, so der Landrat Thomas Will. Die Anforderungen für Sicherheitsmaßnamen der EU seien dementsprechnd hoch.
Zwei neue Kadaver-Stationen im Umkreis
In Hassloch und Biebesheim sollen in den kommenden Wochen zwei weitere Kadaver-Sammelstellen errichtet werden. Sobald ein totes Wildschwein gesehen wird, dieses bitte umgehend der Kadaver-Sammelstelle melden.
Fragen und Antworten
Ist die Schweinepest für Menschen gefährlich?
Für Menschen und andere Tierarten ist die Viruserkrankung den Angaben zufolge ungefährlich - bei Haus- und Wildschweinen ist sie dagegen unheilbar und verläuft fast immer tödlich. Eine Impfung gibt es nicht. Auch der Verzehr von möglicherweise kontaminiertem Fleisch stelle keine Gefahr für die Gesundheit von Menschen dar, so das Regierungspräsidium Darmstadt.
Wie kann die Schweinepest übertragen werden?
Die Erkrankung kann direkt von Tier zu Tier oder indirekt über kontaminierte Gegenstände wie Kleidung, Fahrzeuge, Jagdausrüstung, landwirtschaftliche Geräte und Schuhe sowie Futter durch den Menschen übertragen werden. Eine Übertragung auf den Menschen ist nicht möglich, sagt das Regierungspräsidium Darmstadt.
Was gilt beim Gassigehen?
Hunde sind an der Leine zu führen, das regeln Allgemeinverfügungen der jeweiligen Kreise, die jetzt in Kraft treten. Das teilte ein Sprecher des hessischen Landwirtschaftsministeriums HIT RADIO FFH mit.
Welches Gebiet ist betroffen?
Betroffen von der Restriktionszone sind neben dem Landkreis Groß-Gerau der Main-Taunus-Kreis, Darmstadt-Dieburg, der Landkreis Offenbach sowie die Städte Frankfurt und Wiesbaden. Zudem liegen in Rheinland-Pfalz der Landkreis Mainz-Bingen und die Stadt Mainz in dem Radius von 15 Kilometern.
Leinen-Pflicht in Wiesbaden
Die Stadt Wiesbaden ordnete in einer sogenannten Allgemeinverfügung unter anderem eine Leinenpflicht für Hunde und ein Jagdverbot an. Mit Ausnahme des Weinbaus dürfen Landwirtinnen und Landwirte nur mit Genehmigung des Veterinäramtes ihre Ernte maschinell einfahren, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Auf den Wertstoffhöfen in den Wiesbadener Stadtteilen Nordenstadt und Dotzheim wurden Sammelstellen für tote Wildschweine eingerichtet. Sie sind deshalb den Angaben zufolge ab sofort für die Öffentlichkeit geschlossen.
Maßnahmen in Mainz
Auf der anderen Rheinseite hat der Fund des infizierten Wildschweins bei Rüsselsheim Konsequenzen für die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz und den Landkreis Mainz-Bingen. Auch dort wurden per Allgemeinverfügung unter anderem ein Jagdverbot verhängt und strenge Hygienevorschriften für Schweinehalter erlassen, wie die Kreisverwaltung mitteilte. So dürfen keine Schweine in das betroffene Gebiet gebracht oder aus dem betroffenen Gebiet herausgebracht werden.
Suche mit Wärmebildkameras
Es gibt im Landkreis und in Mainz den Angaben zufolge etwa 600 bis 700 Hausschweine. Die Amtstierärzte des Veterinäramtes sollen diese Bestände in den nächsten Tagen besuchen und testen. In der Restriktionszone liegen die Verbandsgemeinde Bodenheim, die Städte Oppenheim und Nierstein, die Gemeinden Mommenheim und Klein-Winternheim sowie das Mainzer Stadtgebiet. "Dieses Gebiet wird nun intensiv abgesucht, unter anderem mit Drohnen und Wärmebildkameras, um herauszufinden, ob es infizierte Wildschweine trotz des seit Wochen andauernden Hochwassers auf diese Rheinseite geschafft haben", erklärte die Kreisverwaltung.
Elektrozäune werden aufgebaut
Der Kreis Groß-Gerau hat laut dem hessischen Umweltministerium mit der Einrichtung von Elektrozäunen begonnen. Es geht um circa elf Kilometer Zaun von der A67 bis hinüber zum Rhein. Die Zäune im Süden, der Rhein im Westen, die A60 im Norden und die A67 im Osten würden eine sogenannte Kernzone bilden. In dieser werde nach Kadavern weiterer Wildschweine gesucht. Der Zaun soll in wenigen Tagen fertig gestellt werden. Neben diesem seien der Rhein und die Autobahnen ebenfalls natürliche Barrieren.
Virus vermutlich vom Menschen verbreitet worden
Der Sprecher des Deutschen Jagdverbandes, Torsten Reinwald, sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Virus sei vermutlich vom Menschen verbreitet worden, etwa durch Wurstabfälle. Reinwald rief dazu auf, verhaltensauffällige oder tote Wildschweine umgehend der Polizei zu melden. Zudem solle man sich von ihnen fernhalten, um das Virus nicht beispielsweise über die Schuhsohlen zu verbreiten.
2020 erster Fall bei Wildschwein in Deutschland aufgetaucht
2020 war in Brandenburg der erste ASP-Fall bei einem Wildschwein in Deutschland bestätigt worden. Die Hauptgebiete der Ausbreitung in Deutschland waren dem Jagdverbands-Sprecher zufolge neben Brandenburg bisher Sachsen. Außerdem gab es Fälle in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Baden-Württemberg.