Mehr Ukrainehilfe aus Darmstadt - Verein besucht ukrainische Partnerstadt
Lange Stromsperren, traumatisierte Bürger und ein zerschlagener Immobilienmarkt - Uzhhorod steht vor zahlreichen Herausforderungen. Eine Delegation des Darmstädter Vereins PDUM bringt nicht nur Hilfsgüter nach Uzhhorod, sondern auch Ideen für Projekte von ihrem Besuch in der Westukraine mit nach Hause.
„Die Hälfte des Tages dröhnt es in Uzhhorod, weil überall Stromgeneratoren laufen," diesen Eindruck beschreibt Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins Partnerschaft Deutschland-Ukraine/Moldova (PDUM), Jochen Partsch, von dem Besuch in der Ukraine.
Lange Stromsperren in der Ukraine
Eine Delegation ist vergangene Woche nach Uzhhorod gereist, um weitere Schritte für ihr Projekt „Ausbau zivilgesellschaftlicher Strukturen in Uzhhorod“ zu planen: Ein Projekt, das vom auswärtigen Amt der Bundesregierung gefördert wird. Durch die ständigen Raketenangriffe unter denen die Ukraine täglich leidet, ist die Stadt bis zu 12 Stunden von der Stromversorgung abgeschnitten. Laut Partsch braucht die Stadt dringend 15 Generatoren, ansonsten müssen Kindergärten und Schulen im Herbst schließen.
Traumaklinik als möglicher Anker
Was sie dort auch beobachtet haben: Verglichen mit Anfang 2023 hat sich die wirtschaftliche Lage und auch die psychische Belastung bei den Anwohnern noch einmal verschlechtert. „Die Stadt leidet unter den Gewalttaten. Traumatisierung und Depression sind jetzt viel deutlicher spürbar", sagt Partsch.
Rehabilitationszentrum benötigt
Bei dem Besuch der Kriegsversehrten fiel der Delegation auch auf, dass diese dringend ein Rehabilitationszentrum mit Betreuung benötigen. Es gebe viel zu viele junge Menschen "mit Metall an den Beinen", so Partsch. Er hat auch schon erste Ideen für den Aufbau von Traumakliniken in Zusammenarbeit mit der Darmstädter Hochschule. Die Motivation zur Unterstützung ist gerade besonders hoch: „Wir müssen helfen, weil die Ukraine auch mit allem, was sie dort tut, uns hilft. Und dafür zahlen sie einen hohen Preis“, so der Vorsitzende des Vereins.
Neuer VW-Crafter für Hilfstransporte
Um bei der Hilfe in Zukunft flexibler zu sein, wird der Verein nicht mehr mit einem gemieteten Transporter, sondern einem eigenen Kleintransporter nach Uzhhorod fahren. Weil sich die Einreise- und Zollbestimmungen der Ukraine in den letzten Wochen so verschärft haben, müssten große Transporter an der Grenze fast zwei Wochen bei der Ausreise warten, wie Transporterchef des Vereins, Peter Ehry, erklärt.
Netz aus deutschen und ukrainischen Fahrern
Der Verein möchte den nicht ganz 3,5 Tonner mit 140 PS ab jetzt auch häufiger, zwei bis drei Mal im Monat, beladen und damit in die Ukraine aufbrechen. Ehrenamtliche Fahrer sind dabei im Einsatz. Hier möchte Ehry jetzt ein Netz mit deutschen und ukrainischen Fahrern aufbauen, um auch andere Orte wie Odessa beliefern zu können. Kommende Woche geht es mit dem Kleinbus erstmals in die Zentralukraine, nach Lubny.
Größte Herausforderung: Unterbringung der Binnenflüchtlinge
Seit dem ersten russischen Angriff hat es in Uzhhorod einen starken Zustrom von Binnenflüchtlingen gegeben. Aktuell sind laut Partsch 27.000 registrierte Geflüchtete dort. Die Stadt selbst hat 115.000 Einwohner. Die Wohnungslage dort sei eklatant, der Immobilienmarkt zerstört und die Mieten sehr hoch. Förderung von sozialem Wohnungsbau sei so auch ein zukünftiges Ziel des Projekts, das die Delegation des Vereins vor Ort eruiert hat.