Schockbilder und Warnhinweise auf Weinflaschen?
Diskussion im EU-Parlament - Schockbilder und Warnhinweise auf Wein?
Das wäre ein Hammer für viele Winzer aus Hessen und Rheinhessen: Eine Gruppe von EU-Parlamentariern plant Schockbilder und Warnhinweise auf Weinflaschen und anderen alkoholischen Getränken.
Auf Zigarettenpackungen kennen wir die Warnhinweise und Schockbilder bereits - jetzt könnten sie auch für Wein kommen. Darüber wird im europäischen Parlament in Straßburg am Dienstag Vormittag heftig diskutiert
Wein, Bier und Schnaps betroffen
Grundlage ist ein Abschlussbericht des Sonderausschusses des Europäischen Parlaments zur Krebsbekämpfung. Der Ausschuss fordere darin eine bessere Information der Verbaucher durch bessere Kennzeichnung von alkoholischen Getränken, sagte uns ein Parlamentssprecher. Dazu gehören also etwa Wein, Bier oder auch Schnaps.
Ablehnung bei hessischen Winzern
Bei uns in Hessen stößt das Vorhaben auf Widerstand. Winzer Matthias Corvers aus Oestrich-Winkel hält den Vorschlag für keine gute Idee. Er sagte unserem Reporter: "Aus betriebswirtschaftlicher Sicht heißt das in vielen Fällen neue Etiketten. Viele Weingüter haben die Etiketten schon vorgedruckt. Das sind alles Sachen, die uns dann schon ganz schön drücken."
Schockbilder könnten den Geschmack verderben
Auch in den hessischen Weinregionen sehen die Menschen den Vorschlag kritisch. Das zeigt eine FFH-Umfrage in Wiesbaden. Da sagten die Befragten unserem Reporter unter anderem: "Wein lebt ja auch von der Verpackung. Wenn da jetzt so eine Fettleber drauf ist: Da vergeht es einem dann halt direkt."
Zwischen "Alkohol verbieten" bis "Wein als großes Kulturgut"
Eine andere Passantin meinte: "Mich würde es nicht abschrecken. Wenn ich Lust auf einen Weißwein habe, dann habe ich Lust drauf." Zudem sei Wein auch ein großes Kulturgut im Rheingau, an der Bergstraße und in Rheinhessen. Es gibt aber auch Zustimmung zu dem EU-Vorschlag. Ein Wiesbadener sagte uns: "Alkohol gehört genauso verboten wie alle anderen Drogen."
Europaabgeordnete Schneider spricht sich gegen Vorschlag aus
Die rheinhessisch-pfälzische Abgeordnete Christine Schneider hat sich gegen den Vorschlag ihrer europäischen Kollegen ausgesprochen. Im FFH-Gespräch sagte sie: "Ich glaube, dass es verheerende Folgen hat. Weinwerbung ist nicht Werbung für ein Kulturgut. Es ist auch Wirtschafts- und Tourismuswerbung. Hier steht ganz viel auf dem Spiel."
Verbündete in Südeuropa
Und deshalb kämpfte sie mit weiteren dafür, dass sich die Schockbilder nicht durchsetzen. An der Seite von Schneider stünden nach eigener Aussage noch Parlamentarier aus den südeuropäischen Weinregionen, wie Spanien, Portugal und Italien.
Folgekrankheiten durch Alkoholkonsum
Ob Warnhinweise auf alkoholischen Getränken dafür sorgen, dass die Menschen weniger Alkohol trinken, weiß Chefarzt Christoph Sarrazin vom St. Josefs-Hospital in Wiesbaden nicht. Der zunehmende Alkoholkonsum in Deutschland habe aber zu Folgekrankheiten geführt: "In Deutschland wird ungefähr zehn Liter purer Alkohol pro Person pro Jahr getrunken. Das ist eine sehr hohe Menge." Das Resultat seien Erkrankungen wie Dickdarmkrebs und Brustkrebs.
Gesetz noch nicht fertig
Es könne allerdings noch ein paar Jahre dauern, bis ein Gesetz, das Warnhinweise für Weinflaschen regelt, fertig sei, so die Europaabgeordnete Schneider zu HIT RADIO FFH. Der Bericht des Sonderausschusses zur Krebsbekämpfung ist rechtlich nicht bindend. Die Europäische Kommission ist das EU-Organ, das die Befugnis hat, neue Gesetzesinitiativen und/oder Gesetzesänderungen vorzuschlagen. Sie kann beschließen, auf die Empfehlungen des Parlaments hin tätig zu werden. Ein Abstimmungsergebnis wird für Mittwoch erwartet.