Prozessstart: Wollte Terrorgruppe Lauterbach entführen?
Prozessstart in Koblenz - Wollte Terrorgruppe Lauterbach entführen?
Sie wollten dem Vorwurf zufolge Bundesgesundheitsminister Lauterbach entführen, deutschlandweit die Stromversorgung lahmlegen und die Staatsordnung stürzen. Deshalb wird einer Gruppe von Reichsbürgern in Koblenz der Prozess gemacht.
Den vier Männern im Alter zwischen 44 und 56 Jahren und der 75-jährigen Frau wird demnach vorgeworfen, eine inländische terroristische Vereinigung gegründet zu haben oder darin Mitglied gewesen zu sein. Sie werden der Vorbereitung eines "hochverräterischen Unternehmens gegen den Bund" verdächtigt. Die Angeklagten wurden 2022 an verschiedenen Orten in Deutschland festgenommen.
War die 75-Jährige die Chefideologin der Gruppe?
Die frühere Gymnasiallehrerin soll wohl der Kopf der Gruppe gewesen sein. Sie wohnte bis zu ihrem Ruhestand in Wiesbaden und zog dann nach Sachsen. Demnach soll sie auf eine schnelle Umsetzung der Umsturz-Pläne gedrängt haben. Laut Anklage hatte die Gruppe die Idee, zunächst Anschläge auf das Stromnetz auszuüben. Dann sollte Gesundheitsminister Karl Lauterbach entführt werden. Das Töten seiner Personenschützer wollte die Gruppe dabei in Kauf nehmen, so der Vorwurf. Ihr Ziel war es demnach, bürgerkriegsähnliche Zustände auszulösen.
Durch verdeckte Ermittler aufgeflogen
Aus den mutmaßlichen Plänen der Gruppe wurde nichts - sie gerieten beim Waffenkauf an einen verdeckten Ermittler. Die vier Männer wurden im April 2022 an verschiedenen Orten in Deutschland festgenommen. Bei bundesweiten Durchsuchungen wurden Schusswaffen und Munition, Bargeld, Goldbarren, Silbermünzen und Devisen sichergestellt.
Gefährlich, aber auch absurd
Sprengstoff wollte die Gruppe sich laut Staatsanwaltschaft im ehemaligen Jugoslawien besorgen. Vieles klingt aber auch absurd: Ein Schauspieler sollte den Bundespräsidenten imitieren, der im Fernsehen verkündet, dass die Verfassung von 1871 gelte. Eine andere Idee war es, sich auf einem Schiff von der russischen Marine aufnehmen zu lassen, verknüpft mit der Hoffnung, so zu Putin zu gelangen. Er sollte die Gruppe unterstützen.
Lauterbach: "Vertrauen in unseren Rechtsstaat gestärkt"
"Verfahren und Vorgeschichte haben mein Vertrauen in unseren Rechtsstaat gestärkt. Dafür bin ich den Beamten, die an der Verhaftung beteiligt waren, und meinen Personenschützern, die auf mich aufpassen, sehr dankbar. Sie riskieren ihr Leben für uns", sagte Lauterbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die mutmaßlichen Täter hätten "ihre eigenen Möglichkeiten dramatisch überschätzt". "Es ist abwegig zu glauben, eine Regierung könnte stürzen, nur weil einer ihrer Minister erschossen würde. In meiner Arbeit lasse ich mich durch diese Vorfälle nicht irritieren. Es besorgt mich aber, dass sich solche Gruppen jederzeit bilden können und auch Zugang zu Waffen haben."