Viele Erntehelfer im Einsatz - Die Hauptlese des Rieslings beginnt
Kaum ist der Sommer vorbei, beginnen die ersten Winzer mit der Weinlese. Bisher zeigt sich 2023 aber eher als ein durchschnittliches Jahr für die deutschen Weinbauern.
Müller-Thurgau, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Weißburgunder, Grauburgunder: Sie alle zählen zu den frühen Rebsorten, deren Weinlese schon so gut wie abgeschlossen ist. Jetzt starten die Winzer im Rheingau mit der Haupternte des diesjährigen Riesling-Jahrgangs.
Zu viel Regen sorgt für Fäulnis
Durch den vielen Regen zur Blütezeit und im August sind die Trauben dieses Jahr sehr kompakt gewachsen. Viel Wasser bedeutet dicke Früchte. An sich ist das erst einmal kein Problem. Doch durch den weiteren Niederschlag im September sind die Trauben teilweise aufgeplatzt, quetschen sich gegenseitig ab oder bilden Fäulnis. Keine optimalen Bedingungen also an den Hängen in diesem Jahr.
Handarbeit ist weiterhin gefragt
Um den drohenden Schäden zu entgehen, müssen die Weinbauern jetzt handeln und die faulen Trauben von Hand entfernten. Dafür stehen in der Region eine Vielzahl an Erntehelfern bereit, die auf den rund 250 Weingütern in der Region jedes Jahr aushelfen. Von kleinen Familienbetrieben bis hin zu Großbetrieben mit über 50 Mitarbeitern ist alles dabei.
Auch Maschinen erleichtern die Arbeit
Eine große Hilfe bei der finalen Ernte sind dann aber natürlich auch die sogenannten „Traubenvollernter“. Die speziell zur Weinlese konstruierten Maschinen schaffen es innerhalb von 3-4 Stunden, einen ganzen Hektar Hang abzuernten. Zum Vergleich: Per Hand würde das normalerweise etwa 200 Stunden dauern.
Diesjähriger Jahrgang durchschnittlich
An den sensationellen Jahrgang von 2022 wird der Wein dieses Jahr Schätzungen zufolge nicht ganz herankommen. Trotzdem erwartet Dominik Russler, Geschäftsführer des Rheingauer Weinbauverbands, eine gute Ernte mit bekömmlichen Weinen und einem moderaten Alkoholgehalt.
Wärmere Temperaturen sorgen für Veränderung
Auch der Klimawandel hinterlässt mittlerweile seine Spuren im regionalen Weinbau. Vor allem Rebsorten wie Weißburgunder, Grauburgunder oder Sauvignon Blanc, die ursprünglich viel weiter im Süden angebaut wurden, finden nun immer Platz an den Hängen im Rheingau. Grund dafür sind die steigenden Temperaturen und die Trockenheit, die diese Rebsorten besser vertragen als andere.
Auch heimische Sorten profitieren
Aber nicht nur neuen Rebsorten verhelfen die warmen Temperaturen zu neuem Glanz. Auch der Riesling profitiert eher vom klimatischen Wechsel. Laut Dominik Russler herrschen aktuell beste Voraussetzungen um einen modernen, fruchtigen und bekömmlichen Wein zu erzeugen. Das Vorurteil der "sauren Weine" aus dem Rheingau sei schon lange Geschichte.
Die Entwicklung des Weinbaus im Fokus
Der Weinbau entwickelt sich aber auch anderweitig stetig weiter. Am Forschungszentrum in Geisenheim wird an neuen Methoden und Konzepten gearbeitet, um die Branche zukunftsfähig zu gestalten. Hier wird aktuell zum Beispiel erforscht, wie man Oberflächenwasser bei starken Regenfällen auffangen und zurück in den Weinberg bringen kann, um Trockenperioden vorzubeugen. Auch an pilzresistenten Rebsorten oder der Keller- und Produktionstechnik der Weinbauern wird geforscht.
Deutsche trinken immer weniger Wein
Insgesamt ist zu beobachten: Der Weinkonsum der Deutschen geht zurück. 2021/2022 hat jeder Deutsche im Durchschnitt rund eine Flasche Wein weniger getrunken als im Vorjahreszeitraum. Diese Statistik hat das Deutsche Weininstitut im Februar veröffentlicht. Die aktuelle Weinkonsumbilanz belaufe sich eine Weinmenge von 19,9 Litern, die theoretisch von jedem Bürger im letzten Weinwirtschaftsjahr konsumiert wurde. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Rückgang von 0,8 Litern Wein bzw. vier Prozent pro Person und Jahr.