Stadt Wiesbaden untersagt Löwen-Show bei Weihnachtscircus
Wiesbaden verbietet Löwen-Show - Dompteur machte wohl falsche Angaben
Das Veterinäramt hat eine Löwen-Show beim Wiesbadener Weihnachtscircus verboten. Bei Kontrollen habe das Amt eklatante Mängel bei tierschutz- und tierseuchenrechtlichen Anforderungen festgestellt, teilte die Landeshauptstadt mit.
Unter anderem habe der Dompteur keine ausreichende Qualifikation im Umgang mit den Tieren vorweisen können. Auch die Unterbringung der Löwen habe nicht den tierschutzrechtlichen Vorgaben entsprochen. „Zum Schutz der Tiere musste entsprechend gehandelt werden“, teilte Tierschutzdezernentin Milena Löbcke mit. Eine Mitarbeiterin des Zirkus sagt auf FFH-Nachfrage, der Löwen-Dompteur aus Tschechien habe falsche Angaben zur Haltung der Raubtiere gemacht.
"Super-Gau" für Betreiber
Die Betreiberfamilie des Zirkus trifft die Entscheidung des Veterinäramts hart: "Die Betreiber waren geschockt und am Boden zerstört. Die kurzfristige Absage der Löwen-Show ist der Super Gau", erzählt die Mitarbeiterin unserem FFH-Reporter. Die Betreiberfamilie habe die Entscheidung des Veterinäramts aber - auch im Hinblick auf den Tierschutz - akzeptiert.
Löwen nicht mehr in Wiesbaden
Insgesamt 14 Löwen hatte der tschechische Dompteur Hynek Navratil mit nach Wiesbaden gebracht. Vorab habe der umstrittene Dompteur Fotos und Videos an den Zirkus geschickt, auf denen eine artgerechte Haltung der Tiere zu sehen gewesen sei, heißt es vom Zirkus in Wiesbaden. Vor Ort seien dann aber Mängel festgestellt worden, die nicht mit den Tierschutzvorgaben in Deutschland vereinbar seien. Inzwischen haben die Raubkatzen Wiesbaden wieder verlassen und befänden sich auf dem Rücktransport nach Tschechien.
Morddrohungen an Betreiber
Durch die geplanten Löwen-Shows hatte der Hass gegen die Betreiberfamilie deutlich zugenommen: Plakate des Zirkus seien beschmiert und zerstört worden, sagt Nadja Frank, die mit ihrem Mann den Zirkus betreibt. Über ihren E-mail-Account habe sie auch schon Morddrohungen erhalten. Außerdem seien am Montag (18.12.) drei Pferdeboxen von Unbekannten aufgebrochen worden. Die freigelassenen Ponys konnte der Zirkus wieder einfangen und erstellte Strafanzeige.
PETA hatte Proteste angekündigt
Die Tierschutzorganisation PETA hatte die Stadt Wiesbaden im Vorhinein bereits heftig kritisiert. „Wiesbaden stellt sich ein Armutszeugnis aus, solche Tierquälerei noch immer zu unterstützen", so PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche, Yvonne Würz. „Die Dressur von Großkatzen für Zirkusauftritte ist gewaltsam, und die Lebensbedingungen der Tiere sind katastrophal.“
Auch Pferde, Hunde und Kamele im Programm
Die Eröffnungsshow des Weihnachtscircus am Donnerstagabend (21.12.) soll wie geplant stattfinden - nur ohne Löwen. Bis zum 7. Januar gastiert der Zirkus auf dem Festplatz Gibber Kerb in Wiesbaden Biebrich. Auf dem Programm stehen neben Artistik auch Dressuren mit Pferden, Hunden und Kamelen. Außerdem hat der Veranstalter nach eigenen Angaben den französischen Clown Tomito engagiert. In diesem Jahr feiert der Weihnachtscircus sein 10-jähriges Jubiläum.