Höhere Kurtaxe: Wiesbaden bittet Übernachtungsgäste zur Kasse
Höchste Kurtaxe in Deutschland - Ab heute fünf Euro pro Nacht in Wiesbaden
Wiesbaden bittet alle Gäste der Stadt kräftig zur Kasse - egal, ob Tourist oder Geschäftsreisender: Pro Nacht werden ab sofort fünf Euro Kurtaxe fällig. Das ist deutschlandweit Spitze, selbst auf der Nobel-Insel Sylt werden nur 3,90 Euro fällig.
Baden-Baden nimmt 3,80 Euro pro Nacht von Gästen der Stadt, in Frankfurt sind es zwei Euro. Wiesbaden will sich damit nicht begnügen, nimmt jetzt satte fünf Euro Grund für die drastische Anhebung: Die Stadtkasse ist leer. So hat die politische Mehrheit aus Grünen, SPD, Linken und Volt noch kurz vor Weihnachten per Haushaltsbeschluss einige Gebührenerhöhungen beschlossen. Die Gewerbesteuer steigt, ebenso wird das Trinkwasser teurer. Und eben auch die Kurtaxe.
SPD: Besser als soziale Leistungen zu kürzen
Die Kurabgabe steigt also von bisher drei auf jetzt fünf Euro pro Nacht. Und muss jetzt auch von Geschäftsreisenden bezahlt werden. Der SPD-Rathaus-Fraktionschef Silas Gottwald begründete den Schritt gegenüber FFH mit dem notwendigen Sparkurs in der Stadt. Als Sozialdemokraten wolle man auf keinen Fall soziale Leistungen für die Bürger kürzen. Da nehme man lieber die Kurtaxe-Erhöhung in Kauf.
IHK fürchtet Touristenschwund
Diese drastische Erhöhung des Kurbeitrags wird aber heftig kritisiert. Die IHK sagt, sie werde die Wettbewerbsfähigkeit Wiesbadens als Ziel touristischer und geschäftlicher Reisen "erheblich beeinträchtigen". Auch der Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA, Kreisverband Hessen, kritisiert die Erhöhung scharf. Statt bisher 800.000 Euro pro Jahr wolle Wiesbaden damit künftig rund vier Millionen Euro einkassieren.
Hoteliers sind sauer
Viele Hoteliers fürchten aber, dass die Übernachtungszahlen deutlich sinken. Auch der Internistenverband, der jährlich den Internisten-Kongress mit über tausend Teilnehmern ausrichtet, ist sauer über die hohe Kurtaxe. Geschäftsreisende und Tagungsgäste hätten gar keine Zeit, die vergünstigten Eintritte wahrzunehmen.
Nur ein paar kleine Rabatte
Kritisiert wird vor allem, dass es für die hohe Kurtaxe keinen echten Gegenwert gebe. Während auf Sylt beispielsweise der Eintritt zum Strand oder in anderen Städten ein Ticket für Bus und Bahn damit verbunden ist, kann Wiesbaden wenig bieten, lediglich einige kleine Rabatte auf Führungen, Eintrittskarten oder für Stadtrundfahrten - und man bekommt in der Spielbank Wiesbaden einen "Glücksjeton". Nach FFH-Informationen strickt die politische Rathausführung aber bereits an Ideen, wie man die teure Kurtaxe mit einem besseren Benefit aufladen könnte, etwa mit einem ÖPNV-Ticket.