Täglich grüßt der Umweg - Das sind Hessens nervigste Baustellen
Baustellen an sich sind nervig. Klar. Besonders nervig werden sie allerdings, wenn sie sich direkt vor der eigenen Haustür befinden und man sie täglich irgendwie umschiffen muss. Dann müssen schon mal Umwege von mehreren Kilometern in Kauf genommen werden. Alles andere als schön, wenn diese Baustellen dann auch noch über einen längeren Zeitraum angelegt sind. Wir haben uns umgeschaut im FFH-Land: Hier kommen Hessens nervigste Baustellen.
Auch auf Hessens Autobahnen kann es sich stauen - ganz ohne Baustelle. Wo es grade stockt, erfahrt ihr hier: Der FFH-Staupilot.
21 km Umleitung in Lorch
Die Sperrung der B42 bei Lorch im Rheingau geht den Menschen in der Region dort besonders auf die Nerven. Die Umleitung ist nämlich 21 Kilometer lang. Von A nach B zu kommen kostet also nicht nur ordentlich Zeit und Nerven, sondern auch richtig Geld.
Gerade jetzt, wo die Benzinpreise gestiegen sind. In der Gegend gibt's auch viele Steigungen und Gefälle, so dass nicht nur die Spritkosten in die Höhe schießen, auch der Bremsverschleiß ist enorm. Der wirtschaftliche Schaden ist extrem hoch. Sogar die Rüdesheimer Bäckerei Dries hat deswegen schon die Filiale in Lorch geschlossen.
Noch bis Mitte November soll die Vollsperrung dauern. Dann rollt der Verkehr erstmal wieder - bis ins Frühjahr 2023. Dann wird wieder alles dicht gemacht, bevor die Baustelle komplett weg sein soll. Die Pendler und Spediteure sind schon frusterprobt: Seit Anfang 2020 laufen die Bauarbeiten. In der Zeit war die B42 schon zweimal vollgesperrt - unter anderem auch weil die Strecke nach dem Hochwasser letztes Jahr unterspült war. Jetzt also die dritte Vollsperrung seit Anfang Oktober. Die Straße wird ausgebaut, dazu gibt's neue Geh- und Radwege. Und weil an der Stelle so wenig Platz herrscht, muss die Bundesstraße komplett dicht gemacht werden, sagt Hessen Mobil.
Bitter auch für Radfahrer: Anstatt flach am Rhein entlang zu fahren, müssen sie durch die Umleitung jetzt 7 km bergauf fahren.
Sperrung in Groß-Zimmern
Seit September 2022 ist die L 3155 zwischen Groß-Zimmern und Klein-Zimmern im Kreis Darmstadt-Dieburg wegen Bauarbeiten gesperrt. Hier wird bis voraussichtlich Mitte 2024 ein 660 Meter langer Rad- und Gehweg gebaut - inklusive einer Fischaufstiegsanlage und zwei Brücken.
Für die Anwohner bedeutet das: Umleitung fahren. Wer als Fußgänger oder Radfahrer von Groß-Zimmern nach Klein-Zimmern und zurück will, der nimmt die Umleitung über den Hans-Geiß-Weg und die Markstraße. Relativ easy, kein großer Umweg. Wer allerdings per Auto von Klein-Zimmern nach Groß-Zimmern will, der muss über die Markstraße bis nach Dieburg fahren und von dort über die Bertha-von-Suttner-Straße zurück nach Groß-Zimmern (bzw. anders herum) - ein Umweg von ca. 4 km.
7 km Umleitung in Echzell
FFH-Hörerin Sarah Rühl aus Echzell hat uns eine Mail geschrieben: "Bei uns gibt's seit September eine Nervbaustelle. An der Horloffbrücke wir saniert oder abgerissen. Deshalb ist die Bisseser Straße voll gesperrt. Wir müssen 7 km Umweg fahren um in den Ort zu kommen. Teilweise sechs Mal am Tag, wenn wir unsere Kinder abholen oder bringen müssen. Was genau wird dort gemacht und warum gibt's keine kürzere Umleitung?"
FFH-Verkehrsreporter Nils Grunwald hat für die Echzeller mal nachgehakt. Was genau wird an der Brücke gemacht? Wie lange dauert die Baustelle? Und warum gibt's keine kürzere Umleitungsstrecke?
Grund für die Baustelle und die damit einhergehende Sperrung ist die Horloffbrücke. Sie ist völlig marode und wird jetzt komplett saniert: Neues Geländer, neuer Fahrbahnbelag, neuer Beton für die Unterseite. Das ganze dauert noch bis Ende des Jahres. Dann soll alles wieder frei sein.
Die Gemeinde sagt: Eine kürzere Umleitungsstrecke wäre nur über Wirtschaftswege möglich. Aber wenn man mehrere Autos da drüber schickt, geht so eine Straße auch schnell mal kaputt, da sie für so einen Verkehr einfach nicht gebaut ist. Zumal es ringsherum auch das ein oder andere Unternehmen gibt, was von LKW beliefert wird.
Im FFH-Land: Verkehrschaos in Alzenau-Hörstein
Gleich hinter der hessischen Grenze ärgern sich die Anwohner im Alzenauer Stadtteil Hörstein: Hier ist seit März 2022 und voraussichtlich noch bis März 2023 die Hauptstraße gesperrt. Die Umleitung führt über die nahgelegene A45. Allerdings: Daran hält sich kaum einer. Stattdessen rauscht jetzt Pendlerverkehr durch Wohngebiete und enge Gassen und Straßen, die eigentlich nur für den "nicht-autobahnfähigen Verkehr" (also Mofas, landwirtschaftliche Fahrzeuge usw.) freigegeben sind, wie auf der Website von Alzenau zu lesen ist.
Anwohner der Hauptstraße müssen übrigens auch irgendwo in den Nebenstraßen einen Parkplatz finden und dann zu ihrem Haus laufen. Wer gerade seinen Wocheneinkauf erledigt hat, ist dann schon mal mit Bollerwagen auf dem Weg nach Hause zu sehen.